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Rindfleischmarkt

Schlachtrinderpreise erreichen neue Rekordhöhen

Rinder im Stall
am Dienstag, 12.10.2021 - 10:42 (Jetzt kommentieren)

Das knappe Angebot an Schlachtrindern treibt die Rinderpreise auf neue Rekordhöhen – und der Trend dürfte anhalten.

Denn in der Europäischen Union trifft eine nach der Corona-Pandemie wieder anziehende Rindfleischnachfrage auf ein nur begrenztes Angebot. Das bedeutet zurzeit Rekordpreise für schlachtreife Tiere. Ende September mussten Schlachtbetriebe in der EU erstmals in diesem Jahrtausend für Jungbullen der Handelsklasse R3 im Mittel mehr als 400 Euro/100 kg Schlachtgewicht (SG) zahlen. In der Woche zum 3. Oktober kletterte der Durchschnittspreis auf 405,79 Euro/100 kg SG.

In Bayern erreichte die amtliche Notierung am 27. September für die Jungbullen R3 frei Schlachtstätte 4,20 Euro/kg. Angesichts rückläufiger EU-Rinderbestände und der saisonal zunehmenden Nachfrage im Herbst und im Weihnachtsgeschäft zeichnet sich zunächst keine Schwäche ab.

Spitzenpreise für Schlachtkühe und Färsen

Erneut teurer geworden sind in der EU auch Schlachtkühe der Handelsklasse O3, nämlich um 1,54 Euro oder 0,5 % auf 334,57 Euro/100 kg SG. Auch dies bedeutet laut Angaben der EU-Kommission ein neues Rekordniveau seit mehr als 20 Jahren. Nach den von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) nach Brüssel gemeldeten Daten war das hiesige Preisniveau mit 357,48 Euro/100 kg nach Schweden das zweithöchste in der EU.

Schlachtfärsen der Handelsklasse R3 erzielten Anfang Oktober im EU-Durchschnitt mit 414,25 Euro/100 kg SG ebenfalls einen langjährigen Spitzenwert, der um 5,06 Euro oder 1,2 % über dem Vorwochenniveau lag.

EU erzeugt deutlich weniger Rindfleisch

Angetrieben wird die Hausse von den rückläufigen Schlachtzahlen. Nach Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) sanken die Rinderschlachtungen in der EU von Januar bis Juli 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,4 % auf 13,01 Millionen Tiere ab. Die EU-Rindfleischerzeugung schrumpfte um 1,2 % auf 3,95 Mio t.

Für den weiteren Jahresverlauf kann bei voraussichtlich zunehmender Nachfrage kaum mit einem größeren Angebot gerechnet werden, denn die Rinderbestände waren zum Zähltermin im Mai beziehungsweise Juni 2021 erneut rückläufig.

Rinderbestand in Deutschland und Frankreich auf historischem Tief

Nach Angaben von Eurostat wurden in diesem Frühjahr in den 13 meldepflichtigen Mitgliedstaaten - auf die rund 92 % des Gesamtbestands in der EU entfallen - 70,35 Millionen Rinder gehalten; das waren fast 400 000 Stück oder 0,6 % weniger als bei der Vorjahreserhebung. In mehreren Ländern, darunter Frankreich und Deutschland, sanken die Bestände auf historische Tiefstände.

Die größten Rinderhalter in der Gemeinschaft, nämlich Frankreich und Deutschland, verzeichneten einen überdurchschnittlichen Herdenschwund. Die französischen Landwirte stockten ihren Rinderbestand um 339 000 Tiere oder 1,9 % auf 18,96 Millionen Stück ab. Hierzulande ging die Population um 247 000 oder 2,2 % auf 11,18 Millionen Rinder zurück.

Der Import von Rindfleisch in die EU geht zurück

Zu dem - gemessen an der Nachfrage - eher knapp verfügbaren Rindfleischangebot in der EU trug auch bei, dass zuletzt weniger Drittlandsware auf den Binnenmarkt gelangt ist. Wie aus Daten der Brüsseler Kommission hervorgeht, belief sich die Einfuhr von Januar bis Juli auf 126 170 t; das waren 5 540 t oder 2,0 % weniger als im Vorjahreszeitraum.

Allerdings ist hierbei noch nicht der stark abgeschwächte Handel mit dem Vereinigten Königreich berücksichtigt, dessen Daten nur für das erste Halbjahr 2021 zur Verfügung stehen. In diesem Zeitraum verringerten sich im Vorjahresvergleich die britischen Lieferungen in die Gemeinschaft um 24 800 t oder 40 % auf 37 130 t. Wird dies eingerechnet, waren die Gesamtimporte der EU an Rindfleisch gegenüber Januar bis Juli 2020 um 27 350 t oder 14,3 % geringer.

Hauptlieferant Brasilien verkaufte in dieser Periode mit 45 820 t im Vorjahresvergleich 4,4 % weniger Ware in die Gemeinschaft, da lange Zeit China der lukrativere Markt war. Nachdem Mitte September bei zwei brasilianischen Rindern die atypische Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) aufgetreten ist, wurde der Handelsstrom jedoch unterbrochen, die Ware könnte wieder vermehrt in die EU gelangen. Die Rindfleischlieferungen aus Argentinien in die EU nahmen wegen Exportbeschränkungen um 10,3 % auf 27 250 t ab; dafür sandte Uruguay mit 27 950 t fast ein Drittel mehr Ware in die Gemeinschaft. Um jeweils rund 20 % gingen die EU-Einfuhren aus den USA und Australien zurück.

Hier geht es zu den aktuellen Rinderpreisen.

Mit Material von AgE
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