
Die Schweinepreise reagieren auf die sich abzeichnenden massiven Absatzprobleme – insbesondere an den asiatischen Exportmärkten. Die heutige VEZG-Notierung bricht um 20 Cent auf nur noch 1,27 Euro je kg Schlachtschwein ein.
Nur Stunden nach der Bestätigung des ASP-Falls in Deutschland hat Südkorea bereits reagiert. Das Land hat die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland komplett untersagt. Weitere Länder dürften folgen, ist zu befürchten – mit katastrophalen Folgen für die Schweinepreise – wie man sieht.
Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) rechnet mit weiteren Auswirkungen auf den Schweinefleischexport in Drittländer. Es sei davon auszugehen, dass kurzfristig die Lieferungen aus Deutschland in Märkte wie China, Japan und Korea vollständig zum Erliegen kommen, erklärte der VDF in Bonn.
Insbesondere Produkte, die hierzulande so gut wie nicht nachgefragt würden, seien von einem Exportstopp betroffen. Dazu zählen nach Auskunft des VDF unter anderem: Pfoten, Ohren, Schwänzchen und Knochen. Deshalb sei nun mit „einer starken Beeinflussung“ der Absatzströme des Schweinefleischmarktes zu rechnen.
Absatzstau und Preisdruck
Ähnlich wie der VDF sieht das auch der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Torsten Staack. Er sagt: "Wird deutsches Fleisch für Asien gesperrt, könnten entsprechende Mengen nicht dorthin abfließen und hierfür müssten natürlich andere Absatzkanäle erschlossen werden. Das wird im Inland mit Sicherheit zu Preisdruck führen".
Der aktuelle Absturz der Preise bestätigt diese Einschätzung. "Bedingt durch die Corona-Krise und die hohen Sicherheitsmaßnahmen produzieren viele Schlachtbetriebe ohnehin nur mit angezogener Handbremse", beschreibt Staack die Lage. Schon jetzt gebe es ein leichtes Überangebot an lebenden Schweinen. Eine Folge der corona-bedingten Schließung des Tönnies-Schlachthofs in Rheda-Wiedenbrück.
Zwar sei der wichtigste Absatzmarkt für Schweinefleisch der deutsche Markt, betonte Staack. Der Export in einige Drittländer – insbesondere nach China – ist für deutsche Exporteure aber ebenfalls enorm wichtig.
Lesen Sie hierzu auch unser UPDATE vom 12.09.2020, 14:00: China verbietet Import von deutschem Schweinefleisch.
Kaniber fordert private Lagerhaltung
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat ihre Berliner Kollegin Julia Klöckner heute in einem offenen Brief aufgefordert, sich bei der Europäischen Kommission zeitnah für Maßnahmen zur Marktentlastung einzusetzen. Konkret fordert Kaniber eine "an den Bedürfnissen der Marktteilnehmer" orientierte private Lagerhaltung.
Zugleich äußert die bayerische Ministerin jedoch die Befürchtung, dass die private Lagerhaltung nur bedingt den gewünschten Effekt erzielen könnte.
Aufgrund der Corona-Auswirkungen seien die Läger derzeit in vielen Fällen noch gut gefüllt. Zudem sei zu befürchten, dass es durch den Wegfall wichtiger Drittlandabnehmer zu schweren Preiseinbrüchen und Verwerfungen auf den Märkten komme.
Veterinärzertifikate: Exporte nicht mehr möglich
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauerbverbandes (DBV), hatte noch am Donnerstag Abend im Ersten deutschen Fernsehen (ARD) gesagt. "Ich hoffe, dass der chinesische Markt offen bleibt".
"Ich hoffe, dass sie eine ähnliche Vorgehensweise wie in der Europäischen Union verfolgen und eine regionalisierte Antwort geben, bei der nur Fleisch aus der betroffenen Region nicht in andere EU-Länder exportiert werden kann", sagte der Bauernpräsident gegenüber der ARD.
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte Rukwied, die deutschen Schweinehalter hätten bereits sehr viele Maßnahmen ergriffen und täten jetzt noch mehr, um das Virus aus ihren Ställen herauszuhalten. Rukwied äußerte sich außerdem besorgt über einen dramatischen Preisrutsch. "Wir appellieren an alle Beteiligten in der Lebensmittelkette, die Krisensituation nicht zulasten der Schweinehalter auszunutzen", sagte der DBV-Präsident.
Die Veterinärzertifikate für den Export von Schweinefleisch in Drittländer enthielten jedoch die konkrete Anforderung, dass Deutschland frei von Afrikanischer Schweinepest sein müsse, hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Freitag mitgeteteilt. Diese Anforderung kann damit seit gestern nicht mehr erfüllt werden.
Die ISN teilte am Freitag deshalb ebenfalls mit: Veterinärzertifikate für Schweinefleischexporte nach China können für Deutschland nun nicht mehr die entscheidenden Worte "frei von Afrikanischer Schweinepest" enthalten. Das heißt auch ganz formal: Danach sind Exporte - nach China - nicht mehr möglich.
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