Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Schweinepreise und Export

China: ASP dezimiert Schweinebestände dramatisch

Schweine China
am Dienstag, 16.04.2019 - 12:00

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) dezimiert Chinas Schweinefleisch-Produktion weitaus drastischer als bisher erwartet.

Die Rabobank erwartet einen Rückgang der chinesichen Produktion von 25 Prozent bis 35 Prozent. Der Einbruch der chinesischen Produktion dürfte den europäischen und anderen wichtigen Exporteuren aber große Chancen für umfangreiche Lieferungen nach China bieten. Bereits seit einigen Wochen werden Nachfrage und Preise in Deutschland und Europa von der Importnachfrage der Chinesen angetrieben. Diese Impusle könnten noch erheblich stärker werden. Möglicherweise wird die Nachfrage wegen der extrem hohen Verluste auch auf andere Märkte wie Geflügel und Rindfleisch ausgedehnt.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) war in einer Analyse zur Entwicklung der globalen Fleischmärkte von Anfang April von einem Rückgang der chinesischen Schweine-Produktion von etwa 12 Prozent ausgegangen. Gleichzeitig erwartete das USDA einen  Rückgang der chinesischen Schweinebestände um etwa 15 Prozent auf den niedrigsten Stand seit mindestens 20 Jahren. Auch bei den Importen rechnet das USDA mit einem Rekordhoch. Dennoch bleiben die letzten USDA-Prognosen deutlich unter den derzeitigen sehr pessimistischen Erwartungen der Rabobank. 

Ein Flächenbrand in Südostasien

Schweinebestand in China

Die Rabobank schreibt weiterhin, dass die großen ASP-bedingen Verluste in den chinesischen Sauen und Zuchtschweinebeständen eine Erholung der chinesischen Schweinefleischindustrie erheblich verzögern werden. Der Bestandsaufbau wird trotz vorhandener finanzieller Ressourcen auch durch das Risiko einer erneuten Kontamination weiter erschwert.

Mittlerweile hat sich die Krankheit auch auf Vietnam ausgeweitet. Dort rechnet die Rabobank derzeit mit Produktionsverlusten von über 10 Prozent. Weitere ASP-Ausbrüche werden auch aus Kambodscha gemeldet und die Krankheit könnte sich weiter nach Südostasien ausbreiten, mit erheblichen Folgen für die dortige Produktion, die Versorgung und die Warenströme.

Die Folge dieser Entwicklung werden erhebliche  Verschiebungen der globalen Handelsströme sein um die Nachfrage nach tierischen Proteinen in China und der gesamten Region zu decken. Dadurch entstehen große Chancen für Länder mit einem Export-Überschuss und Liefermöglichkeiten nach China und Südostasien. Diese Entwicklung dürfte nach Meinung der Rabobank-Analysten jedoch auch zu logistischen Problemen führen und die Kosten in der gesamten Lieferkette erhöhen.

Riesige Verluste in China und Versorgungslücke

Schweineproduktion China

ASP ist nach Einschätzung der Rabobank jetzt endemisch in China und die Verluste sind gewaltig. Seit der Entdeckung im August 2018 hat sich ASP mittlerweile in jede Provinz auf dem chinesischen Festland verbreitet. Die Rabobank geht davon aus dass 150 bis 200 Millionen Schweine von ASP betroffen sein könnten. Der daraus resultierende Verlust von bis zu 30 Prozent der chinesischen Schweinefleischproduktion wäre nach Berechnungen der Rabobank fast 30 Prozent höher als die jährliche Produktion in den USA.

Diese Verluste können nicht so einfach durch andere Proteine  bzw. Fleischarten ersetzt werden und auch größere Importe können diese Verlust nicht ausgleichen. Die Rabobank geht davon aus, dass dies zu einer Nettoversorgungslücke von fast 10 Mio. Tonnen in der Gesamtmenge an tierischem Eiweiß 2019 führen wird.

Ungenaue Berichte über die Liquidation der von ASP-betroffenen chinesischer Bestände und regionale Versorgungsungleichgewichte störten offenbar auch die Preisfindung, wodurch die Auswirkungen der Produktionsausfälle verschleiert wurden.  Als die chinesische Regierung die Beschränkungen für die Verbringung von Tieren und Schweinefleisch wieder lockerte, konvergierten die regionalen Preise und stiegen mit den erkennbar werdenden Bestandsverlusten an.

Starke Verschiebung der Handelsströme

Nach Informationen der Rabobank breitete sich ASP im Februar auch auf Vietnam und auf benachbarte Märkte in Südostasien aus. Aufgrund der Gemeinsamkeiten mit der chinesischen Produktion erwartet die Rabobank auch in diesen Märkten beträchtliche ASP-Verluste und ähnliche Schwierigkeiten bei der Eindämmung der Krankheiten wie in China. In weiten Teilen Südostasiens wird es schwierig, die Bestände wieder aufzubauen und eine ausreichende Proteinversorgung zu sichern.

ASP-Verluste in Südostasien werden den weltweiten Proteinmangel verschärfen und die globalen Märkte unter Druck setzen. Die Rabobank erwartet, dass viele verfügbare globale Proteinlieferungen nach China umgeleitet werden, um das wachsende Defizit zu decken.

Diese Verschiebung des Handels könnten Marktvolatilitäten zur Folge haben, die letztendlich zu höheren globalen Protein- bzw. Fleischpreisen führen werden. Der kleinere chinesische Schweinefleischverbrauch wird die Nachfrage nach Geflügel, Rindfleisch, Meeresfrüchten und alternativen Proteinen ankurbeln und zudem die globalen Produktionstrends beeinflussen.

Europa und die USA könnten profitieren

Länder mit einem exportierbaren Überschuss an Fleisch und Zugang zu Märkten in China und Südostasien profitieren von den Auswirkungen von ASP. Die EU, die USA und Brasilien scheinen am besten in der Lage zu sein, auf die gestiegene Importnachfrage nach Schweinefleisch und anderen tierischen Proteinen nach China und Südostasien zu reagieren.

Allerdings ist ASP auch in Teilen Osteuropas wie dem Baltikum, Teilen Polens und Russland endemisch. Das Potenzial, das die Ausfuhren aus bedeutenden Schweinefleisch erzeugenden Ländern wie etwa Deutschland deshalb eingeschränkt werden, besteht nach Einschätzung der Rabobank ebenfalls. 

Die USA sind zwar ein bedeutender Schweinefleischproduzent und -exporteur, doch die derzeitigen Zölle für US-Schweinefleischexporte nach China beschränken den gegenwärtigen Handel. Darüber hinaus sind die USA ein wichtiger Geflügelproduzent und -exporteur, können aufgrund eines im Jahr 2015 verhängten Verbots jedoch nicht nach China exportieren. Wenn die Probleme, die diesen Handelsbeschränkungen zugrunde liegen, nicht aufgehoben werden, könnte dies den Welthandel und die Warenströme erheblich beeinflussen, meint die Rabobank.