Der Grund für die schnelle Stabilisierung der Rinderpreise liegt auf der Hand: Das Angebot an Schlachtindern bleibt klein. Und es wird vor dem Hintergrund der letzten Viehzählungsdaten sogar weiter abnehmen. Bei Bullen und bei Kühen.
Von dieser Seite droht den Preisen also keine Gefahr – auch wenn es von den Schlachtern immer wieder mal als Argument genutzt wird. Ein Problem könnte jedoch auf der Nachfrageseite entstehen. Denn: Die Verbraucherpreise für Fleisch und viele andere Lebensmittel sind zuletzt kräftig gestiegen. Und sie werden wohl weiter steigen.
Die Preiserhöhungen der Schlachtindustrie und Fleisch-Verarbeiter liegen nach Angaben von Destatis (gewerbliche Erzeugerpreise) mit 31 Prozent deutlich höher als die Verbraucherpreise für Rindfleisch mit 13,6 Prozent gestiegen sind. Dabei geht es gar nicht darum, ob diese Preiserhöhungen notwendig sind oder nicht. Vielmehr dürften die Verbraucher angesichts der massiven Inflation bei Energie, Nahrungsmitteln und anderen Verbrauchsgütern ihr Geld mehr zusammenhalten und mehr sparen als in der Vergangenheit.
Das heißt auch: Die Leute werden weniger hochpreisige Produkte kaufen (und da gehört Rindfleisch mittlerweile dazu). Und sie werden auch auf andere günstigere Produkte ausweichen. Beides führt dazu, dass die Nachfrage sich abschwächt und auch ein kleines Angebot möglicherweise ausreicht oder eben nicht mehr zu höheren Preisen führt.
Sicher ist das natürlich nicht, denn zu Saisonhöhepunkten, wie eben Ostern, Pfingsten oder auch Weihnachten, wird auch für teure Produkte auf jeden Fall mehr Geld ausgegeben und solch ein Nachfrageschub zieht auch die Preise weiter nach oben. Doch erst einmal kommt der Sommer – und da ist die Rindfleischnachfrage traditionell verhalten.
Bullenpreise im Mai unverändert - erstmal

Trotz der jüngsten Preis-Korrektur ist das Niveau sowohl bei Bullen als auch bei Kühen nach wie vor sehr gut. Das Problem sind für viel Rinderhalter derzeit jedoch nicht die Erlöse sondern eher die Kosten. Diese sind sowohl für Futter als auch für Treibstoff und Energie so hoch wie nie zuvor. Da ist es nicht sicher, dass von den guten Preisen auch genug übrigbleibt, um auch noch etwas im Portemonnaie zu behalten oder sogar zu investieren.
Am Montag, den 02. Mai 2022 nannte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) bundesweit für QS-Ware einen R3-Jungbullenpreis für Fleckvieh und Fleischrassen, in Höhe von 5,48 EUR/kg SG. Das war ebenso so viel wie vor einer Woche und knapp 46 Cent weniger als vor 5 Wochen als Rekordpreise von knapp 6,00 Euro gezahlt wurden.
Für schwarzbunte R3-Jungbullen ermittelte die VEZG einen Preis von 5,43 EUR/kg SG. Das waren ebenfalls unveränderte Preise zur Vorwoche und 48 Cent unter den bisherigen Rekordpreise. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit immer noch 1,55 Euro je kg bzw. rund 40 % mehr! Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Bullen von zuletzt etwa 413 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 2243 Euro je Tier. Das sind immerhin 616 Euro höhere Erlöse als vor einem Jahr.
Preise für Kühe und Färsen auf hohem Niveau stabil

Für weibliche Rinder bleiben die Preise in der ersten Maiwoche weitgehend unverändert, nachdem die Kuhpreise zuletzt bereits wieder gestiegen sind. Die Preise für Schlachtkühe der Klasse O3 (310 kg) liegen nach der Preisfeststellung der VEZG am 02. Mai für die laufende Woche unverändert bei 4,90 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Für R3-Kühe (310 kg) wurden 4,95 Euro je kg gezahlt - ebenfalls unveränderte Preise.
In der Woche zuvor waren die Kuhpreise um jeweils 5 Cent gestiegen. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit immer noch 2,00 Euro je kg bzw. rund 68 % mehr! Unterstellt man ein durchschnittliches Schlachtgewicht für R-3-Kühe von zuletzt etwa 327 kg, ergibt sich ein Verkaufserlös von 1.619 Euro je Tier. Das sind 654 Euro bzw. 68 Prozent höhere Erlöse als vor einem Jahr.
Für Färsen der Kategorie R3 mit 300 kg SG nannte die VEZG für die laufende Woche einen Preis von 5,30 Euro je kg – und damit ebenfalls unveränderte Preise zur Vorwoche. Im Jahresvergleich zahlten die Schlachter damit immer noch 1,36 Euro je kg bzw. rund 53 % mehr! Für O3-Färsen wurden 5,05 Euro je kg notiert – das waren ebenfalls die gleichen Preise wie eine Woche zuvor.
Erzeugerpreise für Tiere auf agrarheute
Aktuelle Erzeugerpreise für Tiere: Schweinepreis, Ferkelpreis, Preise für Jungbullen, Nutzkälber und Färsen. Außerdem Kuhpreis und Preise für Sauen. Regionale Preise für Bundesländer finden sie unter: https://markt.agrarheute.com/tiere/
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