Das hat zwei Gründe: Erstens glaubt man, dass viel mehr Ferkel und Schweine durch die zweite ASP-Welle sterben, als die Behörden zugeben. Zweitens sind die Schweinepreise in China so hoch, dass dies auf eine deutlich knappere Marktversorgung in China hindeutet - als Peking derzeit zugibt.
Das USDA-Büro in Peking hat nun Anfang März eine aktuelle Analyse zur Situation am chinesischen Schweinemarkt vorgelegt. Dabei kommen die USDA-Experten zu dem Schluss, dass es zwar eine substantielle Erholung des chinesischen Schweinebestandes gibt, diese jedoch langsamer verläuft, als von Peking derzeit behauptet wird.
Danach bleibt die zweite ASP-Welle zwar eine echte Bedrohung für die laufende Markt-Erholung, jedoch ist die Virusmutation nicht so aggressiv wie die ursprüngliche Variante - und wie von vielen Analysten vermutet.
Hohe Schweinepreise sind Zeichen für Knappheit

Nach einem Bericht der chinesischen Regierung vom Dezember 2020, hat sich der chinesische Schweinebestand im ersten Quartal 2021 bereits zu 90 Prozent erholt und soll bis zum zweiten Quartal fast vollständig erholt sein. Die meisten Analysten zweifeln diese Daten jedoch an – und auch das USDA bestätigt diese Skepsis. "Es ist schwer zu wissen, was in China wirklich geschieht", sagt auch Brett Stuart, Analyst und Gründer von Global AgriTrends gegenüber verschiedenen US-Online-Medien.
"Die Schlüsselindikatoren, die wir haben, sind die Handelsdaten, auf die wir uns verlassen können. Und wird haben Preisdaten, die ziemlich gut sind", sagt Stuart. Viele Analysten sind schon deshalb skeptisch, weil die Schweinepreise derzeit doppelt so hoch sind wie vor der ASP-Krise. Das zeigt eigentlich eine akute Knappheit. Allerdings sind derzeit auch die Futterkosten um ein Vielfaches höher als vor der ASP-Krise.
Fakt ist: Der chinesische Schweinesektor ist sehr komplex, die überwiegende Mehrheit der Erzeuger sind immer noch Kleinbauern. Gleichzeitig expandieren die großen börsennotierten Unternehmen sehr schnell, machen jedoch noch immer weit weniger als die Hälfte der chinesischen Produktion aus, zeigen aktuelle Daten. Die Expansion der großen Unternehmen erfolgt zwar zügig, doch sie stehen auch vor großen Herausforderungen: Daz gehört es behördliche Genehmigungen zu erhalten, die Flächen für den Bau neuer Gebäude udn Schweinehochäuser zu finden und die Genetik und den Gesundheitsschutz der Schweine zu verbessern.
Zusätzlich zu den Berichten, dass nicht registrierte Impfstoffe neue Variationen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hervorgebracht haben, schlagen sich die chinesichen Schweineproduzenten auch noch mit anderen Krankheiten herum, wie epidemischen Durchfall. Die meiste Analysten glauben deshalb, dass der Schlüsselfaktor der den Zustand des chinesischen Schweinemarktesam besten beschreibt, und den man beobachten sollte, der Preis für die Schweine ist, – und der ist noch immer sehr, sehr hoch.
10 bis 30 Prozent der Ferkel sterben an ASP - glaubt das USDA

Das USDA berichtet in seiner aktuellen Marktanalyse, dass die Erholung der Schweineherde im Jahr 2021 durch rasch wachsende Sauenbestände und sehr hohe Schweinefleischpreise angetrieben wird. Anhaltende Ausbrüche von ASP werden jedoch das Produktionswachstum spürbar dämpfen, glauben die Analysten des USDA.
Chinas Schweineherde wird also wachsen, aber die Schweinefleischproduktion wird unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bleiben. Viele neue Anlagen, die die Produktion steigern, haben nämlich gleichzeitig mit einer niedrigen Sauenproduktivität und sehr hohen Futterpreisen zu kämpfen. Diese Faktoren werden zusammen mit ASP und andere Krankheiten bei Zuchtsauen und Ferkeln den Schweinebestand und Produktion im Jahr 2021 einschränken.
Chinas Nationales Statistikamt (NBS) veröffentlichte im Januar 2021 offizielle Schätzungen zum Jahresende 2020 für Schlacht- und Endbestände. Danach werden die Ferkelpreise 2021 hoch bleiben. Chinesische und internationalen Analysten gehen zudem davon aus, dass Krankheitsausbrüche im letzten Quartal 2020 in ganz China zu einer Sterblichkeitsrate von 10 bis 30 Prozent bei Ferkeln geführt haben dürfen, schreibt das USDA.
Darüber hinaus schätzen dieselben Experten, dass 30 bis 50 Prozent des chinesischen Sauenbestands „Kreuzungssauen“ sind oder solche, die ursprünglich für die kommerzielle Fleischproduktion bestimmt waren. Während des gesamten Jahres 2020 fügte China dem Sauenbestand viele Kreuzungssauen hinzu, um die Bestände auszuweiten und die Schweineproduktion mengenmäßig zu erhöhen, jedoch auf Kosten der gesamten Herdenproduktivität.
China: Schweinefleischproduktion wächst trotzdem schneller als erwartet

Nach Einschätzung des USDA wird die Schweinefleischproduktion 2021 um 14 Prozent auf etwa 47 Millionen Tonnen steigen. Das sind mehr als die 43,5 Millionen Tonnen, die das USDA noch im Oktober erwartet hat. Im Jahr 2021 wird die Steigerung der Schweinefleischproduktion durch die aggressiven Ausweitungen der Schweinezucht, -produktion und -schlachtung durch große industrielle Unternehmen weiter befeuert, ist das USDA überzeugt.
Dabei erhalten große Produzenten (über 500 Schweine) weiterhin subventionierte Kredite von lokalen und kommunalen Gebietskörperschaften, um die Produktion auszuweiten. Diese Darlehen haben die Zentralisierung und Modernisierung der Schweinefleischproduktion erheblich angetrieben, schreibt das USDA.
Verbesserte Biosicherheitsmaßnahmen durch vollständig integrierte Anlagen werden diesen Unternehmen im Jahr 2021 eine stabilere Schweinefleischproduktion ermöglichen. Hohe Ferkelpreise und niedrigere Sauenproduktivität werden jedoch die Expansionsgeschwindigkeit im Jahr 2021 begrenzen. Aus diesen Gründen wird erwartet, dass die Schweinefleischproduktion im Jahr 2021 unter dem Niveau vor ASP bleiben wird.
Immer neue ASP-Ausbrüche – und neue Varianten

Die Biosicherheit ist in Chinas Schweine- und Zuchtbetrieben nach wie vor ein großes Problem. Große Hersteller haben High-Tech-Lösungen zur Bewältigung von Biosicherheitsproblemen veröffentlicht, die sich aus ASP, aber auch aus anderen Tierseuchen ergeben. Zum Beispiel haben einige Unternehmen große Schweinehochhäuser mit Abteilen für die Schweinezucht und die Schweineproduktion gebaut.
Darüber hinaus wurden erhebliche Investitionen in die Schulung des Personals getätigt, um sicherzustellen, dass die Biosicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Einige kleine und mittlere Hersteller, die nicht in der Lage sind, solche Investitionen zu tätigen, haben bereits ab 2019 nicht zugelassene ASP-Impfstoffe an Schweine verabreicht.
Ende Januar 2021 wurde in Medienberichten festgestellt, dass nicht zugelassene ASF-Impfstoffe möglicherweise zur Entwicklung neuer ASP-Stämme beigetragen haben. Diese neuen ASF-Stämme und das Wiederauftreten anderer Tierkrankheiten wie epidemischer Schweine-Durchfall (PED) und Maul- und Klauenseuche sind für die Zucht von Sauen und Ferkeln besonders gefährlich.
Darüber hinaus weisen Medienberichte darauf hin, dass in China neue ASP-Stämme aufgetaucht sind, die nicht mit den nicht zugelassenen Impfstoffstämmen in Zusammenhang stehen. Diese Stämme sind zwar weniger tödlich, aber schwerer zu erkennen und erhöhen die Ausbreitung in Chinas Schweineherde.
In den Jahren 2020 und 2021 meldete China der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) zahlreiche Ausbrüche von ASP in Schweinepopulationen im ganzen Land. China gilt weiterhin als endemisch für ASP.
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