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Fleischmarkt und Fleischpreise

Corona-Krise: Turbulenzen am globalen Fleischmarkt

Schlachthof
am Mittwoch, 15.04.2020 - 12:13 (Jetzt kommentieren)

Die Corona-Krise drückt auch auf die globale Fleischnachfrage und stört den Fleischhandel.

Zwei Mitarbeiter beim Zerlegen von Fleisch in einem Schlachthof

Ursache ist neben gestörten Lieferketten vor allem die sinkende Kaufkraft in vielen Ländern. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wird die weltweite Nachfrage der Verbraucher nach Fleisch spürbar dämpfen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in seinem halbjährlichen Überblick zu den Märkten für Rindfleisch, Schweinefleisch und Geflügel.

Das USDA nennt die weitverbreitete Schließung von Restaurants sowie eine Verringerung von Tourismus und Reisen als weitere dämpfende Faktoren. Darüber hinaus haben Störungen im Containerverkehr den Welthandel erheblich beeinträchtigt, indem die nicht entladenen Container die Häfen verstopfen und die Verfügbarkeit zumindest kurzfristig verringern. Das USDA geht davon aus, dass die Auswirkungen der Corona-Störungen erst später in vollem Umfang zu spüren sein werden.

Die Folgen der Marktverwerfungen für den Vieh- und Geflügelsektor werden sich nach Einschätzung der USDA-Experten auf alle Ebenen der Liefer- und Vertriebskette und wohl auch auf die globale Versorgung auswirken.

Neben den starken wirtschaftlichen Folgen von Corona bleiben die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in China und anderen Ländern ein dominierender Faktor auf dem Markt für Schweinefleisch. Die Exporte von Schweinefleisch werden 2020 deutlich zunehmen, da die stark verringerte Produktion in China den Import auf ein neues Rekordniveau treiben wird. Die COVID-19-Pandemie hat die Prognosen jedoch erheblich unsicherer gemacht und wird voraussichtlich den Handel im Jahr 2020 stören.

Rindfleisch: Export wird ausgebremst

Rinderhälften

Die Prognose für die globale Rindfleischproduktion 2020 hat das USDA geringfügig auf 61,5 Millionen Tonnen nach unten korrigiert. Hintergrund sind die mit COVID-19 verbundenen weltwirtschaftlichen Störungen der Rindfleischnachfrage, die die Erzeuger dazu veranlassen, ihre Produktionspläne nach unten anzupassen. Im Jahresvergleich wird die weltweite Rindfleischproduktion 2020 ebenfalls leicht zurückgehen, wobei die schrumpfende Erzeugung in Australien, der EU und Indien durch Wachstum in Brasilien, China und Nordamerika fast ausgeglichen wird.

Die Prognose für den globalen Rindfleischhandel 2020 wurde gegenüber der vorherigen Schätzung um 8 Prozent nach unten revidiert, weil die Nachfrage durch COVID-19 negativ beeinflusst wird. Damit wird der weltweite Rindfleischhandel im Jahresvergleich voraussichtlich um 2 Prozent kleiner ausfallen.

Schrumpfende Einkommen dürften dazu führen, dass die Verbraucher auf kostengünstigere Proteinquellen umsteigen und ihre Essgewohnheiten ändern. Das USDA erwartet, dass ein unter Druck stehender Restaurantsektor die Rindfleischnachfrage sehr negativ beeinflusst, da ein großer Teil des weltweiten Verbrauchs in diesem Segment (Hotels, Restaurants und andere Institutionen) erfolgt.

Schwein: China importiert noch mehr

Schweinehälften

Die Prognose für die globale Schweinefleischerzeugung 2020 wird aufgrund nach unten korrigierter Produktions-Erwartungen für China, wo die Branche enorme Schwierigkeiten hat, sich von den Folgen der Afrikanischen Schweinepest zu erholen, um 2 Prozent auf 94,3 Millionen Tonnen gesenkt. Im Jahresvergleich wird weltweite Produktion voraussichtlich um 7 Prozent niedriger ausfallen, was hauptsächlich auf die geringere Produktion in China, Vietnam und den Philippinen zurückzuführen ist, die alle massiv von der ASP betroffen sind.

Das für 2020 erwartete Produktionswachstum in den USA, Brasilien und in geringerem Umfang auch in der EU-Zollunion (EU27 + UK) gleicht einige der Rückgänge in Asien aus, da die jüngste starke Exportnachfrage die Erzeuger in diesen Regionen dazu veranlasst hat, ihre Herden zu erweitern.

Die weltweiten Schweinefleischexporte werden aufgrund der starken Nachfrage nach Schweinefleisch aus China auf 10,5 Millionen Tonnen erhöht. Chinas Importe werden im Jahresvergleich um knapp 10 Prozent auf 3,9 Millionen Tonnen steigen, was rund 40 Prozent der weltweiten Importe entspricht.

Die Importprognosen für andere Länder wurden für 2020 größtenteils gesenkt. Ein schwächer erwartetes Wirtschaftswachstum und die Auswirkungen von COVID-19 auf die Nachfrage nach Lebensmitteln dürften die Nachfrage nach Schweinefleisch weltweit spürbar dämpfen.

Geflügel: Kostengünstigstes Protein profitiert

Geflügel

Die Prognose für die weltweite Geflügelfleischproduktion wird um 2 Prozent auf 100,5 Millionen Tonnen gesenkt, da die Zuwächse in China die schrumpfenden Prognosen für alle anderen großen Produzenten nicht ausgleichen können. Trotz der Korrektur wird die Weltproduktion 2020 jedoch weiterhin höher sein als im Vorjahr, da die Zuwächse in Brasilien, China und den USA das Minus in der Europäischen Union + Großbritannien, Indien, Thailand und der Türkei mehr als ausgleichen.

Im Vergleich zu rotem Fleisch dürfte die Nachfrage nach Geflügel angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen und aufgrund seiner Position als kostengünstiges tierisches Protein, das in praktisch allen Märkten kulturell akzeptiert ist, robuster sein.

Der weltweite Handel mit Geflügelfleisch wird für 2020 um 4 Prozent auf 11,7 Millionen Tonnen nach unten korrigiert. Abwärtskorrekturen gibt es für alle großen Exporteure, außer für Brasilien. Infolgedessen wird der weltweite Handel mit Geflügelfleisch im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr trotz geringfügiger Zuwächse in Brasilien und den USA um etwa 1 Prozent schrumpfen.

Obwohl beide Top-Exporteure zusammen 60 Prozent des Welthandels bestreiten, werden ihre Exportzuwächse durch die schrumpfenden Lieferungen anderer führender Exporteure (EU27 + UK, Thailand, China und China) mehr als aufgewogen.

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