
Die Fleischwirtschaft sieht das Mercosur-Abkommen weniger dramatisch als Bauernverbände und Rinderhalter in verschiedenen EU-Ländern. Wie der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) gegenüber Nachrichtendienst Agra-Europe mitteilte, dürfte jedoch die tatsächlich die innerhalb von Einfuhrkontingenten gelieferte Zusatzmenge mit rund 16.000 t deutlich geringer ausfallen. Der Verband rät daher zur Gelassenheit. Außerdem könnten sich mit der Handelsvereinbarung auch Möglichkeiten für einen Absatz bestimmter EU-Fleischprodukte in Südamerika ergeben.
Die Europäische Kommission hatte sich vor kurzem mit dem südamerikanischen Mercosur-Block auf ein zollermäßigtes Kontingent von 99.000 t Rindfleisch geeinigt.
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Nach Angaben des VDF gelangten im vergangenen Jahr insgesamt 118.000 t gekühltes und gefrorenes Rindfleisch der Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay über Einfuhrkontingente auf den Binnenmarkt; zudem wurden 44.000 t zum vollen Zollsatz eingeführt. Während sich diese Angaben das auf Produktgewicht beziehen, gilt die im Mercosur-Vertrag genannte Menge für 99.000 t Schlachtgewichtsäquivalent. Da fast das gesamte aus Drittländern bezogene Fleisch knochenlos sei, entspreche das nur etwa 76.000 t entbeinter Ware in Produktgewicht.
Hinzu komme, so der Verband, dass Argentinien und Uruguay in Kürze mit einem Verlust ihres präferierten Zollkontingents von etwa 16.000 t zu rechnen hätten. Bei der Umverteilung des von ihnen belieferten Gesamtkontingentes von 45.000 t Rindfleisch seien den USA bekanntlich 35.000 t zugeschlagen worden. Für Australien und die beiden südamerikanischen Länder blieben nur noch 10.000 t übrig, wovon letztere nur noch zwischen 5.000 t und 7.000 t nutzen könnten.
Zudem geht der VDF davon aus, dass für die bisherigen Einfuhren von gekühltem und gefrorenem Rindfleisch von 44 000 t zum vollen Zollsatz künftig die neuen Kontingente genutzt werden.
EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat für das kommende Jahr die Vorlage einer Folgenabschätzung zu der jüngst getroffenen Übereinkunft zum Mercosur-Abkommen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erklärte hingegen, dass Deutschland das Abkommen begrüße und verwies auf die erzielten Einigungen zum Klimaschutz und die Schutzklauseln zur Einfuhr sensibler Produkte.
Hogan bekräftigte, dass sämtliche von Brasilien, Argentinien sowie Uruguay und Paraguay gelieferten Lebensmittel dieselben Standards wie die in der EU erzeugten Produkte erfüllen müssten. Auf Anfrage von Agrar-Europe, ob dies auch mit Blick auf die Produktionsstandards innerhalb der Landwirtschaft gelte, reagierte der Brüsseler Agrarchef eher ausweichend.
Sicher sei, dass in Europa die Standards nicht gesenkt würden, betonte Hogan. Zudem dürften nur einige Regionen des Mercosur bestimmte Produkte liefern. Auch würden ausschließlich von der EU speziell lizensierte Schlachthäuser die Erlaubnis erhalten, Fleisch nach Europa zu exportieren.
Weitere Informationen zum Mercosur-Abkommen finden Sie in der kommenden August-Ausgabe des agrarheute-Magazins. Es erscheint am 26.Juli 2019.
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