
Damit liegen die Schweinepreise allerdings immer noch fast 40 % unter dem Niveau vom vorigen Jahr, als die Preise im Mai zweitweise bei 27,750 Yuan je kg Lebendgewicht (3,33 Euro) lagen. Denn eigentlich lassen alle Eckdaten bezüglich der Produktion und der Versorgung eher eine Überversorgung des Marktes erkennen. Doch möglicherweise spielen auch andere Faktoren für den Preisanstieg eine Rolle.
Einig sind sich jedenfalls chinesische und internationale Bobachter nicht. Zum einen verweist man auf die Folgen der massiven Lockdowns, mit zum Teil ausgedehnter Vorratshaltung der Verbraucher in den betroffenen Städten – etwa in Shanghai. Zum anderen könnten nun doch die preisgünstigen Importe fehlen – die beispielsweise im ersten Quartal rund ein Drittel niedriger waren als im vorigen Jahr.
Hinzu kommen die massiven Lieferkettenprobleme. Sowohl bei der Versorgung der Landwirte mit Futter und wichtigen Betriebsmitteln als auch bei der Belieferung der Supermärkte mit Fleisch und anderen Nahrungsmitteln gibt es offenbar Probleme.
Allerdings war die Nahrungsmittelinflation In China zuletzt immer noch deutlich niedriger als in Europa oder in den USA.
Analysten sind überrascht – Nachfrage bestimmt wieder die Preise?

Es ist wahrscheinlich zu früh, um von einem Wendepunkt am Schweinmarkt zu sprechen, sind sich die meisten Analysten einig – sicher ist man sich aber nicht. Erklärt wird der Preisanstieg des weltweit größten Verbrauchers von Schweinefleisch ganz überwiegend mit den massiven Einschränkungen aufgrund von Covid-Lockdowns. Nach Erkenntnissen der chinesischen Analysten von Everbright Futures ist die Sauenherde seit ihrem Höhepunkt Ende 2021 zwar wieder um mehr als 9 % geschrumpft.
Der Sauenbestand bleibt trotz dieses Rückgangs jedoch leicht über dem „normalen Niveau“, heißt es weiter. Gleichzeitig sind langfristigen Aussichten für die Nachfrage aufgrund der massiven Covid-Sperren und einer Umstellung der Ernährung, auf mehr Geflügelfleisch und Rindfleisch, eher düsterer für den Schweinmarkt, heißt es weiter. Das dürfte die mögliche Preiserholung bei Schweinen spürbar begrenzen, sagen die chinesischen Analysten.
„Nachdem das Angebot wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt ist, werden die Nachfragefaktoren die Schweinepreise in der zweiten Jahreshälfte bestimmen“, sagen die Analysten von Everbright Futures gegenüber Bloomberg. Chinas Schweinehalter wurden durch stark steigende Kosten für Tierfutter (wie Sojaschrot und Mais) sowie durch den Einbruch der Schweinefleischpreise zuletzt massiv unter Druck gesetzt.
Der Angebotsüberhang wird nach Einschätzung von ausländischen Beobachtern jedoch nur sehr langsam abgebaut, und bisher wurde erwartet, dass sich die Schweinepreise auch in der zweiten Jahreshälfte nicht wesentlich erholen werden.
Lockdowns bringen Mangel und Preisanstieg
Einwohner von Shanghai berichten auf Social-Media-Plattformen laut der chinesischen Zeitung Global Times, dass sie währen des Lockdowns erhebliche Probleme mit der Beschaffung von Lebensmitteln hatten, die von den örtlichen Behörden verteilt oder online gekauft wurden. Anwohner berichteten beispielsweise von verdorbenem Gemüse, alten oder verdorbenen Fleisch oder Reisnudeln, die von Herstellern ohne Zertifizierung hergestellt wurden. Und von extrem hohen Preisen.
Das Marktaufsichtsamt des Bezirks Songjiang in Shanghai erhielt danach Beschwerden, dass das verkaufte Schweinefleisch verunreinigt war. Es wurde festgestellt, dass Unternehmen das minderwertige Schweinefleisch als „hochwertigen Schweinebauch“ verpackt und in Zusammenarbeit mit Händlern angesichts des Mangels an Grundnahrungsmitteln während der Pandemie zu deutlich überhöhten Preisen verkauft hatten, heißt es bei Global Times.
Insgesamt ist die Nahrungsmittelinflation in China jedoch gering. Geringer als in Europa oder den USA. Der Verbraucherpreisindex stieg im letzten Monat gegenüber dem Vorjahr um 2,1 %, angetrieben durch einen Anstieg der Energie- und Frischgemüsekosten. „Der Hauptgrund war ein Anstieg der Lebensmittelpreise aufgrund steigender Transportkosten und der Wiederauffüllung der Nachfrage aufgrund strengerer Covid-Beschränkungen“, sagten Analysten von Goldman Sachs in einem Bericht.
Deutlich weniger Fleisch importiert – Produktion auf Vorkrisenniveau

Chinas Fleischimporte gingen in den ersten Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark zurück, wie die offiziellen Zolldaten zeigen. Grund ist der Anstieg der inländischen Produktion und der Preisrückgang am Binnenmarkt, was die Nachfrage nach ausländischer Ware spürbar dämpfte.
China führte im Zeitraum Januar bis Februar 1,07 Millionen Tonnen Fleisch ein, was einem Rückgang von 33 % gegenüber 1,6 Millionen Tonnen in den gleichen Monaten des Vorjahres entspricht.
Als die Inlandspreise abstürzen, gingen auch die Importe deutlich zurück. Peking erhöhte außerdem die Einfuhrzölle auf die meisten Schweinefleischprodukte im Jahr 2022. China verzeichnete gleichzeitig von Januar bis März die höchste vierteljährliche Schweinefleischproduktion seit mehr als drei Jahren.
China produzierte in den ersten drei Monaten des Jahres 15,61 Millionen Tonnen Schweinefleisch, 14 % mehr als im Vorjahr, wie Daten des National Bureau of Statistics zeigten. Es war die höchste Quartalsproduktion seit 2018.
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