Der Handelsstreit, den US-Präsident Donald Trump auch im Agrarsektor angezettelt hat, kann sich positiv auf die EU-Schweinefleischexporte auswirken, zum Beispiel nach Mexiko und China. So ist Mexiko der wichtigste Abnehmer von US-Schweinefleisch.
Laut EU-Agrarkommissar Phil Hogan gehe es dabei insgesamt um 350.000 t Schweinefleisch, das Mexiko jährlich einführt, meldet dpa. Mexiko will seinen Markt für Importe aus Europa und anderen Ländern weiter öffnen, um einen möglichen Rückgang von US-Importen nach der Einführung von Vergeltungszöllen auszugleichen, so Hogan. Sollten sich die Exporthoffnungen im Jahresverlauf bestätigen, könnte sich dies positiv auf die deutschen Schweinepreise auswirken.
Seit Anfang Juni erhebt Mexiko als Antwort auf US-Zölle für Stahl und Aluminium eine Einfuhrabgabe von 10 Prozent auf unverarbeitetes US-Schweinefleisch, die ab dem 5. Juli 2018 auf 20 Prozent steigen wird. Mehr als 80 Prozent des von den USA nach Mexiko gelieferten Schweinefleischs gehören in diese Kategorie und sind vom Strafzoll betroffen.
Tönnies hat bereits geliefert
Nach Einschätzung von Dan Halstrom, Präsident der amerikanischen Exportorganisation (USMEF) für Fleisch wird der Export von zollbelastetem Schweinefleisch nach Mexiko in Zukunft „eine Herausforderung“ sein. „Die US-Industrie wird sich gegen Wettbewerber wehren müssen, die plötzlich einen erheblichen Zollvorteil haben und eine klare Öffnung auf dem mexikanischen Markt sehen", warnte Halstrom.
Das mexikanische Landwirtschaftsministerium hat bereits die heimischen Fleischproduzenten ermuntert, sich nach neuen Lieferanten umzusehen. In Frage kämen neben Kanada, Chile, Australien und Neuseeland auch mehrere Länder der Europäischen Union, von denen die Gesundheitsanforderungen erfüllt würden.
Der deutsche Fleischkonzern Tönnies hat vergangene Woche, nach vorheriger Zulassung, bereits eine erste Schweinefleischlieferung von 27 t nach Mexiko ausgeführt.
Auch in China sind Einbußen für USA möglich
China erhebt wegen der Handelsstreitigkeiten bereits seit Anfang April einen zusätzlichen Zoll von 25 Prozent auf US-Schweinefleisch, was die Einfuhrbelastung insgesamt auf 37 Prozent steigen ließ. Zwar blieb das US-Ausfuhrvolumen bei der frischen und gefrorenen Ware von Januar bis April mit 51.080 t auf dem Vorjahresniveau recht stabil, doch erwartet die USMEF durch die Verdreifachung der Einfuhrzölle für die Folgemonate deutliche Einbußen.
„Der Zollnachteil hat negative Auswirkungen auf die US-Industrie und er hat die Preise für wichtige Exportartikel gedrückt", berichtete Halstrom. Es sei eine Situation entstanden, in der die Konkurrenz die zusätzlichen Kosten für amerikanisches Schweinefleisch ausnutze.
In den ersten drei Monaten waren die EU-Schweinefleischexporte mit 357.640 t knapp 11 Prozent niedriger als im Vorjahr.
Bisher noch Rekord für US-Schweinefleischexporte
Die US-Exporteure von Schweinefleisch haben sich im ersten Jahresdrittel 2018 über den besten Absatz aller Zeiten freuen können. Nach Angaben der USMEF wurden im April insgesamt 230.050 t Schweinefleisch einschließlich Verarbeitungsware ins Ausland verkauft. Das war so viel wie noch nie in einem Monat. Von Januar bis April war im Vergleich zum Rekordniveau der Vorjahresperiode ein Exportplus von 4,3 Prozent auf 866.350 t zu verzeichnen. Die Ausfuhrerlöse legten sogar um 8,9 Prozent auf 2,29 Mrd. US-Dollar oder 1,94 Mrd. Euro zu.
Neben höheren Ausfuhren nach Südkorea war vor allem der flotte Absatz beim wichtigsten Kunden Mexiko verantwortlich für das bis dato gute Exportergebnis. Im April wurde gut ein Drittel mehr US-Schweinefleisch ins Nachbarland verkauft als im Vorjahresmonat. Gegenüber den ersten vier Monaten 2017 nahm die Menge um 6,6 Prozent auf 282.675 t zu.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.