Das hat unterschiedliche Ursachen. Einige Teilmärkte wachsen jedoch sehr kräftig weiter – wie etwa der Markt für Biofuttermittel. Die gesellschaftlichen Anforderungen werden die Agrarmärkte im nächsten Jahrzehnt weiter verändern. Die Bürger der EU haben dringende und manchmal auch widersprüchliche Erwartungen an Lebensmittel, beobachtet die Komission.
Diese Erwartungen reichen von der preismäßigen Erschwinglichkeit von Nahrungsmitteln bis hin zu Themen wie Gesundheit, Herkunft, Zweckmäßigkeit, Umwelt, Klimawandel und Tierschutz. Die steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wird das EU-Angebot kurzfristig weiter ankurbeln. Mittelfristig könnten die vielfältigen Herausforderungen für die Umstellung auf ökologischen Landbau sowie weitere Marktverschiebungen hin zu anderen „umweltfreundlichen Alternativen“ das Wachstum der ökologischen Erzeugung jedoch bremsen, glaubt die Kommission.
Die Wachstumsraten der Bio-Einzelhandelsumsätze waren bisher überdurchschnittlich hoch. Zuletzt erreichte der EU-Markt etwa 34,3 Milliarden Euro Verkaufswert.
Hohe Auflagen – hohe Kosten
Die Nachfrage nach ökologischen Erzeugnissen wird bis 2030 weiter zunehmen. Die landwirtschaftlichen Systeme im ökologischen Landbau haben sich jedoch auch als "sehr herausfordernd" für die Landwirte erwiesen, da Ökobauern bestimmte Produktionstechniken nicht anwenden können.
Dies führt zum Beispiel auch zu einer höheren Abhängigkeit von Arbeitskräften, da weniger Möglichkeiten für die Verwendung von Pflanzenschutz bestehen und strengere Vorschriften für das Wohlergehen von Tieren und die Einnahme von Medikamenten gelten.
Höhere Produktionspreise für Bioprodukte gleichen Produktions- und Umstellungskosten nicht immer aus, was sich in einer Produktion in der EU niederschlägt, die hinter der Nachfragte zurückbleibt. Trotz dieser Herausforderungen hat der ökologische Landbau in den letzten 10 Jahren kräftig zugenommen und hohe Wachstumsraten weisen darauf hin, dass der Markt noch Potential hat.
Etwa 10 Prozent der Fläche als Bio bewirtschaftet
Die Differenzierung und Entwicklungen der übrigen Märkte könnte das organische Wachstum jedoch bremsen, glaubt die Kommission.Das jährliche Produktionswachstum dürfte sich im zweiten Teil des Prognosezeitraums aufgrund der Herausforderungen für die Umstellung weiterhin fortsetzen, aber niedriger als bisher ausfallen.
Eine weitere Marktdifferenzierung wie etwa die Kennzeichnung (der konventionellen Produktion) mit Null-Pflanzenschutzmitteln, könnte auch das Wachstum des Bio-Marktes bremsen.
Bis 2030 könnte die biologische Fläche der EU etwa 18 Mio. ha oder 10 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche erreichen, gegenüber 7 Prozent im Jahr 2018. Dies entspricht einer Zunahme der Landnutzung von 3 Prozent pro Jahr gegenüber einem jährlichen Wachstum von 5 Prozent zwischen 2006 und 2018.
Eine noch etwas langsamere Entwicklung wird für Dauerweiden und Dauerkulturen prognostiziert, bei denen die ökologischen Erzeugnisse bereits signifikante Anteile erreicht haben (9 Prozent bzw. 12 Prozent im Jahr 2017).
Futtermittelmarkt als Wachstumstreiber
Die Produktion von Bio-Ackerkulturen wird voraussichtlich im Vergleich zu den Weiden und Dauerkulturen schneller zunehmen, da die Produktion noch stark hinter der Nachfrage zurückliegt, insbesondere bei Futtermitteln. Darunter fallen hauptsächlich Getreide- und Ölsaaten, aber auch Zuckerrüben oder Hülsenfrüchte. Für diese Kulturen wird derzeit eine unzureichende Versorgung durch Importe ausgeglichen.
Trotz erheblichen Produktionswachstums könnte die Abhängigkeit von Importen hoch bleiben, da auch die Nachfrage steigt. Die Einfuhren von Bio-Produkten, die in der EU entweder nicht oder nur in geringen Mengen hergestellt werden (z. B. Kaffee, Tee, tropische Früchte und Nüsse), dürften ebenfalls zunehmen.
Bio-Schweine bleiben Nische
Aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von Bio-Futtermitteln wird die Haltung von Bio-Nutztieren voraussichtlich zunehmen. Die ökologische Schweineproduktion ist jedoch nach wie vor sehr schwierig umzusetzen und wird voraussichtlich bis 2030 nur auf 2 Prozent der gesamten Tierbestände begrenzt bleiben.
Der Anteil der ökologischen Geflügelbestände (einschließlich Legehennen) könnte sich von 2,5 Prozent auf 5 Prozent verdoppeln. Im Vergleich dazu ist der Anteil von Bio-Rindern, Schafen und Ziegen bereits hoch, ihr Wachstum dürfte sich deshalb verlangsamen.
Außerdem wird erwartet, dass die Zahl der Bio-Milchkühe weiter wächst, was einem Anteil von 7 Prozent an der Bio-Milchproduktion entsprechen könnte (gegenüber 3 Prozent im Jahr 2017). Das Wachstum bei Bio-Milchprodukten ist hauptsächlich auf die Zunahme der Bio-Käseproduktion zurückzuführen Für die bereits etablierte Bio-Milchproduktion wird ein geringeres Wachstum erwartet.
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