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Schweinemarkt

Corona-Virus lässt Schweinepreise explodieren

Schweine
am Donnerstag, 13.02.2020 - 08:00 (Jetzt kommentieren)

In China steigen die Preise für Schweinefleisch auch nach dem Neujahrsfest steil an. Die Produktion könnte 2020 weiter schrumpfen, glaubt die Rabobank.

Chinas Schweinefleischpreise steigen kräftig und bewegen sich wieder in der Nähe des Rekordniveaus vom vorigen Jahr. Auch die Verbraucherpreise gehen durch die Decke. Sie erreichten den höchsten Stand seit mehr als acht Jahren, wie Daten des chinesischen Statistikamtes am Montag zeigten.

Die Inflation war aufgrund der starken Nachfrage zum Neujahrfest und der Corona-Epidemie höher als erwartet. Der Grund für den erneuten kräftigen Preisanstieg sind die rigorosen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Virus-Epidemie.

Diese Maßnahmen beeinträchtigen nicht nur den Transport von Schweinen, sondern sie erschwerten auch die Wiederaufnahme der Arbeit in den Schlachtbetrieben. Die Folge ist, dass die ohnehin knappen Fleischvorräte weiter schrumpfen.

Handel und Transport sehr schwierig

China Schweine

Das Corona-Virus hat bereits mehr als 1.000 Menschen getötet und mehr als 40.000 infiziert. In vielen Provinzen wurden die Neujahrsfeiertage um mindestens eine Woche verlängert und die Bewegung der Menschen erheblich eingeschränkt. Die Beschränkungen für den Straßentransport erschweren aber auch den Kauf und den Transport von Schweinen.

"Die starken Einschränkungen beim Straßentransport machen den Kauf von Schweinen ziemlich schwierig", sagte Zhao Yuelei, ein Analyst bei der Landwirtschaftsberatung Cofeed gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Weil die Bestände an schlachtreifen Schweinen niedrig sind, werden die Schweinepreise erneut in die Höhe getrieben.

Die durchschnittlichen Schweinefleischpreise lagen am Dienstag dieser Woche bei 7,34 USD pro Kilogramm, nachdem es vor den Feiertagen etwa 6,89 USD waren. Der bisherige Preisrekord wurde allerdings im vorigen Oktober mit 7,75 USD je Kg erreicht, wie die Daten von Cofeed zeigen.

Schlachthöfe beginnen Arbeit nur langsam

China Schweine

Der starke Preisanstieg steht eigentlich im Gegensatz zu dem Preisverfall, der normalerweise nach der starken Nachfrage der Neujahrstage zu beobachten ist. Straßensperren und Transportverbote haben den Transport von Schweinen zu Schlachthöfen jedoch erschwert. Außerdem lässt die Sperrung vieler Städte und Landkreise zu wenig Personal übrig, um Transport und Schlachtung schneller durchzuführen.

Die Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen bleiben weitgehend bestehen, obwohl das Ministerium für Landwirtschaft gefordert hat, der Lebensmittelproduktion Vorrang einzuräumen, fügte Zhao hinzu. Mehrere große Schlachthöfe haben deshalb erst diese Woche die Arbeit wieder aufgenommen.

Die Logistik- und Arbeitskräfteprobleme vergrößeren nun jedoch die Lücke, die bereits durch die Tötung vieler Schweine wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verursacht wurde. ASP hat Chinas riesige Schweineherde im vorigen Jahr um mindestens 40 Prozent dezimiert.

Hamsterkäufe und hohe Inflation

Fleisch

"Der Schweinefleisch-Konsum bleibt trotz des Ausbruchs des Corona-Virus stark", sagte Xiong Kuan, Analyst bei COFCO Futures, am Dienstag gegenüber Reuters. Peking hatte bereits vor dem Auftreten des neuen Corona-Virus mit einer schwächeren Binnenwirtschaft zu kämpfen, die Unternehmen, Reisen und Lieferketten störte. Der Verbraucherpreisindex (VPI), ein Schlüsselindikator für die Inflation im Einzelhandel, lag im vergangenen Monat bei 5,4 % gegenüber 4,5% im Dezember.

Dabei haben vor allem die explodierenden Preise für Schweinefleisch und für frisches Gemüse die Kosten in die Höhe getrieben. In solchen Situationen horten die Menschen auch Lebensmittel und andere Vorräte. "Das Horten wird höchstwahrscheinlich die Preise zusätzlich in die Höhe treiben" vermutet ein chinesischer Analyst. "Der kräftige Anstieg wurde nicht nur durch die starke Nachfrage vor dem Neujahrsfest verursacht, sondern auch durch die Maßnahmen infolge des Corona-Virus", sagte die chinesische Statistikbehörde am Montag.

Im Januar waren die Schweinefleischpreise 116 % höher als im Jahr zuvor. Der Anstieg gegenüber dem Vormonat betrug 8,5 %. Im Dezember hatte sich der Preisauftrieb zunächst etwas verlangsamt, als die Behörden staatliche Schweinefleisch-Reserven freisetzten, um die Versorgung vor den Feiertagen, einer Spitzenzeit für den Konsum, spürbar zu verbessern.

Rabobank: 2020 schrumpft die Produktion weiter

Schweinestall

"Die Erholung der Produktion erfolgt nur langsam ", sagte der  Analyst Xiong. „Die Verkaufsaufträge für Ferkel und Sauen haben sich in vielen Regionen um einen Monat und sogar noch länger verzögert“, fügte er hinzu. Auch die Produktivität der Sauen ist gesunken, nachdem die großen Verluste in der Sauenherde die Industrie gezwungen hatten, weibliche Schweine, die normalerweise für Fleisch bestimmt sind, nun auch für Zuchtaktivitäten zu verwenden, heißt es weiter.

Die Wiederaufstockung der Bestände in den Farmen erfolgt ebenfalls sehr viel langsamer als erwartet und der Bau neuer Farmen verzögert sich, sagte Xiong. "Die offiziellen Daten des chinesischen Landwirtschaftsministeriums zeigten allerdings, dass der Bestand an Sauen bis Ende Dezember um 2,2 % gestiegen ist, was auf eine mögliche Erholung hindeutet", sagte die Rabobank dieser Tage.

„Wir erwarten auch, dass 2020 mehr Landwirte mit dem Bestandsaufbau beginnen. Da dies jedoch hauptsächlich durch die Aufzucht von Jungsauen erfolgt, wird die Schweinefleisch-Produktion im Jahr 2020 zunächst noch weiter sinken, wahrscheinlich um 15 % bis 20 %“,  vermutet die Rabobank.

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