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Corona-Krise und Schweinemarkt

USA: Riesenberg an Schweinen - wegen Corona-Absatzkrise

Schweine
am Mittwoch, 01.07.2020 - 15:12 (Jetzt kommentieren)

Landwirte in den USA halten 5 Prozent mehr Schweine auf ihren Farmen als im vorigen Jahr. Das ist eine direkte Folge der Absatzkrise während Corona.

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Mit 79,6 Millionen Schweinen war der Bestand am 1. Juni auch 3 % größer als am 1. März 2020.Das ist eine Rekordzahl an Schweinen, sagt der Ökonom Steve Meyer, und hat wohl alle Branchenanalysten überrascht. Die durchschnittliche Schätzung für das Wachstum vor dem Bericht lag bei  3,7 Prozent, sagt

"Wenn ich mir diese Zahlen ansehe, ist es schwierig, in diesem Bericht positive Dinge zu finden", sagt Scott Brown, von der University of Missouri. "Viele der Nachrichten aus diesem Bericht sind bärisch".

Der Zuchtschweinebestand lag mit 6,33 Mio. Stück um 1 Prozent unter dem Vorjahreswert und um 1 Prozent unter dem Vorquartal. Die Abferkelzahl von März bis Mai lag jedoch höher als erwartet. Und mehr Ferkel pro Sauen und eine leichte Zunahme der pro Wurf aufgezogenen Schweine bedeuten ein insgesamt größeres Schweineangebot.

„Das zeigt, dass im weiteren Verlauf des Jahres 2020 viele Schweine auf den Markt kommen werden. Das wird uns vor viele Herausforderungen stellen“, sagt Brown. "Auf der Angebotsseite gibt es preislich jedenfalls nicht viel Unterstützung," sagt er weiter.

Mehr als 2 Millionen schlachtreife Schweine nicht vermarktet

Mehr als 2 Millionen Schweine werden zusätzlich auf US-Farmen wegen Verlangsamungen und Stillständen in Großschlachtereien gehalten, schätzen US-Ökonomen, wobei dieser Überhang voraussichtlich bis in den Herbst hinein anhalten wird. Dieses Überangebot wird die Marktpreise spürbar belasten, es sei denn, es gibt eine starke Erholung bei der Wiedereröffnung der Wirtschaft oder beim Export.

Der Ökonom David Miller schätzte, dass seit dem 1. März rund 2,1 Millionen Stück oder mehr „verschwunden“ sind, entweder durch Direktverkauf oder durch „Sterbehilfe“ durch Landwirte. Während einer Telefonkonferenz sagte Miller, dass "solange sich die Schweine auf den Höfen stauen", die Marktpreise in diesem Herbst um 20 bis 25 Prozent niedriger sein dürften als vor einem Jahr.

Der am 1. Juni auf 79,6 Millionen Stück geschätzte Schweinebestand, ist der größte Bestand seit 56 Jahren, berichten Ökonomen. "Wir müssen uns mit vielen Schweinen auseinandersetzen", sagte Brown, "und nicht viel bei den Preisen."

Die Marktpreise könnten im Herbst und Winter durchschnittlich 4 bis 6 US-Dollar pro 100 Pfund niedriger sein als vom USDA geschätzt, sagt er. Er glaubt aber, der Rückstand könne verringert werden, wenn die Schlachter in diesem Sommer mit hoher Kapazität betrieben werden könnten.

Iowa ist mit 25,2 Millionen Stück der US-Schweinestaat Nr. 1, gefolgt von Minnesota mit 9,6 Millionen Stück und North Carolina mit 9,4 Millionen Stück.

Schweinepreise stürzen erneut um 30 Prozent nach unten

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Am Terminmarkt fielen die US-Schweinepreise (Lean-Hog-Futures) von Anfang Mai bis Ende Juni um 30 Prozent – allein im Juni ging es um 25 Prozent nach unten, auf den niedrigsten Stand seit der schlimmen Absatzkrise im März.

Damit fielen die Schweinepreise noch stärker als das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) geschätzt hatte. Die Schlachtvieh-Märkte in den USA wurden von der Schließung vieler Restaurants und Food-Service-Unternehmen, den wichtigsten Verkaufsstellen für Schweinespeck und hochwertige Rindfleischstücke, schwer getroffen. Die Schließung von Schlachtbetrieben hat dann auch den Absatz von marktreifen Tieren unterbrochen und den Kassamarkt massiv unter Druck gesetzt.

Der vierteljährliche Schweinebestandsbericht des USDA, der einen Rekordbestand an Schweinen anzeigte, setzte den Markt zusätzlich unter Druck. "Der Markt reagierte auf den Bericht und der Bericht war noch viel bärischer als die meisten von uns erwartet hatten", sagte ein Händler. Ein über den Erwartungen liegendes Angebot an schwereren Schweinen übte Druck auf den aktiv gehandelten August-Kontrakt aus, der mehrfach am Limit-Down gehandelt wurde, da diese Tiere in naher Zukunft auf den Markt kommen werden, sagte der Händler.

Die Schweinepreise für den Juli-Termin fielen bis auf 45 Cent pro Pfund, und der August wird derzeit mit 49 Cent pro Pfund gehandelt. Die Futures für Juli, August und Oktober verzeichneten jeweils neue Kontrakttiefs.

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