
Chinas Schweinepreise sind im Dezember erneut drastisch gefallen, nachdem es im November noch nach einer Trendwende aussah. Grund für dieses Zwischenhoch waren offenbar die Sorgen vieler Händler, Landwirte und Analysten, vor einer neuen Welle der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Doch das scheint sich nicht zu bestätigen. Der Bestand wächst und die Preise fallen wieder.
Zum Jahreswechsel lagen die Schweinepreise am chinesischen Terminmarkt in Dalian nur noch bei 13,875 Yuan je kg bzw. umgerechnet etwa bei 1,82 Euro je kg Lebendgewicht. Das waren gut 20 Prozent niedrigere Preise als Anfang November und nicht einmal halb so viel Geld wie im Frühjahr 2021.
Ein Auslöser für den erneuten Preissturz sind die offiziellen Zahlen über die Entwicklung der chinesischen Schweinebestände. Danach meldete das chinesische Landwirtschaftsministerium Ende November einen Sauenbestand von 42,96 Millionen Stück. Das waren 4,7 Prozent mehr Tiere als im Vorjahr. Die Herdengröße ging gegenüber dem Vormonat allerdings um 1,2 Prozent zurück. Grund für den leichten Rückgang dürfte der enorme Preisdruck und die hohen Verluste bei den Schweinehaltern sein, glauben viele Analysten.
China hat seine Schweineherde mit vielen Schweinehochhäusern und gewaltigen Investitionen überraschend schnell wieder aufgebaut, nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP), die 2018 ausbrach, den Schweinebestand drastisch reduziert hatte.
Die chinesischen Schlachthöfe schlachteten in den ersten 11 Monaten des vorigen Jahres rund 235,89 Millionen Schweine. Das waren immerhin 66,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die vom Landwirtschaftsministerium und vom Handelsministerium veröffentlichten Daten.
Schweinepreise brechen erneut ein – aber warum?

Mit dem erneuten Preissturz im Dezember ist der von den chinesischen Medien im November gemeldete Anstieg der Schweinepreise also schon wieder Geschichte – bzw. hat sich ins Gegenteil verkehrt. Nachdem die Schweinepreise im September mit 12.200 Yuan bzw. umgerechnet 1,60 Euro je kg Lebendgewicht ihren absoluten Tiefpunkt erreicht hatten, ging es bis Ende Oktober zunächst auf 17.400 Yuan bzw. um knapp 40 Prozent nach oben.
Viele Beobachter und Analysten glaubten zu diesem Zeitpunkt an eine Trendwende bei den Preisen. Der Grund: Infolge der Bestandsdezimierung durch eine (befürchtete) neue ASP-Welle sowie als Folge der katastrophalen wirtschaftlichen Lage der großen und kleinen Schweineproduzenten. Doch das stimmte offenbar nicht. Denn im Dezember brachen die Preise dann erneut um mehr als 20 Prozent auf 13,875 Yuan je kg ein. Das sind umgerechnet etwa 1,82 Euro je kg Lebendgewicht. Und sie fallen weiter.
„Der zwischenzeitliche Anstieg der Schweinepreise hat einen Konsumschub der chinesischen Verbraucher gezeigt", sagte Wang Zuli, vom Institut für Agrarökonomie und -entwicklung der chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften, gegenüber der Zeitung Global Times. Wang sagte auch, dass aufgrund des starken Rückgangs der Schweinepreise in der ersten Hälfte des Jahres 2021 die Schweinehalter, bei gleichzeitig stark steigenden Futterkosten, sehr hohen wirtschaftlichen Verlusten ausgesetzt waren und weiter sind.
Diese wirtschaftlichen Probleme der Schweinehalter haben die Schlachtung von Schweinen zeitweise enorm beschleunigt und in der zweiten Hälfte des Jahres dann zu einem vorübergehenden Versorgungsengpass geführt. Chinas Schweinefleischangebot ist im November und Dezember dann jedoch wieder spürbar angestiegen, stellte Wang weiter fest.
USDA erwartet für 2022 Bestandsrückgang und Importzuwachs

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet indessen, dass die chinesische Schweinefleischproduktion im Jahr 2022 moderat zurückgeht, da sich der Schweinesektor an die sich dramatisch verändernden Marktbedingungen anpasst. Die Schweinepreise sind seit Anfang 2021 drastisch gefallen und blieben auch während der Nationalfeiertage, die normalerweise einen Anstieg des Schweinefleischkonsums bedeuten, sehr niedrig, sagt jedenfalls das USDA.
Große Schweineerzeuger, die einen Großteil des Jahres 2020 zu außergewöhnlich hohen Preisen sehr viel Geld verdient haben, dürften es in Zukunft erheblich schwerer haben, zumal die Inputpreise bzw. die Kosten weiterhin hoch bleiben, glauben die Marktbeobachter des USDA. Diese Dynamik wird voraussichtlich dazu führen, dass die Schweinefleischproduktion im Jahr 2022 zurückgeht und die Importe wieder ansteigen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, heißt es weiter.
Das USDA erwartet deshalb, dass die chinesischen Schweinefleischimporte 2022 fast 4,8 Millionen Tonnen erreichen, was einem Anstieg von fast 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, nachdem sie 2021 aufgrund der steigenden Schweinefleischproduktion und gedrückter Preise zurückgegangen waren. Die Importe werden jedoch unter dem Rekordwert von 2020 bleiben, als die krankheitsbedingten Versorgungsengpässe beim Schweinefleisch am akutesten waren.
Die sehr niedrigen Preise stellen die chinesische Schweinefleischindustrie jedoch weiter vor sehr große operative und finanzielle Herausforderungen, kommentiert der auch in China tätige Finanzdienstleister Fitch Ratings die aktuelle Entwicklung am Schweinemarkt im Reich der Mitte.
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