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Dillingen / Donauwörth

Tierwohl zu Tiefstpreisen: Landwirte protestieren vor Aldi-Filialen

Landwirte mit Traktor vor Aldi-Filiale
am Freitag, 04.02.2022 - 12:28 (1 Kommentar)

Vor Aldi-Filialen in den bayerischen Städten Dillingen und Donauwörth demonstrieren Landwirte heute (04.02.) gegen das Haltungswechsel-Versprechen des Discounters. Die Bauern vermissen bei Aldi die Bereitschaft, für mehr Tierwohl höhere Preise zu zahlen.

Dass Aldi für Werbeanzeigen zum Haltungswechsel-Versprechen eine Menge Geld in die Hand nehme und beim Tierwohl knausere, treibt die bayerischen Landwirte vor die Aldi-Filialen. Der bayerische Bauernverband mahnt klar an, dass ein Haltungswechsel mit einem Ende der Niedrigpreise einhergehen müsse.

Stattdessen seien die Landwirte aber vor vollendete Tatsachsen gestellt worden. Zum einen durch Aldis Ankündigung vom Juni, ab 2030 nur noch Frischfleisch aus den Haltungsstufen 3 und 4 anbieten zu wollen. Zum anderen kam vor drei Wochen das Versprechen an die Verbraucher zur Aldi-Trinkmilch hinzu: Diese soll ebenfalls bis 2030 nur noch von Tieren aus den Haltungsstufen 3 und 4 stammen.

Bereits ab 2024 soll es beim Discounter keine Milch mehr aus der Haltungsstufe 1 geben. Wie der Bayerische Bauernverband (BBV) erläutert, sind vom Haltungswechsel-Versprechen bei der Milch insbesondere die kleinen Tierhalter in Süddeutschland betroffen. Die unterjährige Anbindehaltung ist ab Haltungsstufe 3 verboten, weshalb die in Süddeutschland angestrebte Kombinationshaltung über 2030 hinaus kaum mehr möglich sein wird. Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR) treffe Aldis Ankündigung vom Januar vor allem Milchbauern aus Nordschwaben, weil die dortige Molkerei an Aldi liefere.

Gemeinsame Wege geht Aldi nicht mit

An einer schrittweisen Weiterentwicklung der Tierhaltung haben Politik und die Bauernverbände in Bayern und Baden-Württemberg laut BBV in den letzten Jahren gemeinsam gearbeitet. Doch nun gefährde Aldi durch das Ausspielen seiner Machtposition die regionale Landwirtschaft. BBV-Präsident Walter Heidl fordert eine Berücksichtigung der besonderen Situation der kleineren Betriebe.

In den Verhandlungen zum branchenweiten Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch sei vom Einzelhandel keine Bereitschaft gezeigt worden, die Mehrkosten auf den Betrieben auszugleichen. „Gleichzeitig sind aber anscheinend riesige Werbebudgets vorhanden. Das passt einfach nicht zusammen“, so Heidl. Die Entwicklung müsse schrittweise vollzogen werden. Dazu gehöre auch ein Nebeneinander der verschiedenen Haltungsformen.

Karlheinz Götz, Kreisobmann des BBV-Kreisverbandes Donau-Ries, weist auf die noch ungeklärte Kostenfrage nach den Ankündigungen von Aldi hin: „Die Standards in Sachen Tierwohl steigen. Doch die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt, ist offen. Die Existenz zahlreicher Höfe im Landkreis Donau-Ries steht auf dem Spiel“, so Götz.

Aldi macht keine Zugeständnisse an die Tierhalter

Am Dienstag (01.02.) wandte sich BBV-Präsident Heidl in einem offenen Brief an die Geschäftsleitung von Aldi Süd. Darin machte er deutlich, dass das Haltungswechsel-Versprechen angesichts der nach wie vor aggressiven Niedrigpreisstrategie von Aldi für die Tierhalter ein Schlag ins Gesicht sei.  

Gegenüber dem BR habe Aldi Süd erklärt, dass es zwischen der Unternehmensgruppe und den Landwirten in der Regel keine direkten Vertragsbeziehungen gebe. Stattdessen seien die verarbeitenden Unternehmen, also Schlachtereien und Molkereien, die direkten Partner der Landwirte.

Darüber hinaus würden die Preise laut Aldi Süd vom Weltmarkt beeinflusst. Schließlich verhindere auch das Kartellrecht einen unmittelbaren Einfluss auf den Auszahlungspreis.

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