Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Erzeuger- und Lebensmittelpreise

Schrumpfendes Angebot lässt Getreidepreise immer weiter steigen

Blick in ein Getreidelager
am Montag, 17.05.2021 - 15:18 (Jetzt kommentieren)

Getreide hat sich von Februar auf März um 25 Prozent verteuert. Ebenfalls kräftig gestiegen sind die Erzeugerpreise für Raps und Zuckerrüben. Zurückgegangen sind im März dagegen die Preise für tierische Produkte.

Insgesamt stiegen die Erzeugerpreise im Vergleich zum Februar um 4,6 Prozent. Bei den pflanzlichen Erzeugnissen konnten die höheren Preise den Preisrückgang bei den tierischen Produkten also mehr als ausgleichen.

Der Preisanstieg bei den Erzeugerpreisen insgesamt betrug im Vorjahresvergleich, also gegenüber März 2020, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 0,2 Prozent.

Bei den internationalen Lebensmittelpreisen nach dem Lebensmittelpreisindex stellte die Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) einen unverminderten Anstieg fest. So stieg der Index im Vergleich von März auf April 2021 um 1,7 Prozent. Der Vorjahresvergleich ergab eine Erhöhung um 30,8 Prozent. Wie die FAO berichtet, stieg der Lebensmittelpreisindex bereits den elften Monat in Folge. Er habe inzwischen den höchsten Stand seit Mai 2014 erreicht. Dafür seien insbesondere die Preise für Zucker, Öle, Fleisch, Milchprodukte und Getreide verantwortlich.

Hinzu komme, dass in Regionen mit stärkerem Wachstum nach der Corona-Rezession die Nachfrage anziehe. "Dann kommen noch ein paar Wettermeldungen hinzu, in Brasilien laufen wir auf eine relativ schlechte Ernte hinaus, und dann gehen die Märkte natürlich sehr stark nach oben", analysiert Thorsten Tiedemann, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse. 

Steigen die Preise für Getreide und Pflanzenöle weiter, werde das in einigen Monaten für den deutschen Verbraucher im Supermarkt spürbar, erläutert Tiedemann. 

Knappe Vorräte und hohe Nachfrage aus Exportländern

Diagramm für die Erzeugerpreisindizes von 2016 bis 2021

Der deutliche Anstieg bei den Getreidepreisen hält bereits über einen längeren Zeitraum an. Als möglichen Grund für diese Entwicklung sieht das Statistische Bundesamt die hohe Nachfrage aus den Exportländern, in denen die Vorräte knapp sind. 

Unter den pflanzlichen Erzeugnissen fiel der Preisanstieg von 25,2 Prozent im Vergleich zum Februar am höchsten aus. Bereits im Vormonat erhöhten sich die Preise für Getreide durchschnittlich um 20,8 Prozent.

Verglichen mit den Preisen vom März 2020 stiegen die Preise bei den Handelsgewächsen um 31,4 Prozent. Hierzu zählen zum Beispiel Raps und Zuckerrüben, wobei der Raps durch einen Preisanstieg von knapp 41 Prozent maßgeblich zur Verteuerung in der Gruppe der Handelsgewächse beitrug. Das Statistische Bundesamt weist auf die leergeräumten Rapslager von Landwirten, Ölmühlen und Händlern hin. Ein vergleichbarer Preisanstieg sei bereits zehn Jahre her. 

Im Monatsvergleich, also von Februar auf März 2021, konnte das Statistische Bundesamt für alle pflanzlichen Produkte ein Preisplus von fast 14 Prozent feststellen. Ein Aufwärtstrend setzte sich demzufolge nicht bei allen Pflanzenerzeugnissen durch.

In der Auswertung schon einen Monat weiter ist der internationale FAO-Lebensmittelpreisindex. Für den internationalen Maispreis wurde im April 2021 ein Anstieg von 5,7 Prozent verzeichnet. Das sei vor allem auf die in diesem Jahr wahrscheinlich geringere Anbaufläche in den USA zurückzuführen. Die knappe Versorgung mit Mais bei einer anhaltend hohen Nachfrage habe den Preis um 66,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen lassen. Seit Mitte 2013 sei das Preisniveau nicht mehr so hoch gewesen.

Stabil blieben die internationalen Weizenpreise. Zwar hätten der Maispreis und schlechtere prognostizierte Ernteergebnisse in den USA und in einigen Ländern Europas den Weizenpreis gestützt, doch insgesamt seien die globalen Produktionsaussichten gut.

Analysten sprechen von teilweise historischen Preisausschlägen - nicht nur in Bezug auf Getreide, sondern auch bei Mais und Raps. Tiedemann zeigt sich über den gesunkenen Selbstversorgungsgrad in Deutschland bei den Agrarrohstoffen besorgt. Beim Getreide habe Deutschland im letzten Wirtschaftsjahr einen Nettoexport von etwa zwei Millionen Tonnen verzeichnet. "Das sind nicht mal fünf Prozent der gesamten Getreideproduktion, die wir hier übrig haben", erklärte Tiedemann der Deutschen Presse-Agentur.

Obst- und Gartenbau profitiert von verändertem Konsumverhalten

Ebenfalls deutlich gestiegen sind die Erzeugerpreise für Obst. Verglichen mit den Vorjahreszeiträumen betrug das Plus im März 2021 knapp 29 Prozent und 30,8 Prozent im Februar 2021.

Der Gemüse- und Gartenbau schnitt mit Preisen ab, die um 17,3 Prozent höher lagen als im März 2020. Dazu trugen vor allem die um circa 22 Prozent höheren Preise für Pflanzen und Blumen bei, erläutert das Statistische Bundesamt. Die wahrscheinlich wegen Corona gestiegene Nachfrage sei auf ein nur knappes Angebot getroffen. Zu den höheren Gemüsepreisen habe insbesondere der Spargel durch eine Erhöhung von fast 31 Prozent beigetragen. Denselben Preisanstieg ermittelte das Bundesamt für Salat, bei dem das knappe Angebot auf die Witterung zurückzuführen sei.

Kartoffellager leeren sich kaum

Einen anderen Verlauf nahmen die Preise für Speisekartoffeln. Schon seit September 2019 können die Preise nicht mehr mit den Vorjahreswerten mithalten und sinken. Im März gingen sie um 53,4 Prozent und im Februar um 51,7 Prozent im Vorjahresvergleich zurück.

Aus der Gastronomie und den Großküchen fehle die Nachfrage. Zusätzlich fiel die Ernte größer aus als 2019, wodurch das Angebot noch immer umfangreich sei.

Tierische Produkte: ASP und Corona beeinflussen den Markt noch immer

Im Februar 2021 lagen die Preise für tierische Erzeugnisse noch um 7,7 Prozent höher als im März. Von Januar auf Februar betrug das Minus sogar 12,4 Prozent. Die negative Preisentwicklung bei den tierischen Produkten setzt sich also etwas abgeschwächt fort.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Preisrückgang darin begründet, dass die Gastronomie noch immer geschlossen ist und Großereignisse nicht stattfinden. Darüber hinaus schränke die Afrikanische Schweinepest (ASP) den Export von Schweinefleisch in Drittstaaten ein. Allerdings habe sich die Auslastung der Schlachtkapazitäten wieder verbessert und die Grillsaison sei angelaufen. Deshalb sei der Preisrückgang beim Schweinefleisch nicht ganz so drastisch ausgefallen.

Im Vergleich zum März 2020 sei der Preis für Schlachtschweine um fast ein Viertel zurückgegangen.

Wegen des knappen Angebots und einer regen Nachfrage haben immerhin die Preise für Schafe und Ziegen zulegen können – im Vorjahresvergleich um 18,6 Prozent im März und 26,7 Prozent im Februar.

Thorsten Tiedemann vom Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse erwartet wegen der gestiegenen Preise für pflanzliche Produkte künftig eine teurere Fleischproduktion. Dies werde sich dann auch auf die Verbraucherpreise auswirken.

Mit Material von dpa, FAO

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...