
Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen sind der entscheidende Faktor bei der aktuellen Marktentwicklung. In der EU erwies sich die Lebensmittelkette als besonders widerstandsfähig, schreibt die EU-Kommission in ihrem mittelfristigen Ausblick auf die Agrarmärkte. Landwirte und Verarbeiter lieferten in diesen schwierigen Zeiten weiterhin Lebensmittel, heißt es dort. Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte waren während der gesamten Lockdownzeit geöffnet.
Mit der schrittweisen Aufhebung der Coronabedingten Sperrmaßnahmen in der gesamten EU und den Sommerferien sollte die Nachfrage insbesondere in der Gastronomie wieder auf ein normaleres Niveau zurückkehren, glaubt die Kommission. Fakt ist aber auch: Es bestehen weiterhin viele Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung und damit der Entwicklung der Nachfrage in der EU und in der Welt.
Das prognostizierte Ausmaß der wirtschaftlichen Rezession ist so hoch, dass ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit in der EU zu befürchten ist, der sich negativ auf den privaten Konsum auswirken wird, ist die Kommission überzeugt.
Die Auswirkungen der Konjunkturmaßnahmen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Europäischen Haushalt für 2021 bis 2027, und die Stärke der Erholung insbesondere auf den Exportmärkten, dürften Nachfrage und Angebot jedoch ankurbeln, glaubt die Kommission. Das hat direkten Einfluss auf die Preise und damit auch auf die Rentabilität des Agrar- und Ernährungssektors, schreiben die Kommission-Experten in ihren Bericht.
Alle Hoffnung auf den Export nach China?

Die Kommission geht davon aus, dass die Schweinefleischproduktion in der EU 27 im Jahr 2020 moderat zunehmen wird – aber unter dem Niveau von 2018 bleiben wird. Gleichzeitig schrumpft der Verbrauch von Schweinefleisch sehr stark, um fast 3 Prozent – auf den niedrigsten Stand in diesem Jahrtausend. Pro-Kopf werden damit weniger als 30 kg Schweinefleisch verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad der Europäer steigt bei Schweinefleisch damit um fast 5 Prozentpunkte auf satte 136 Prozent.
Gleichzeitig klettert jedoch der Export von Schweinefleisch – insbesondere nach China – auf den neuen Rekordwert von 6,2 Millionen Tonnen. Das sind nochmals 563.000 Tonnen bzw. 10 Prozent mehr als zum bisherige Ausfuhr-Rekord im Jahr 2019. Angesichts der anhaltenden Ausbreitung von ASP in China rechnen die Analysten weltweit mit einem weiteren Rückgang des Schweinebestandes im Reich der Mitte. Dazu dürften auch die aktuellen Überflutungen im Yangtse-Delta und die damit verbundene erneute Ausbreitung von ASP beitragen.
Die Kommission erwartet jedenfalls einen weiteren Rückgang der chinesischen Schweinefleischproduktion um 15 bis 25 Prozent im Jahr 2020. Das gleichzeitig den Bedarf an Importen, heißt es. weiter. Chinas Schweinefleischimporte haben bereits bis April um 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Das kam sowohl der EU, als auch anderen Lieferanten – wie den USA, Brasilien und Kanada – zugute. Die Importanteile der letztgenannten Länder (19%, 9% bzw. 7%) nach China nahmen allerdings auf Kosten der EU-Lieferanten zu (55%).
Die Schweinepreise sind im Jahr 2019 sehr kräftig gestiegen – zeitweise deutlich über die Marke von 2,0 Euro. Hauptgrund war der Chinaexport. Während der Coronapandemie fielen die Kurse dann jedoch unter den 5-Jahres-Durchschnitt. Grund war die wegbrechende Nachfrage aus dem Foodservicebereich.
In den letzten Wochen haben sich die Schweinepreise zumindest stabilisiert, nachdem sich die Nachfrage aus dem Foodservice und die weltweite Nachfrage wieder erholt haben. In Deutschland bewegen sich die Schweinepreise seit einigen Wochen seitwärts – bei 1,47 Euro je kg.
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