
Der jüngste Preissturz ging offenbar vor allem von der Nachfrage aus. Die deutlich höheren Verbraucherpreise sorgten offenbar für einen empfindlichen Rückgang des Konsums bei allen hochpreisigen Produkten. Und da gehört Rindfleisch mittlerweile dazu. Die Verbraucherpreise für Rindfleisch waren im April fast 20 % höher als im vorigen Jahr.
Die hohe Inflation hat zu einem deutlich preisbewussteren Einkauf der Verbraucher geführt. Man dreht jeden Euro dreimal um, bevor man ihn ausgibt und überlegt genau wofür. Denn für die meisten Menschen sind nicht nur Fleisch und Lebensmittel teurer geworden, sondern auch Strom, Treibstoff, Heizkosten und vieles mehr. Da wird offenbar überall gespart. Auch beim Essen.
Fakt ist: Die Bullenpreise sind von ihren Höchstständen im April bis Anfang Juni um 25 % oder knapp 1,50 Euro gefallen. Für Schlachtkühe haben die Schlachter die Preise um 15 % gedrückt und für Färsen senkte man die Erzeugerpreise um 14 %. Nun scheint sich der Markt aber zu stabilisieren, denn das Angebot ist im längerfristigen Vergleich nach wie vor klein. Doch die Nachfrage war zuletzt noch kleiner.
Das könnte sich aber allmählich ändern, glauben auch die Marktbeobachter der AMI: „Im Laufe des Junis und spätestens im Juli dürfte sich der Markt immer weiter ausgleichen, das vergleichsweise kleine Schlachtviehangebot wird sich wieder deutlicher bemerkbar machen,“ sind die AMI-Experten überzeugt. Leichten zwischenzeitlichen Druck möchte man dennoch nicht ganz schließen.
Auch bei Kühen und Färsen deutet sich nach Einschätzung der AMI ab Mitte Juni eine Stabilisierung des Marktes an. Das kleine Angebot wirkt sich auch bei weiblichen Tieren zunehmend aus, heißt es und die angebotenen Tiere dürften sich spätestens im Juli wieder zügiger absetzen lassen.
Bullenpreise fangen sich wieder – Hohe Kosten belasten
Am Montag, den 13. Juni 2022 nannte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) bundesweit für QS-Ware einen R3-Jungbullenpreis für Fleckvieh und Fleischrassen, in Höhe von 4,50 EUR/kg SG. Das waren eben so viel wie vor einer Woche, jedoch und 1,50 Cent weniger als im April, als Rekordpreise von knapp 6,00 Euro gezahlt wurden.
Für schwarzbunte R3-Jungbullen ermittelte die VEZG diese Woche einen Preis von 4,45 EUR/kg SG. Das waren ebenfalls die gleichen Preise wie in der Vorwoche. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit noch 60 Cent je kg bzw. rund 12 % mehr.
Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Bullen von zuletzt etwa 413 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 1627 Euro je Tier. Das sind noch 126 Euro höhere Erlöse als vor einem Jahr. Trotz des scharfen Preisrückgangs ist das Preis-Niveau bei Bulle also immer noch höher als im vorigen Jahr.
Das Problem mit den deutlich geschrumpften Erlösen sind für die Rinderhalter jedoch die enorm hohen Kosten. Diese sind sowohl für Futter als auch für Treibstoff und Energie nicht im gleichen Maße mitgefallen.
Preise für Kühe und Färsen ebenfalls stabilisiert

Für weibliche Rinder konnten sich die Preise Mitte Juni ebenfalls behaupten. Hier war der Preisrückgang zudem bei weitem nicht so drastisch wie bei Bullen. Die Preise für Schlachtkühe der Klasse O3 (310 kg) lagen nach der Preisfeststellung der VEZG am 13. Juni für die laufende Woche bei 4,30 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht und damit ähnlich hoch wie in der Vorwoche. Für R3-Kühe (310 kg) wurden 4,35 Euro je kg gezahlt - ebenfalls die gleichen Preise wie vor Wochenfrist.
Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit immer noch 55 Cent je kg bzw. 15 % mehr. Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Kühe von zuletzt etwa 327 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 1.422 Euro je Tier. Das sind 178 Euro bzw. 15 Prozent höhere Erlöse als vor einem Jahr.
Für Färsen der Kategorie R3 mit 300 kg SG nannte die VEZG für die laufende Woche einen Preis von 4,70 Euro je kg – und damit ebenfalls die gleichen Preise wie in der Vorwoche. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit immer noch 37 Cent je kg bzw. rund 8 % mehr. Für O3-Färsen wurden 4,35 Euro je kg notiert – das waren die gleichen Preise wie eine Woche zuvor.
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