In Niedersachsen wurden im November 2022 um 16 Prozent weniger Zuchtsauen gehalten als ein Jahr zuvor. Das zeigen die vorläufigen Ergebnisse der November-Viehzählung. Wie das Landesamt für Statistik mitteilte, betrug der Sauenbestand nur noch rund 359.800 Zuchtsauen. Die Anzahl an Ferkeln sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,0 Prozent auf rund 1,8 Millionen Tiere.
Insgesamt wurden in Niedersachsen zum Stichtag nur rund 7,1 Millionen Schweine gehalten; das waren fast 700 000 Stück oder 8,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Innerhalb von zehn Jahren hat die Schweinepopulation um mehr als ein Fünftel abgenommen. Binnen Jahresfrist gaben 500 Schweinehalter die Produktion auf.
ISN spricht von erschreckender Entwicklung
Als „erschreckend“ bezeichnete die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) die neuesten Viehzählungszahlen. Die Ausstiegswelle in der niedersächsischen Schweinehaltung rolle mit voller Wucht und für die noch ausstehenden Ergebnisse aus den anderen Bundesländern sei eine ähnliche Entwicklung zu erwarten.
„Die Multikrise der vergangenen zwei Jahre und die damit verbundenen lang anhaltenden hohen finanziellen Verluste in der Schweinehaltung haben viele Betriebe dazu gezwungen, das Handtuch zu werfen“, erläuterte die ISN. Vor allem die Sauenhalter hätten dem finanziellen Druck nicht mehr Stand halten können.
Schweinehalter vermissen eine Perspektive
Mindestens genauso schlimm ist der Interessegemeinschaft zufolge aber auch, dass es weiterhin an Planungssicherheit und Perspektiven fehlt. „Immer mehr Ordnungsrecht, welches dann auch allzu oft noch im nationalen Alleingang umgesetzt wird, überfordert die Betriebe“, beklagte die Erzeugerorganisation.
Statt die heimische Tierhaltung zu unterstützen, werde diese beispielsweise durch einen mangelhaften Entwurf zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz sogar noch gegenüber ausländischen Anbietern benachteiligt. Um die Ausstiegswelle zu bremsen, braucht es laut ISN zunächst wieder auskömmliche Ferkel- und Mastschweinepreise. Nötig sei aber auch eine verlässliche Politik, die nicht nur die Verringerung der hiesigen Tierhaltung zum Ziel habe, sondern endlich auch wieder Planungssicherheit und Perspektive bringe.
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