Das vermuteten zumindest Experten der Rabobank und andere Analysten. Viele Marktbeobachter gehen nämlich davon aus, dass die offiziellen Zahlen der chinesischen Behörden viel zu niedrig angesetzt sind.
Mitte August hatte das chinesische Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass die Schweineherde und der Sauenbestand im Juli etwa ein Drittel kleiner waren als im Jahr zuvor. Der dramatische Bestandseinbruch ist eine unmittelbare Folge der Afrikanischen Schweinepest (ASP). China ist der mit Abstand größte globale Produzent und Verbraucher von Schweinefleisch.
Mehr Verluste als Schweine in Europa
Die Zahl der in China gehaltenen Schweine lag vor dem Ausbruch der ASP bei etwa 460 Mio. Tieren. Das waren fast 60 Prozent des weltweiten Schweinebestandes. Ein Bestands-Rückgang um ein Drittel bedeutet also, dass 160 Mio. Schweine wegen ASP getötet werden mussten. Das sind mehr Tiere als in der Europäischen Union überhaupt gehalten werden und doppelt so viele Schweine wie in den USA.
Eine Halbierung des Bestandes würde den Verlust von 230 Mio.Schweinen bedeuten: Eine riesige Menge. Nach Einschätzung der Rabobank dürfte es mehr als 5 Jahre dauern, bis sich die Produktion wieder auf das Niveau vor den tödlichen ASP-Ausbrüchen erholt hat. Unmittelbare Folgen von ASP sind ein weltweiter sehr kräftiger Anstieg der Schweine- und Fleischpreise und eine kräftige Zunahme der Exporte von Schweinfleisch (und anderem tierischem Eiweiß) nach China.
Produktion geht langsamer zurück
Analysten hatten vor einigen Wochen geschätzt, dass Chinas Schweinebestand gegenüber dem vorigen Jahr schon um 40 Prozent geschrumpft sei. Das wäre deutlich mehr als die bisherigen offiziellen Schätzungen angeben. Diese gingen zuletzt von Bestandsverlusten zwischen 25 Prozent und zuletzt 33 Prozent aus. Die Erwartung, dass der Bestand noch stärker schrumpft, basiert auf Hochrechnungen der Schlachtindustrie und großer Erzeugerbetriebe.
Den Rückgang der Fleischproduktion hatten die Experten der Rabobank für dieses Jahr allerdings nur auf 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr veranschlagt. Dieser geringere Rückgang der Produktion, im Vergleich zum Bestand, resultiert aus der sehr kräftigen Zunahme der Schlachtungen im ersten Halbjahr 2019 zu Lasten des Bestandes. Im kommenden Jahr dürfte die Fleisch-Produktion nach Einschätzung der Analysten deshalb um weitere 10 bis 15 Prozent sinken.
Weltweite Preisrallye bei Schweinefleisch
Der europäische und deutsche Schweinefleischexport und die weltweiten und europäischen Schweinepreise werden von der wachsenden Versorgungslücke der Chinesen massiv beeinflusst. Im ersten Halbjahr 2019 haben die Länder der Europäischen Union ihre Exporte nach China um 40 Prozent ausgeweitet. Dabei ging knapp die Hälfte aller europäischen Ausfuhren von Schweinefleisch ins Reich der Mitte. Insgesamt belaufen sich die europäischen Lieferungen nach China für diesen Zeitraum auf fast 1,0 Mio. t.
Die Verknappung des chinesischen Angebots und die kräftig wachsenden chinesischen Importe haben weltweit zudem für einen Anstieg der Schweinepreise gesorgt. Und ein Ende dieser Preisrallye ist angesichts der weiteren drastischen Verknappung des chinesischen Angebots nicht in Sicht. In China hatte die immer größer werdende Lücke im Schweinebestand die Preise für lebende Schweine im August über den Rekordwert von 2016 getrieben. Der nationale Durchschnittspreis lag Mitte des Monates bei 23,49 Yuan (3,34 USD) pro kg. Analysten gehen aber davon aus, dass die Schweinefleischpreise in den kommenden Monaten auch diese Rekordwerte übertreffen werden.
Auch bei den großen Exporteuren sind die Preise kräftig gestiegen.In Europa ist das Niveau derzeit 20 Prozent höher als im vorigen Jahr, aus Brasilien meldet man ein Plus von einem Drittel und in den USA sind die Schweinepreise sogar 60 Prozent höher als im vorigen jahr.
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