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Rindermarkt und Rinderpreise

Rinderpreise im Höhenrausch – Rinder sind jetzt Mangelware

Bullenmast.
am Dienstag, 22.03.2022 - 09:12 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Schlachtrinder steigen zweistellig. Bereits in der Vorwoche ging es in ähnlich großen Sprüngen nach oben. Es ist, als ob der Markt komplett leergekauft wäre.

Bullenpreise.

Für Bullen verfehlen die Preise nur noch knapp die 6,0-Euro-Marke. Für Kühe müssen die Schlachter wohl bald 5,0 Euro je kg zahlen. Damit erreichen die Preise eine völlig neue Dimension. Auf breiter Linie setzt sich der Anstieg der Preise für Schlachtrinder EU-weit fort, sagt der Bereichsleiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Albert Hortmann-Scholten. Entsprechende Zahlen hat der Marktexperte beim „Tag der Bullenmäster“ auf verschiedenen Veranstaltungen in Niedersachsen vorgelegt.

Gründe für das Preishoch sind ein kleines Angebot an Jungbullen und ein noch knapperes an weiblichen Kategorien. Außerdem ist die Nachfrage nach Rindfleisch im Lebensmitteleinzelhandle (LEH) trotz steigender Erzeugerpreise gut. Das bestätig auch der AMI-Marktanalyst Tim Koch. Er sagt auf dem Markt für Schlachtrinder ist ein Ende der steigenden Preise nicht in Sicht, wöchentlich werden neue Rekordmarken gemeldet. Zugleich ist das Angebot bundesweit in allen Tierkategorien knapp, die seit Jahren rückläufigen Bestände wirken sich immer deutlicher aus.

Entsprechend ziehen mittlerweile auch die Kälberpreise weiter an. Aber Koch weist noch auf einen anderen Aspekt hin, den man bei aller Freude über die steigenden Preise auf keinen Fall vergessen darf: Die explodierenden Kosten. Vor allem Futtermittel – aber auch Energie und Treibstoff, werden seit Monaten immer teurer. Und mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die Lage noch einmal verschärft.

Rinder bleiben europaweit weiter knapp

Rinderbestand.

Unterstützung bekommen die Preise aber auch aus dem Fleischhandel. Gerade vor Ostern zieht die Nachfrage nach Rindfleisch noch einmal kräftig an. Dabei liegen die Preise im Lebensmitteleinzelhandel schon auf sehr hohem Niveau. Doch angesichts der aktuellen Marktentwicklung dürften sie wohl weiter steigen. Unklar ist noch, wie sich das auf die Nachfrage auswirkt. Allerdings dürfte auch aus anderen EU-Ländern deutlich weniger Rindfleisch auf den deutschen Markt kommen als sonst.

Denn auch bei unseren Nachbarn sind die Preise sehr hoch und das Angebot ist oft sehr knapp. Nach den Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) wurden im November beziehungsweise Dezember 2021 in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 75,65 Millionen Rinder gezählt. Das waren rund 844.000 Stück oder 1,1 % weniger als im Jahr zuvor. Die Rinderherde ist damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gesunken.

Hauptursache für den scharfen Rückgang der Rinderhaltung in der Gemeinschaft war die Entwicklung in den beiden wichtigsten Produktionsländern: Frankreich und Deutschland. Und auch aus Südamerika kommt weiterhin deutlich weniger Ware auf den europäischen Markt. Auch das stützt die Rinderpreise hierzulande nachhaltig.  Und am Weltmarkt wird Rindfleisch weiterhin knapp bleiben, da auch im Rahmen seiner neuen Selbstversorgungsstrategie angekündigt hat, den Import im Jahr 2022 erneut deutlich zu steigern.

Bullenpreise jetzt fast bei 6,00 Euro

Rindfleischproduktion in  Deutschland.

Und erst einmal steigen die Preise für alle Rinderkategorien weiter steil an. Trotz einer fast ununterbrochenen Folge historischer Höchststände bei den Schlachtrinderpreisen in geht es in der letzten Märzwoche am deutschen Schlachtrindermarkt mit den Preisen weiter steil – nämlich zweistellig - nach oben. Das überhaupt vorhandene Angebot kann ohne zügig und fast „zu jedem Preis“ verkauft werden. Die angeboten Stückzahlen blieben dabei vielfach hinter dem benötigten Bedarf der Schlachtunter zurück.

Marktbeobachter der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen rechnen trotz der sehr hohen Preise zudem kaum mit einer Ausweitung des Angebotes, sodass vielfach von anhaltend hohen oder weiter steigenden Preisen ausgegangen wird. Am Montag, den 21.03.2022 nannte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) bundesweit für QS-Ware einen R3-Jungbullenpreis für Fleckvieh und Fleischrassen in Höhe von 5,85 EUR/kg SG. Das waren nochmals 25 Cent mehr als eine Woche zuvor als die Preise bereits um 20 Cent gestiegen waren.

Für schwarzbunte R3-Jungbullen ermittelte die VEZG einen Preis von 5,80 EUR/kg SG. Das waren ebenfalls 25 Cent mehr als in der Woche. Beide Preise sind neue historische Rekordmarken. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit 1,95 Euro je kg bzw. rund 50 % mehr! Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Bullen von zuletzt etwa 413 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 2.395 Euro je Tier. Das sind immerhin 805 Euro bzw. fast 50 Prozent höhere Erlöse als vor einem Jahr.

Preise für Kühe und Färsen kennen kein Halten

Schlachtkuhpreise.

Für weibliche Rinder ging es in der letzten Märzwoche mit den Preisen ebenfalls weiter steil nach oben: Nämlich erneut durchweg zweistellig. Die Preise für knappe Schlachtkühe der Klasse O3 (310 kg) stiegen nach der Preisfeststellung der VEZG am 21. März für die laufende Woche um weitere 20 Cent auf 4,90 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Für R3-Kühe (310 kg) wurden 4,95 Euro je kg gezahlt - ebenfalls 20 Cent mehr als eine Woche zuvor.

Damit werden auch für Schlachtkühe in allen Kategorien neue Preisrekorde erreicht. Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Kühe von zuletzt etwa 327 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 1.619 Euro je Tier. Das sind 615 Euro bzw. 61 Prozent höhere Erlöse als vor einem Jahr.

Für Färsen der Kategorie R3 mit 300 kg SG nannte die VEZG für die laufende Woche einen Preis von 5,35 Euro je kg – und damit ebenfalls 20 Cent mehr als in der Vorwoche. Auch das wäre ein neuer Preisrekord. Für O3-Färsen wurden 4,95 Euro je kg notiert – das waren auch 20 Cent mehr als in der Woche zuvor.

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