Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Schweinemarkt in China

Chinas Schweinebauern tief in den roten Zahlen – Ursachen und Folgen

Schweine-AdobeStock_172816734
Thumbnail
Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Donnerstag, 24.08.2023 - 14:36 (Jetzt kommentieren)

Chinas Schweinebauern machen seit Monaten Verluste. Das führt zu einem kräftigen Abbau der Bestände und zu hohen Schlachtzahlen. Das Resultat ist ein Überangebot am Markt und stark sinkende Verbraucherpreise.

Schweinepreise in china.

Schweinhalter in China haben aufgrund niedriger Schweinepreise sieben Monate lang Verluste erlitten, den längsten Zeitraum in der Geschichte. Aber die Situation wird sich in der zweiten Jahreshälfte verbessern“, sagte Ma Xiangjie, Präsident der Tochtergesellschaft Shuanghui Development der WH Group, gegenüber der Presse, berichtet Reuters. 

Ma prognostizierte, dass der durchschnittliche Schweinepreis in der zweiten Hälfte dieses Jahres etwa 16 Yuan (2,08 Euro) pro Kilogramm Lebendgewicht erreichen wird, gegenüber einem Durchschnitt von 15,12 Yuan (1,97 Euro) in der ersten Jahreshälfte. Der durchschnittliche Preis für 2023 würde dennoch deutlich niedriger sein als 2022. 

Aktuell sind die Schweinepreise am Terminmarkt in Dalian wieder gefallen, nachdem es von den Tiefstpreisen im Juli von knapp 15 Yuan, zunächst auf 17,2 Yuan (2,24 Euro) nach oben ging. Aktuell werden die Schweine wieder zu 16,3 Yuan gehandelt (siehe Grafik).

 „Mit der schrittweisen Reduzierung der Sauenbestände ging das Angebot an Ferkeln im ersten Quartal zurück, und es wird erwartet, dass sich die Überangebotssituation im dritten Quartal weiter entspannt“, sagte Zhu Zengyong von der Chinesischen Akademie der Agrarwissenschaften.

 Im Jahr 2023 werden weiterhin niedrige Preise und Keulungen wegen anhaltender und endemischer Tierseuchen erwartet, sagt das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in einem aktuellen Bericht. Das führt immer wieder zu „Panikverkäufen“ bei den Schweinehaltern.

Hohe Schlachtzahlen aufgrund schlechter Preise

Sauenhaltung.

Die Schweinefleischproduktion erreichte im zweiten Quartal den höchsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt, berichtet das chinesische Landwirtschaftsministerium. Niedrige Preise und eine schwache Nachfrage angesichts der angeschlagenen Wirtschaft veranlassten viele chinesischen Schweinehalter dazu, ihre Bestände zu reduzieren, was zu dem sehr kräftigen Anstieg der Schlachtmengen führte. 

Für das gesamte Jahr 2023 erwartet das chinesische Landwirtschaftsministerium derzeit eine Produktion von 55,5 Millionen Tonnen, was einem moderaten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (55,4 Millionen Tonnen) entspricht. Das US-Landwirtschaftsministerium geht in einer aktuellen Marktanalyse indessen von einem deutlich größeren Produktionszuwachs von 56,5 Millionen aus. 

„Die Nachfrage nach Schweinefleisch ist in der zweiten Jahreshälfte saisonal bedingt stärker, was die Angebots- und Nachfragesituation wieder verbessern wird“, sagte Ma Xiangjie von der WH Group. Gleichzeitig erwartet die WH Group, dass die Schweinepreise in den USA und Europa in der zweiten Jahreshälfte von den aktuellen saisonalen Höchstständen zurückgehen werden und die Importe sich so verbilligen.

Corona-Lockdowns verursachten Turbulenzen

Ein strikter COVID-19-Lockdown in China hatte zunächst dazu geführt, dass der Markt zeitweise nicht ausreichend mit Schweinefleisch versorgt wurde und dieses auch nur verzögert beim Verbraucher ankam. Die Preise für Schweinefleisch stiegen daraufhin im Oktober 2022 aufgrund eines knappen Angebotsmarktes sprunghaft an. 

Der anschließende Preisrückgang seitdem ist jedoch auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, darunter dem erneuten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, einem großen Rückstau von Schweinefleisch in den Kühlhäusern und dem wachsenden Angebot auf dem Markt. Dieses Überangebot und der daraus resultierende Rückgang der Schweinefleischpreise haben den auch die Verbraucherpreise in China stark unter Druck gesetzt. 

Trotz des Überangebotes in China und der hohen Weltmarktpreise, erwartet das USDA, dass die Schweinefleischimporte aufgrund der stärkeren Verbrauchernachfrage nach dem Ende der COVID-Beschränkungen im Jahresvergleich etwas höher als 2022 (2,1 Mio. Tonnen) ausfallen werden und 2,3 Millionen Tonnen erreichen. 

Ein weiterer Zuwachs der Einfuhren wird jedoch durch die hohe Inlandsproduktion gebremst. Das USDA  erwartet, dass Spanien, Brasilien, Dänemark, die Niederlande, Kanada und die Vereinigten Staaten die wichtigsten Schweinefleischlieferanten Chinas bleiben werden.

Mit der Anmeldung für den Newsletter haben Sie den Hinweis auf die Datenschutzhinweise zur Kenntnis genommen.
Sie erhalten den agrarheute-Newsletter bis auf Widerruf. Sie können den Newsletter jederzeit über einen Link im Newsletter abbestellen.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...