
Beim ersten Lockdown im Mai sind die Rinderpreise auf Mehrjahrestiefs abgestürzt. Grund war die Schließung von Restaurants und anderen Gastronomie-Betrieben. Dieser Absatzkanal ist jedoch für die Rindfleischpreise enorm wichtig – gewissermaßen systemrelevant. Die Schließung der Gastrobetriebe sorgten nämlich für einen Absatzstau und einen dramatischen Preissturz bei Rindern und Rindfleisch. Das ließ sich auch durch die Umleitung von Rindfleisch in den Lebensmittelhandel oder in die Direktvermarktung nicht beheben.
Danach brauchten die Preise für Bullen und Schlachtkühe eine ganze Weile um sich wieder zu erholen. Notwendig dafür war vor allem das langsame Hochfahren der Gastronomie sowie die Öffnung von Hotels und Kantinen. Dennoch blieben die Preise – vor allem bei Schlachtkühen – weiterhin deutlich unter der Vorjahreslinie. Bei Bullen sah der Markt zuletzt jedoch gar nicht so schlecht aus. Das könnte mit dem neuen Lockdown aber nun vorbei sein.
Ohnehin waren die Schlacht- und Absatzmengen von Rindern und Rindfleisch die meiste Zeit kleiner als im vorigen Jahr. Dazu haben auch die coronabedingten Schließungen und Auslastungsprobleme einiger Rinderschlachter in Deutschland beigetragen – auch wenn die Lage sicher nicht ganz so schlimm ist wie bei den Schweinebauern. So lag die Kuhschlachtung in der 41ten und 42ten Kalenderwoche im Schnitt 8 Prozent unter dem Vorjahr – bei Bullen betrug der Abstand zur Vorjahresschlachtung für diese beiden Wochen hingegen nur etwas mehr als ein Prozent.
Absatz kommt erneut ins Stocken - Preise fallen wieder

Nun droht im November die erneute Schließung von Restaurants und Gastrobetrieben – oder zumindest eine deutliche Drosselung ihrer Kapazitäten durch strengere Hygieneauflagen und verkürzte Öffnungszeiten. Wie sich der neuerliche Lockdown am Ende auf die Rindfleischpreise auswirkt, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen – zumal die Maßnahmen den gesamten November andauern sollen. Das der Absatz dadurch wieder stärker ins Stocken kommt, scheint ziemlich sicher. Ebenso dürfte der Druck auf die Rinder-Preise zunehmen.
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) bestätigte diese Befürchtung bereits diese Woche. Dort heißt es: „Auch am Schlachtrindermarkt machen sich die coronabedingt reduzierten Schlacht- und Zerlegekapazitäten bemerkbar. Zusätzlich wird die Nachfrage durch die wieder anstehende Schließung der Gastronomie stark gebremst. Das umfangreich verfügbare Angebot auf der Lebendseite wird genutzt, um die Preise für Jungbullen und weibliche Schlachttiere zu drücken.“
Sowohl bei Kühen als auch bei Bullen wurden von der VEZG in der laufenden Woche Preisabschläge von 5 Cent gemeldet. Damit dürften die Preise für R-3-Bullen im deutschen Mittel von 3,64 Euro je kg Schlachtgewicht auf etwa 3,59 Euro je kg absacken und damit auch unter die Vorjahreslinie fallen. Außerdem wird der eigentlich saisonal übliche Preisanstieg bis zum Jahresende mit diesem Preisrutsch abrupt unterbrochen.
Für Schlachtkühe der Handelsklasse O3 bedeutet ein Abschlag von 5 Cent noch einen Auszahlungspreis von 2,50 Euro je kg und für R3-Kühe rutschen die Kurse auf 2,69 Euro je kg SG nach unten.
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