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Schweinemarkt und Schweinepreise

Schweinepreise: Absturz geht weiter – Lage ist dramatisch

schweine.
am Mittwoch, 18.11.2020 - 15:31 (1 Kommentar)

Die Preise für Schweine brechen erneut ein. Der Grund: Der massive Preisdruck am europäischen Binnenmarkt.

schweinepreise.

Die Hoffnung vieler Landwirte, die sich auf das Hochfahren der Tönnies-Zerlegung gerichtet haben, wurden leider nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Schweine-Preise stürzten nochmals tief nach unten – auf ein Niveau, dass die Bauern zuletzt vor 9 Jahren gesehen haben. Auslöser für den weiteren dramatischen Preisabschlag dürften die massiven Einbußen durch die Schließung der Gastronomie und die Konsequenzen für das Weihnachtsgeschäft gewesen sein.

Damit dürfte der gewaltige Angebotsstau am Lebendmarkt nicht so schnell kleiner werden, obwohl Tönnies in Rheda-Wiedenbrück seit Montag eine coronakonform umgebaute Zerlegelinie für Schinken in Betrieb genommen hat. "Damit wird jedoch das Wachstum des Überhangs von aktuell etwa 600.000 Schlachtschweinen gestoppt. Natürlich ist die Notlage der Schweinehalter dadurch längst nicht gelöst, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) Torsten Staack.

Und der Druck auf den Schweinemarkt ist nicht nur in Deutschland groß: Die niederländische Preis-Notierung rutschte zuletzt sogar noch unter das schon sehr niedrige deutsche Preisniveau. Nachdem die großen niederländischen Schlachter ihre Auszahlungspreise nach unten setzten, wurde nachträglich auch die so genannte Beurspreis-Notierung nach unten korrigiert. Für die laufende Kalenderwoche folgte ein weiterer Preisabschlag.

Damit bleibt der Konkurrenzdruck am innereuropäischen Schweine- und Fleischmarkt extrem hoch. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter berichtete, dass es "aggressive Preisofferten insbesondere aus Deutschland und Dänemark am Markt gibt".

Deutschland ist seit dem Ausbruch der ASP zudem für den Export von Schweinefleisch in wichtige Drittländer wie China gesperrt. Und auch aus Dänemark wurden die Exporte von wichtigen Schlachtstandorten ins Reich der Mitte zuletzt ausgesetzt. Dieses Fleisch sucht nun am Binnenmarkt Abnehmer - zu extrem niedrigen Preisen.

Überhang wird ganz langsam kleiner

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Durch die Inbetriebnahme der umgebauten Zerlegung bei Tönnies in Rheda ist jedoch ein Wendepunkt beim Schweinestau möglich, glaubt die ISN. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers von Tönnies kann das Unternehmen in Rheda nun bis zu 40.000 Schweine in der Woche zusätzlich verarbeiten und so die Schlacht- und Zerlegekapazitäten erreichen, die vor der Corona-bedingten Stilllegung im Juni möglich waren.

Unter den Voraussetzungen, dass keine weiteren Corona-bedingten Einschränkungen auftreten, könnten dann bis Weihnachten bis zu 100.000 Tiere vom Schweinestau abgebaut werden. Mit den entsprechenden unterstützenden Maßnahmen könnte diese Zahl sogar noch größer ausfallen, sagt die ISN.

ISN-Marktanalyst Klaus Kessing beschreibt das Problem folgendermaßen: "Wie schnell das Wiederhochfahren der Auslastung der Schlacht- und Zerlegekapazitäten erreicht wird, entscheidet darüber, ob die prognostizierte Million Schweine im Überhang bis zum Jahresende vermieden werden kann.

Aber es gibt noch ein Problem: Über die Feiertage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel kommen durch fehlende Schlachttage nochmals mehr als 300.000 Schweine zum Stau hinzu.

Schweinepreis stürzt noch weiter ab – auf 1,19 Cent

Vor dem Hintergrund des weiterhin durch Überhänge gekennzeichneten Angebotes zu Schlachtung bestimmter Schweine kann dem Preisdruck der Schlachtunternehmen nicht ausgewichen werden. Deutlicher reduzierte Preise sind in der neuen Schlachtwoche die Folge, berichtet die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG).

Die VEZG meldet für den Zeitraum vom 19. November bis zum 25. November einen Schweinepreis von nur noch 1,19 Euro je Indexpunkt. Zur vorigen Notierung sind die Preise damit um 8 Cent gefallen – auf den tiefsten Stand seit Januar 2011. Die Preisspanne wurde mit 1,19 bis 1,27 Cent angegeben.

Die Menge der zur Vermarktung angemeldeten Schweine war erneut sehr hoch und wurde mit 328.000 angegeben. Das waren 13 Prozent mehr als in der Vorwoche, für die 289.300 Schweine abgerechnet wurden. Das durchschnittliche Schlachtgewicht wurde mit 100,9 kg angegeben. Das ist im Vergleich zur Vorwoche ein weiterer Anstieg um 0,2 kg.

Ferkelpreise unverändert niedrig

Ferkelpreis.

Am deutschen Ferkelmarkt hat die schwierige Lage Bestand. Die Preise verbleiben in der aktuellen Woche auf unverändert niedriger Basis, berichtet die VEZG.

Der Preis für 25-kg-Ferkel (200er Gruppe) wird für den Zeitraum vom 16. November bis 22. November weiterhin nur mit 27 Euro je Stück angegeben.

Gegenüber der Vorwoche blieb der Ferkelpreis damit unverändert.

Sauenpreise folgen Schlachtweinen nach unten

Die Schlachtsauenpreise geraten in den Sog fallender Schweinepreise. Die Auszahlungspreise fallen in der neuen Schlachtwoche ebenfalls spürbar geringer aus, berichtet die VEZG.

Für den Zeitraum vom 19. November bis zum 25. November, wurde der Preis mit 0,65 Euro je kg SG angegeben. Gegenüber der Woche davor, wurde der Durchschnittspreis damit um 6 Cent gesenkt.

Die Preisspanne wurde mit 0,65 Euro bis 0,71 Euro angegeben.

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