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Schweinepreise: Tönnies deutet weiteren Preisdruck an

Zerlegung von Schlachtschweinen bei Tönnies
am Freitag, 11.06.2021 - 13:16 (Jetzt kommentieren)

Die Stimmung am Schlachtschweinemarkt ist äußerst angespannt. Schlachtriese Tönnies rechnet mit einer Zuspitzung. Fakt ist: Schweinefleisch muss für den Verbraucher teurer werden, denn die Produktionskosten steigen.

Die Schweinepreise haben sich in der zurückliegenden Woche kaum verändert. Doch das könnte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm sein. Aus Sicht der Tönnies Gruppe, dem größten Fleischkonzern in Deutschland, spitzt sich die Situation am Markt für die kommende Woche weiter zu. Das sagt zumindest Dr. Robert Elmerhaus, der den Lebendeinkauf von Schweinen bei der Tönnies Holding leitet.

Aus Sicht der Schweinehalter ist jedoch eines klar: Die Erlöse müssen hoch angesichts der schnell steigenden Kosten für Futter, Energie und Ferkel. Aber können höhere Notierungen gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel durchgesetzt werden?

VEZG-Notierung unverändert – trotz Hauspreisrunde

Nach der Hauspreiswoche der drei großen Schlachtunternehmen zu Anfang Juni beließ die Vereinigung der Erzeugermeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) die Preisempfehlung für die Schlachtwoche vom 10. bis 16. Juni 2021 bei unverändert 1,57 Euro je Indexpunkt. Nach Aufassung der VEZG ist das verfügbare Angebot an Schlachtschweinen übersichtlich. Die Nachfrage sorge für einen entsprechenden Absatz, so die VEZG.

Auch die Preisbewegungen an der ISW Schweinebörse hielten sich in dieser Woche in Grenzen. Am Dienstag (8.6.) ging es mit dem Durchschnittspreis im Vergleich zur vergangenen Versteigerung um 1 Cent nach oben auf 1,64 Euro je kg Schlachtgewicht (SG). Zu diesem Niveau wurden alle angebotenen Partien gekauft. Heute (11.6.) gab der Auktionspreis wieder 1 Cent ab auf 1,63 Euro/kg SG.

Stabile Schweinepreise täuschen ruhige Marktlage vor

Doch während die Schweinepreise eine eher ruhige Seitwärtsbewegung des Marktes vermuten lassen, spielt sich in Wahrheit ein Machtkampf zwischen Erzeugern auf der einen und Vermarktern auf der anderen Seite ab. Das zeigen die sehr unterschiedlichen Interpretationen des Marktgeschehens.

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) sieht „Tag für Tag etwas freundlichere Tendenzen“ am Schweinefleischmarkt. Dazu trage maßgeblich das überschaubare Angebot an schlachtreifen Schweinen bei. Zudem würden die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Schritt für Schritt gelockert, was weitere Nachfrageimpulse im Außer-Haus-Verzehr bedeute, so die ISN zuversichtlich. Das wärmere Wetter bedinge höhere Umsätze im Grillgeschäft.

Der Export nach China stockt

Einen gänzlich anderen Akzent setzt Tönnies. Das Unternehmen erkennt aktuell ein Überangebot an Schweinefleisch auf dem Markt. Die Schweinefleischpreise in Europa und den Drittländern seien stark rückläufig, so der Konzern. Zur Begründung verweist Einkaufsleiter Elmerhaus auf einen deutlichen Preisrückgang in China. Dadurch schrumpfe der Export ins Reich der Mitte. Die Ware werde zusätzlich in der EU vermarktet.

Nach Darstellung von Marktführer Tönnies schafft es die fleischverarbeitende Industrie daher derzeit nicht, die „zurückliegenden Preiserhöhungen der VEZG“ umzusetzen.

Schlachtunternehmen sollen beim Handel höhere Schweinefleischpreise durchsetzen

Doch auch Tönnies ist nach eigenen Angaben klar, dass die Schweinemäster mit gestiegenen Ferkel- und Futterpreisen konfrontiert sind. Die Erlössituation in der Schlachtschweinevermarktung sei nicht kostendeckend, heißt es aus Rheda-Wiedenbrück.

Das Fazit kann also nur lauten: Schweinefleisch muss für den Verbraucher teurer werden.

Die ISN appelliert an die Schlachtunternehmen, alles daran zu setzen, die gestiegenen Kosten an den Einzelhandel weiterzugeben. Schließlich hätten die Lebensmitteleinzelhändler stark von der Corona-Krise profitiert und riesige Rekordgewinne eingefahren.

Hier geht es zu den aktuellen Schweinepreisen.

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