Die Fleischwirtschaft und der Lebensmittelhandel forderten für Teile des Marktes weiterhin Fleisch von kastrierten Tieren. Die Landwirte seien daher mit der Tatsache konfrontiert, dass unter den gegebenen Marktbedingungen ein völliger Verzicht auf die Ferkelkastration nicht möglich sei, gab der DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken gegenüber dem Nachrichtendienst Agra Europe zu bedenken.
Für die kastrierten Tiere müsse der Handel zukünftig mehr bezahlen, so Krüsken. Damit müsse der zusätzliche Aufwand für das Anwenden zugelassener und erprobter Verfahren der Kastration in Form eines Betäubungs-Zuschlags abgegolten werden. Die Fleischwirtschaft sei gefordert, neue Marktpotentiale für Eberfleisch zu erschließen.
Einheitliche QS-Vorgaben gefordert
Der Bauernverband besteht laut Krüsken darauf, im System der QS Qualität und Sicherheit GmbH einheitliche Anforderungen an zugelassene Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration festzuschreiben. Dies müsse über eine systemweit gültige Liste zugelassener Verfahren erfolgen.
Unabhängig davon hält es der Verband für das Marktsegment "Fleisch von kastrierten Tieren" unverändert für erforderlich, das für alle Tierarten bereits angewandte und bewährte Verfahren der Lokalanästhesie zu akzeptieren. Ebenso sei die lokal Betäubung bei den männlichen Ferkeln durch den Landwirt weiterzuentwickeln und der Praxis zur Verfügung zu stellen, betonte der Generalsekretär. Hierzu sei eine lösungsorientierte Prüfung auf wissenschaftlicher Basis erforderlich.
Die Schweinehalter in Deutschland stehen zum Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration. Das hat der Generalsekretär nochmals bekräftigt. Dem Bemühen, hierbei gänzlich auf die chirurgische Kastration zu verzichten, das auch der DBV grundsätzlich unterstütze, stünden aber heutige Marktanforderungen entgegen, erklärte Krüsken.
Holzenkamp: Verarbeitungskette muss sich endlich klar äußern
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) fordert von der Erzeugungs- und Verarbeitungskette, und insbesondere vom Lebensmitteleinzelhandel ein klares Statement, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Schweinehaltung zu gewährleisten.
„Seit der Fristverlängerung für die betäubungslose Ferkelkastration sind wir bei der Frage, welche tragfähigen Wege Schweinehalter hier in Zukunft einschlagen können, keinen Schritt weitergekommen. Entsprechend groß ist der Frust im gesamten Sektor“, stellte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp bei der DRV-Fachausschusssitzung für Vieh und Fleisch fest.
Er fordert deshalb verbindliche Aussagen, welche Mengen aus welchen alternativen Verfahren zur betäubungslosen Ferkelkastration sie abnehmen können. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden.
Verbraucher auf Eberfleisch vorbereiten
Daher müsse die Branche die Übergangszeit nutzen, um den Fleischmarkt auf Veränderungen, wie Fleisch aus Ebermast vorzubereiten. „Das verpflichtet nicht nur die Bundesregierung, sondern vor allem den Lebensmittelhandel und die Fleischverarbeitung. Nur so kommen wir alle zusammen zu einem guten Ergebnis“, so Holzenkamp.
Mit Ebermast, Betäubung durch Isofluran und Immunokastration stehen derzeit drei Alternativen zur betäubungslosen Kastration zur Verfügung. Holzenkamp: „Doch für keinen dieser Wege gibt es seitens der Abnehmer ein klares Votum. Diese Hängepartie muss endlich aufhören. Andernfalls muss man den Tierhaltern empfehlen, komplett aus der Kastration auszusteigen.“