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Corona-Pandemie

Nachfrage nach Milchprodukten im Einzelhandel boomt

Eine Kundin kauft im Supermarkt Käse
am Dienstag, 29.12.2020 - 11:00 (Jetzt kommentieren)

Der Lebensmitteleinzelhandel gehört zu den Gewinnern der Corona-Pandemie. Der Absatz von Milchprodukten boomte 2020.

Wohl selten zuvor hat ein einzelnes Ereignis einen so großen Markt so stark beeinflusst wie die Corona-Pandemie den deutschen Lebensmittelmarkt 2020. Die Schließung von Restaurants, Kantinen, Mensen und anderen Großverbrauchern in diesem Frühjahr hat die Verbraucher gezwungen, deutlich mehr Lebensmittel zu ihrer Versorgung im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) einzukaufen. Weniger Auslandsreisen haben zudem den Inlandsmarkt beflügelt.

Die zweite Welle der Pandemie im Herbst hat ähnliche Verschiebungen auf den Absatzmärkten ausgelöst. Der verschärfte Lockdown ab dem 16. Dezember sorgt für wieder steigende Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel.

Lebensmitteleinzelhandel ist Hauptgewinner der Corona-Krise

Zahlen zum Absatz von Milchprodukten im Lebensmitteleinzelhandel

Nach Einschätzung des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) ist der Lebensmitteleinzelhandel somit der Hauptgewinner der Covid-19-Krise. Das ife hat den Absatz von Milchprodukten im abgelaufenen Jahr analysiert. Dabei zeigte sich, dass zum Beispiel der Absatz von Konsummilch im Lebensmitteleinzelhandel von März bis Oktober 2020 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 5,5% auf und 2,34 Millionen Tonnen zunahm.

Auch bei Joghurt, Quark, Sahne und Käse in Selbstbedienung waren beträchtliche Zuwachsraten zu verzeichnen. Der Absatz von Käse in Selbstbedienung legte um 10,3% zu. Bei Joghurt betrug das Plus 5% und bei Sahne sogar 11,9%. Wohl um Kontakte zu vermeiden, kauften die Verbraucher weniger Käse an der Bedienungstheke. Der Absatz von Butter über den LEH kletterte im Berichtszeitraum um beachtliche 8,6% auf 178.400 Tonnen.

Nachfrage nach Biomilch wächst sprunghaft

Die ife-Experten gehen davon aus, dass die Mehrheit der Verbraucher im abgelaufenen Jahr mehr Geld für den Einkauf von Lebensmitteln ausgeben konnte. Denn nicht nur für Restaurantbesuche, sondern auch für Reisen, kulturelle und sportliche Aktivitäten boten sich weniger Gelegenheiten, Geld auszugeben. Offenbar führte dies dazu, dass die Verbraucher beim Essen weniger auf den Preis achten, vermutet das ife.

Dazu passt, dass Bioprodukte stärker gefragt wurden und auch weiterhin ein deutliches Nachfrageplus verzeichnen. Den höchsten Zuwachs im Milchsortiment wies im Jahr 2020 nämlich Konsummilch mit dem Bio-Zeichen auf. So explodierte der Absatz von Biomilch von März bis Oktober 2020 geradezu um 17,7% oder fast 41.000 Tonnen auf rund 271.000 Tonnen.

Milchwirtschaft kommt vergleichsweise gut durch die Pandemie

Das Kieler Institut bescheinigt der Milchwirtschaft, in der Corona-Krise bisher relativ glimpflich davongekommen zu sein, vor allem im Vergleich mit anderen Branchen, auch innerhalb der Land- und Ernährungswirtschaft.

Sich innerhalb kürzester Zeit auf die erheblichen Umwälzungen in den Sortimenten und der Logistik einzustellen, sei für Hersteller und Handel allerdings eine enorme Herausforderung gewesen.

Weltmarkt lässt eine festere Entwicklung erwarten

Aus Sicht des ife deuten die jüngsten Signale vom Weltmarkt nach einer kurzen Schwächephase für die nähere Zukunft auf eine festere Entwicklung bei Milchpulver, Käse und zuletzt auch Butter hin. In Deutschland und Frankreich bleibt die Milchanlieferung hinter den im Vorjahr erzeugten Mengen zurück.

Bis zum endgültigen Vollzug des Brexit zur Jahreswende wurden umfangreiche Mengen an Milchprodukten, vor allem Käse, nach Großbritannien geliefert. Das dürfte die Märkte für Butter und Käse bis zum Jahresende stützen und zum Jahreswechsel für relativ knappe Bestände auf dem Kontinent sorgen.

Hier geht es zu den aktuellen Milchauszahlungspreisen der Molkereien.

Mit Material von ife
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