Von einem an die Lieferanten gerichteten Brief des Discounters Aldi Süd berichtet die Lebensmittelzeitung (LZ). Darin kündigt Aldi Süd an, die rückläufige Entwicklung der Notierung für Schweinefleisch in Form von günstigeren Angeboten für den Kunden nutzen zu wollen. Auch Aldi Nord habe ein solches Interesse geäußert. Die Preise im Handel sollen zum 29. Mai 2020 gesenkt werden. Ein Nachziehen weiterer großer Handelsketten sei zu befürchten. Eine bis zum 1. Mai 2020 rückwirkende Senkung der Einkaufspreise könnte auf die Lieferanten zukommen.
Ausschreibungsverfahren an sprunghaften Markt anpassen
Wegen der besonders seit Jahresbeginn stark schwankenden Preise trat Aldi mit den Wurstlieferanten in Verhandlungen, um die Ausschreibungsverfahren vorübergehend flexibler zu gestalten. Dabei sollen Preisentwicklungen in beide Richtungen abgedeckt werden. Sobald der Schweinefleischmarkt wieder stabiler ist, wolle man wieder auf das derzeitige Verfahren zurückgreifen. Der Discounter spricht von einem „partnerschaftlichem Einvernehmen“, das bei den ständigen Bewertungen des Preises für Wurstwaren zwischen ihm und den Lieferanten herrsche.
Notierungen für Schweinefleisch drastisch gesunken
Die Leitnotierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ist mittlerweile auf 1,60 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht abgesunken, seit einer Woche hält sie sich jedoch stabil auf diesem Niveau. Vorher war Preis innerhalb von neun Wochen insgesamt um 42 Cent gesunken.
Für die Hersteller nehme der Kostendruck in der Corona-Krise durch die geplanten Preissenkungen weiter zu, berichtet die LZ. Auch sei das Vorhaben in der aktuellen politischen Diskussion kein Schritt in die richtige Richtung. Aldi dagegen berufe sich auf die Orientierung an Angebot und Nachfrage sowie auf die Einbeziehung von Qualität und Leistung.
Scharfe Kritik von ISN und Tierschutzbund
Die ISN betont die in der aktuellen Situation unzuverlässigen Absatzwege für Fleisch und das Senden falscher politischer Signale durch den Discounter. Die Lage der Lieferanten noch weiter zu verschärfen, sei „schamlos“ und das Hervorheben von Verantwortung „Heuchelei“.
Diese Auffassung vertritt auch der Deutsche Tierschutzbund: „Wer nur den Profit sieht und die Marktlage ausnutzt, jegliche Missstände offenen Auges ignoriert und Verbrauchern Fleisch und Wurst als Ramschware anpreist, der offenbart das Fehlen jeglichen Verantwortungsbewusstseins: für die Landwirte, die Lohnarbeiter und für die Tiere!"
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