Den Satz „Warum liegt hier Stroh?“ muss man sich leisten können. Denn auch wenn die Ernte von Wintergerste in vollem Gange ist, liegen die Preise für Großballen mit 99,95 Euro fast zehn Euro über dem vom letzten Jahr im selben Zeitraum.
Dabei ist eine weitere Prognose schwierig. In den möglichen Preis muss zwangsläufig die fallende Zahl der Tiere, das Angebot an Heu und die steigenden Kosten für Dünger und Energie einfließen. Und nicht nur das: Das Wetter der letzten Wochen hat enormen Einfluss. Die Preise könnten kräftig steigen.
Heu macht den Strohpreis
Stroh kann man nicht für sich betrachten. Denn der trockne Halm des Getreides ist vielfach ein Ersatz für Heu in der Futteration. Zudem dient es auch als Einstreu. Unterm Strich konkurrieren also Rinder- und Schweinehalter mit den Besitzern von Pferden um das Stroh. Jetzt kommt zu Tragen, dass es so wenig geregnet hat.
So betrug der durchschnittliche Niederschlag in Deutschland im Juni 2022 nur 60 Liter pro Quadratmeter. Das vieljährige Mittel war mit 85 Litern pro Quadratmeter wesentlich üppiger. Die Böden sind vielerorts bis in große Tiefen ausgetrocknet. In der Folge schaltet das Gras einen Gang runter; es wächst nicht mehr. Damit ist absehbar, dass das Angebot an Heu deutlich kleiner wird. Die Trockenheit trifft auch die Getreideernte. Und damit korreliert der Strohertrag, nicht nur eine kleinere Kornmenge.
Zahl der Tier rückläufig
Ein wichtiger Faktor ist die Zahl der Tiere, die Stroh als Futter oder Einstreu brauchen. So sank die Zahl der Schweine in Deutschland: Anfang Mai 2022 wurden in Deutschland 22,3 Millionen Schweine gehalten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist das der niedrigste Schweinebestand seit 1990. Damals wurden noch 30,8 Millionen Schweine gehalten.
Ähnliches zeigt der Rinderbestand: Zum 3. Mai 2022 gab es in Deutschland rund 11,0 Millionen Rinder. Das waren zirka 189.900 Tiere beziehungsweise 1,7 Prozent weniger als im Mai 2021. Im Mai 2020 lag die Zahl der Rinder noch bei rund 11,4 Millionen.
Dünger, Energie teurer - so viel muss Stroh kosten
Am Ende entscheiden natürlich Angebot und Nachfrage über den Preis. Dennoch muss er ein bestimmtes Level erreichen, sonst lohnt die Produktion kaum. Immerhin haben sich die Preise für Diesel fast verdoppelt, die für Dünger gar verdreifacht.
Das kann bedeuten, dass es sich möglicherweise lohnt, das anfallende Stroh auf dem Acker zu belassen, um Nährstoffe nicht erst wieder zuführen zu müssen. Nimmt man den jetzigen Preis zum Maßstab, wird die Marge schon sehr knapp. Der Strohpreis sollte bei wenigstens 110 Euro pro Tonne liegen.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.