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Schweinemarkt und China

China: Schweinepreise im freien Fall – Kollaps am Schweinemarkt?

Schweine.
am Dienstag, 18.01.2022 - 14:27 (Jetzt kommentieren)

Chinas Schweinebestand wächst im D-Zug-Tempo. Die Schweinepreise bleiben auf Tauchstation. Viele kleine Betriebe geben auf. Der Staat fördert Großbetriebe und Schweinehochhäuser. Die Importe gehen zurück, bleiben aber trotzdem relativ hoch.

schweinepreise.

Chinas Schweinefleischproduktion hat im Jahr 2021 um fast ein Drittel zugenommen. Damit ist ein Großteil des durch die Afrikanische Schweinepest verursachten Produktionseinbruchs wieder aufgeholt worden. Die Jahresproduktion erreichte nach Aussagen des chinesischen Statistikamtes im vergangenen Jahr etwa 53 Millionen Tonnen. Das war nur geringfügig weniger als vor dem ASP-Ausbruch 2017.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA)  schätzt den Produktionsanstieg zwar etwas geringer ein, jedoch immer noch gewaltig (siehe unten). Die Erholung der Produktion erfolgte nachdem Peking viele Subventionen zur Unterstützung der großen Schweinebetriebe in den Sektor gepumpt hatte. Die chinesischen Großunternehmen haben viele Milliarden Dollar in den Wiederaufbau der Produktion gesteckt und nicht zuletzt gigantische Schweinehochhäuser und Großanlagen gebaut.

Die Erholung der Produktion ist deshalb früher gekommen, als viele Analysten und auch das US-Landwirtschaftsministerium zunächst erwartet hatten. Das zeigen die im Januar aktualisierte Prognose des USDA ebenso wie die Daten der chinesischen Statistikbehörde. Dort weist man auf ein wachsendes Überangebot hin, das seit Mitte 2021 die Schweinepreise immer weiter nach unten drückt. Während nämlich die Schweinefleischproduktion wieder auf halbwegs normalem Niveau ist, ist die Nachfrage immer noch relativ schwach.

Schweinepreise weiter auf Tauchstation – Was sind die Gründe?

schweineproduktion.

Die Schweinefleischpreise am Terminmarkt in Dalian sind derzeit 65 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Sie geben auch 2022 im Vorfeld der Neujahrsfeiertage weiter nach und lagen zum Beginn dieser Woche nur noch bei 13.500 Yuan je kg Lebendgewicht bzw. umgerechnet bei 1,78 Euro je kg LG. Im vorigen Jahr wurden zu diesem Zeitpunkt fast 30.000 Yuan gezahlt.

Normalerweise ist die Nachfrage vor den Neujahrsfeiertagen besonders rege und das treibt die Preise oft weit nach oben. Das ist dieses Jahr komplett anders. „Der Markt ist nicht mehr der Markt von vor einigen Jahren. Er muss neu ausbalanciert werden“, sagte Pan Chenjun, Senior Analyst bei der Rabobank, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Und er fügte hinzu, dass die Produktion auf der Grundlage der aktuellen Zuchtherde auch im Jahr 2022 weiter wachsen dürfte.  

Nach den Daten den US-Landwirtschaftsministeriums war die Schweinefleischproduktion von 2018 bis 2020 um mehr als ein Drittel auf nur noch 36,3 Millionen Tonnen eingebrochen, nachdem China Mitte 2018 von der Afrikanischen Schweinepest heimgesucht wurde und viele Landwirte die Produktion aufgeben mussten.

Im Jahr 2021 stieg die Schweinefleischproduktion nach den aktuellen Daten des USDA dann jedoch wieder auf 48,85 Millionen Tonnen. Das ist ein Zuwachs von 35 Prozent bzw. etwa 12,5 Millionen Tonnen im Vergleich zum Jahr 2020. Für das laufende Jahr 2022 wird ein weiterer Anstieg der Erzeugung auf 49,5 Millionen Tonnen erwartet.

Der chinesische Schweinebestand erreichte nach den Schätzungen der US-Analysten im Jahr 2021 wieder eine Größenordnung von rund 405,5 Millionen Stück, gegenüber etwa 310 Millionen Schweinen im Jahr 2020. Für 2022 erwartet das USDA – trotz der niedrigen Preise - eine weitere Zunahme auf etwa 410 Millionen Tiere.

Der Staat unterstützt große Betriebe – Importe bleiben relativ hoch

Importe von schweinefleisch.

Das US-Landwirtschaftsministerium hat im Januar im Rahmen eines globalen Ausblicks ebenfalls eine aktualisierte Einschätzung zum gesamten chinesischen Fleischmarkt vorgenommen: Dort wird das gesamte chinesische Fleischangebot im Jahr 2022 auf 79 Millionen Tonnen geschätzt, was gegenüber der vorherigen Prognose 7 Prozent mehr sind.

Grund ist natürlich die Aufwärtskorrektur der Schweinefleischproduktion, die nun voraussichtlich das zweite Jahr in Folge wachsen wird. Kleinere Produzenten werden mit den sehr niedrigen Preisen erheblich zu kämpfen haben, glaubt das USDA. Große Betriebe haben jedoch ebenfalls Probleme die hohen Fixkosten zu decken, die mit der schnellen Erweiterung und Modernisierung verbunden waren. Solange sie jedoch ihre variablen Kosten decken können, zumindest kurzfristig, werden sie den Absturz der Schweinepreise besser überstehen, glaubt das USDA.

Es wird erwartet, dass dies zusammen mit der Unterstützung der Regierung den Trend beschleunigt, der vor allem Anreize für große Betriebe bietet, Schweine zu züchten und zu vermarkten – vorausgesetzt, der Sektor kommt mit der mittlerweile endemischen ASP zurecht.

Das größere Angebot an einheimischem Schweinefleisch wird auch die Importnachfrage belasten. Deshalb hat das USDA die Schweinefleischimporte gegenüber der vorherigen Prognose um 12 Prozent auf 4,2 Millionen Tonnen gesenkt. Damit bleiben die chinesischen  Importe jedoch auch im historischen Vergleich weiter sehr hoch.

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