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Der Weltmarkt wartet nicht auf deutsches Tierwohl-Schweinefleisch

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am Dienstag, 22.02.2022 - 05:15 (14 Kommentare)

Wichtige Importländer von Schweinefleisch legen keinen gesonderten Wert auf höhere Tierwohlstandards. Informationskampagnen könnten daran etwas ändern.

Wissenschaftler des Thünen-Instituts beurteilen die Chancen von deutschem Schweinefleisch, das unter höheren Tierwohlstandards produziert wurde, auf dem internationalen Markt eher zurückhaltend.

Erste Untersuchungen weisen darauf hin, „dass die Vermarktung deutschen Tierwohl-Schweinefleisches auf internationalen Märkten eine Herausforderung darstellen wird“, sagen Dr. Inken Christoph-Schulz und Rebecca Derstappen vom Thünen-Institut für Marktanalyse.

Tierwohl spielt in Importländern eine untergeordnete Rolle

Gemeinsam mit Institutsleiter Prof. Martin Banse haben die beiden Forscherinnen mehrere Experteninterviews mit Wissenschaftlern sowie Im- und Exporteuren von Schweinefleisch in Italien, Polen, Japan und Südkorea durchgeführt. Diese Länder sind bei der Versorgung ihrer Inlandsmärkte mit Schweinefleisch auf Einfuhren angewiesen.

Das Ergebnis: Die befragten Experten gaben an, dass Tierwohl in allen vier Ländern eher eine untergeordnete Rolle spiele. Zwar sei die jüngere Generation in Italien und Polen an dem Thema interessiert. Dennoch müsse das Wissen der Bevölkerung über Tierwohl als sehr begrenzt angesehen werden.

Studie des Thünen-Instituts zum Exportpotenzial von Tierwohl-Schweinefleisch

Für die Verbraucher zählen beim Schweinefleisch Herkunft, Qualität und Preis

In Japan und Südkorea wird das Tierwohl laut Aussagen der Interviewten in der Gesellschaft gar nicht thematisiert. Daraus folgerten die Befragten, dass weder Verbraucher noch die Fleischindustrie zum jetzigen Zeitpunkt an diesem Thema interessiert seien. Wichtiger als das Tierwohl seien die Herkunft des Fleisches, dessen Qualität und der Preis.

Nach Auffassung von Christoph-Schulz und Derstappen müsste das Tierwohl vor allem in Asien als Qualitätsaspekt definiert werden, der beispielsweise den Geschmack oder die Qualität verbessere.

„Kriterien wie mehr Platz, die vordergründig nur dem Tier nutzen, werden dagegen nicht ausreichen“, so die Wissenschaftlerinnen. Sie verwiesen auf die Empfehlung aller Interviewten, in den jeweiligen Ländern Informationskampagnen durchzuführen, um das Thema „Tierwohl“ den Verbrauchern näher zu bringen.

Mit Material von AgE, Thünen-Institut
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