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Coronakrise und Schweinemarkt

China/Schwein: Mehr Importe trotz Corona – Preise explodieren

China Schweine
am Mittwoch, 25.03.2020 - 12:19 (Jetzt kommentieren)

Chinas Schweinfleischimporte steigen – trotz Coronakrise. Und die Preise für Schweinefleisch gehen durch die Decke.

Chinas Schweinefleischimporte stiegen in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 gegenüber dem Vorjahr um 158 Prozent auf 560.000 Tonnen. Das zeigen die aktuellen chinesischen Zolldaten. Gleichzeitig schossen die Preise für Schweine und Schweinefleisch steil nach oben. Im Februar kostete Schweinefleisch die chinesischen Verbraucher 135,2 Prozent mehr als im vorigen Jahr.

Und ein Ende der Preisrallye ist nicht abzusehen. Die Analysten der Rabobank erwarten für 2020 jedenfalls einen weiteren Rückgang der Produktion von 15 bis 20 Prozent – und kräftig wachsende Importe. Großflächige Stadtsperrungen und Transportbeschränkungen infolge des Ausbruchs des Coronavirus verschärften die bereits bestehenden Versorgungsengpässe, die durch die Afrikanische Schweinepest-Epidemie verursacht wurden.

Insgesamt stiegen die Lebensmittelpreise in China im Februar gegenüber dem Vorjahr um 21,9 Prozent.

Importe wachsen kräftig – trotz Coronakrise

China Schweine

Für viele Beobachter etwas überraschend kam der Zuwachs der Importe in dem Zeitraum, als die Entladung an den chinesischen Häfen aufgrund der Coronavirus-Epidemie kaum noch möglich war und viele Millionen Menschen in Quarantäne zu Hause waren. Die starken Importe in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 von 560.000 Tonnen folgen einer monatlichen Rekordeinfuhr von 270.000 Tonnen im Dezember 2019.

Der starke Zuwachs der Schweinefleisch-Einfuhren, in Verbindung mit unterbrochenen Lieferketten und fehlenden Arbeitskräften, verschärften nach Einschätzung von Analysten den bereits bestehenden Platzmangel an den Häfen zum Anschließen von Kühlcontainern an die Stromversorgung. Trotz der stark wachsenden Importmengen bleibt das Schweinefleisch in China jedoch knapp und teuer.

Deshalb haben die chinesischen Behörden am 20. März erneut 20.000 Tonnen gefrorenes Schweinefleisch aus den staatlichen Reserven versteigert, teilte das China Merchandise Reserve Management Center mit. Damit hat China allein in diesem Jahr bereits 210.000 Tonnen Schweinefleisch aus den staatlichen Reserven freigesetzt, nachdem im Dezember 140.000 Tonnen verkauft wurden

Preisexplosion geht immer weiter

China Strassenverkauf Fleisch

Doch China bleibt wohl auch 2020 mit einem erheblichen Defizit in der Versorgung mit an Schweinefleisch konfrontiert, nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) die Schweineherde stark dezimiert hat und der Sauenbestand 2019 nach derzeitigen Schätzungen um bis zu 60 Prozent zurückgegangen ist. Die Schweinefleischproduktion schrumpfte deshalb im vorigen Jahr um knapp ein Viertel auf ein 16-Jahrestief, wie offizielle Daten zeigten.

Lebende Schlacht-Schweine kosteten vorige Woche in China durchschnittlich etwa 37 Yuan  pro kg Lebensgewicht. Das sind etwa 5,18 USD/kg bzw. 4,81 Euro je kg. Trotz der hohen Schweinepreise in Europa und den USA ist das ein Vielfaches der Preise die Schweinemäster hierzulande erlösen. Allerdings müssen auch die Verbraucher in China deutlich mehr für Schweinefleisch zahlen als in Europa oder den USA. Schweinefleisch ist nämlich in China einer der maßgeblichen Treiber der galoppierenden Nahrungsmittelinflation. Die Schweinefleischpreise waren in China im Februar 135,2 Prozent höher als im Vorjahr. Stadtsperrungen und Transportbeschränkungen verschärften die Versorgungsengpässe, die bereits durch die Afrikanische Schweinepest-Epidemie (ASP) verursacht worden waren.

Insgesamt stiegen die Lebensmittelpreise im Februar gegenüber dem Vorjahr um 21,9 Prozent. Allein die Schweinefleischpreise haben die Gesamtinflation für Verbraucher im Februar um mehr als 3 Prozentpunkte nach oben getrieben und die Lebensmittelpreise auf das stärkste Wachstumstempo aller Zeiten gebracht. Im Gegensatz dazu legten die Verbraucherpreise für Non-Food-Produkte im Februar nur um 0,9 Prozent zu, nachdem sie im Januar um 1,6 Prozent nach oben geklettert waren. Trotz zahlreicher Maßnahmen und Bemühungen hat Peking also weiterhin erhebliche Mühe, die hohe Inflation der Schweinefleischpreise einzudämmen.

Produktion schrumpft auch 2020

schweine China

Obwohl China eine Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um die Erholung seines Schweinebestandes zu beschleunigen, sagen Analysten der Rabobank, dass die Schweinefleischproduktion im Jahr 2020 wohl nochmals um 15 bis 20 Prozent sinken wird. Bereits im Jahr 2019 sind die Importe von Schweinefleisch nach Angaben der chinesischen Zollverwaltung um 75 Prozent auf 2,11 Mio. Tonnen gestiegen, wobei Spanien, Deutschland und die USA die größten Lieferanten waren.

Die Rabobank-Analysten gehen davon aus, dass das Coronavirus die Wiederaufstockung der durch ASP dezimierten Schweinebestände erheblich verzögert. Die Bank erwartet derzeit, dass es voraussichtlich mindestens bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2020 dauern wird, bis sich das Arbeitsniveau, Logistik und andere Voraussetzungen für die Produktion  wieder normalisieren. Chinas Lebensmittelunternehmen und Einzelhändler sind ebenfalls massiv von den Sperrmaßnahmen und den Logistik- und Arbeitskräfteproblemen betroffen.

Als Problem sehen die Rabobank-Analysten auch den Zugriff der chinesischen Behörde auf den inländischen Schweinefleischmarkt und die Preise. Sie schreiben: Wenn die Preise auf dem aktuellen Niveau gehalten werden, könnte das Produktionswachstum ins Stocken geraten, während die Verbraucher von „erschwinglicherem“ Schweinefleisch profitieren. Wenn die Behörden jedoch einen weiteren Preisanstieg zulassen, werden wir wahrscheinlich eine schnellere Erholung der Schweinefleischerzeugung sehen, jedoch zu einem weniger erschwinglichen Preis.

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