Die Schweinepreise sind diese Woche deutlich gefallen. Offenbar sitzen die Schlachter wieder einmal am längeren Hebel. Sie wollen vor dem Hintergrund des etwas größer werdenden Schweine-Angebots weniger Geld ausgeben.
Außerdem geben im Fleischhandel vor allem die Preise für Grillartikel deutlich nach, beobachtet die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG). Dieser Trend könnte sich sogar noch verstärken, befürchten die Beobachter der VEZG.
Der Grund: Immer mehr Vermarkter berichten, dass die Konsumenten durch die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten sehr viel preissensibler reagieren. Gebremst wird die negative Entwicklung möglicherweise durch einen anderen Aspekt. Der sonst typische saisonale Anstieg des Schweineangebots ist in diesem Jahr durch die deutlich zurückgegangen Schweinebestände weniger ausgeprägt, sagt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter.
Dennoch sind die Angebotszahlen wieder etwas größer als noch im August. In der Folge ging die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften am Mittwoch sehr deutlich um 10 Cent auf 2,00 Euro/kg SG zurück.
Der Preisrückgang erfolgt bei einem ohnehin nicht kostendeckenden Preisniveau sowie stark gestiegenen Kosten in der Schweinehaltung für Futter und Energie, sagt die ISN. „Zum jetzigen Zeitpunkt würden allein für eine Kostendeckung in der Ferkelerzeugung und in der Mast Schlachtschweinepreise von mindestens 2,50 Euro je kg SG benötigt", sagt ISN-Marktexperte Klaus Kessing.
Schweinehalter mit dem Rücken zur Wand
Die Folgen dieser angespannten wirtschaftlichen Lage sind bereits gut zu sehen. Allein zwischen Mai 2021 und Mai 2022 gaben knapp 10 % der deutschen Schweinehalter auf. Sofern keine rasche Besserung der wirtschaftlichen Situation erfolgt, ist ein Ende der Aufgabewelle in der deutschen Schweinehaltung nicht in Sicht, sagt der ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Seit Herbst 2020 sind die Preise für Futter um 60 bis 70 % angestiegen, die Energiekosten haben sich vervielfacht und auch die sonstigen Kosten, z. B. für Personal, Gebäude oder Tierarzt haben sich erhöht. Dabei ist noch nicht absehbar, in welche Höhe die Kosten zukünftig noch steigen werden, sagt Marktexperte Kessing.
„Natürlich kämpfen auch die Schlachtunternehmen mit Kostensteigerungen und natürlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Trotzdem ist ein solcher Preisdruck der Schlachter in dieser Situation nicht nachvollziehbar, zumal sie damit ihre eigene Versorgungsgrundlage mit dem Rohstoff Schwein für die Zukunft weiter gefährden. Seit mehr als zwei Jahren ist die Liquiditätslage auf den Schweinebetrieben extrem angespannt und die Aufgabewelle rollt bereits in vollem Tempo. Nachhaltigkeit in der Lieferkette sieht anders aus", sagt Torsten Staack noch.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.