Getreidehändler aus dem Süden bestätigen dieser Tage: „Diese Maisernte kann man nur noch katastrophal nennen“. Hinzu kommt, dass offenbar auch die Qualität der Ernte ausgesprochen schlecht ist. Dadurch wird das verfügbare Angebot an Körnermais zusätzlich reduziert.
Diese Situation wird durch die ersten Ernteergebnisse aus den Bundesländern bestätigt. In den meisten Regionen hat die Körnermaisernte ebenfalls ungewöhnlich früh begonnen. Ursache ist, dass viele der noch vorhandenen Bestände notreif waren. Die Regenfälle der letzten Tage kamen für die Pflanzen überwiegend zu spät.
Damit scheinen sich die ersten sehr pessimistischen Ernteprognosen des Deutschen Raiffeisenverbandes und des Deutschen Bauernverbandes zu bestätigen. Eine unmittelbare Folge der sehr kleinen Ernte ist eine extrem enge Marktversorgung und ein sehr hoher Importbedarf.
Die Maispreise haben auf die sehr enge Marktversorgung (anders als die Getreidepreise) bislang nur sehr verhalten reagiert. Zu groß ist an den wichtigsten Handelsplätzen offenbar der Preis- und Angebotsdruck aus den USA und vom Schwarzen Meer. Auch der zuletzt sehr feste Euro drückt kräftig auf die Importpreise und damit auch auf die Kurse am Binnenmarkt.
Extrem frühe Ernte wegen Notreife
Aus Baden-Württemberg meldete die ZG Raiffeisen am Ende der vorigen Woche einen sechs Wochen früheren Erntebeginn als üblich. Franz Utz, der Leiter der Getreide- und Maivermarktung der ZG berichtete: „Bereits geschädigte Bestände sind noch schneller in Notreife gegangen, und was jetzt noch steht, muss geerntet werden, bevor es einfach umfällt“.
Teilweise kommt der Mais, der sonst aufwändig auf 15 Prozent Lagerfeuchte heruntergetrocknet werden muss, naturtrocken in die Erfassung. „Diese Maisernte kann man nur noch katastrophal nennen“, sagt Utz. Die geerntete Ware ist oft auffällig kleinkörnig, die Körner von gummiartiger Konsistenz. Derzeit wird geprüft, ob die Stärkeindustrie dafür Verwendung hat.
Im Schnitt liegen die Erträge bisher bei sechs Tonnen je Hektar, im Jahr 2017 waren es noch zwölf Tonnen. In 46 Jahren Tätigkeit im Agrarhandel kann sich Utz nicht an eine vergleichbare Erntesituation erinnern. Baden-Württemberg ist nach Bayern, Nordrhein-Westfalen und knapp hinter Niedersachen die Nummer vier unter den Körnermaiserzeugern Deutschlands.
Kleinste Maisernte seit Jahrzehnten
Raiffeisenverband und Bauernverband hatten die deutsche Maisernte vor dem Hintergrund der katastrophalen Dürre bereits im August auf ein historisch niedriges Niveau geschätzt. Ursachen sind neben den rund 20 Prozent niedriger erwarteten Erträgen auch die Umwidmung vieler ursprünglich für die Erzeugung von Körnermais vorgesehener Flächen für die Produktion von Silomais.Insgesamt entsprach dies einer Reduzierung der Erntefläche von Könermais um knapp 40 Prozent.
Vor diesem Hintergrund erwarteten DRV und DBV nur noch eine Körnermaisernte von 2,3 Mio. t. Das wäre nur halb so viel Mais wie im vorigen Jahr und zudem die kleinste deutsche Ernte seit Jahrzehnten. Im Dürrejahr 2003 wurden immerhin 3,4 Mio. t Mais geerntet und im extrem schwachen Erntejahr 2006 lag die Erntemenge immerhin bei 3,2 Mio. t.
Damit ist die Versorgung mit heimischer Ware jedoch sehr eng. Nach den Bilanzen der Bundesanstalt für Ernährung (BLE) wurden in Deutschland zuletzt zwischen 6,5 bis 7,3 Mio. t Mais verbraucht. Die zur Bedarfsdeckung nötige Importmenge lag zwischen 3,0 und 3,3 Mio. t. In diesem Jahr müssten, um den oben genannten Verbrauch zu ermöglichen und die Versorgungslücke zu stopfen, mindestens 2 Mio. t Mais mehr importiert werden.
Allerdings erntet auch Frankreich weniger Mais als erwartet. Die Ausfuhren beim wichtigsten innereuropäischen Exporteur dürften damit ebenfalls kleiner ausfallen und vor allem teurer werden. Große Maisernten meldet man hingegen von anderen innereuropäischen Lieferanten wie etwa Rumänien, Ungarn und Bulgarien.
Maispreise vom Weltmarkt gedeckelt
Die Maispreise haben bislang nur begrenzt auf die sehr knappe Versorgung in Deutschland reagiert und folgen im Wesentlichen den bärischen Vorgaben vom Weltmarkt. Franz Utz von der ZG Raiffeisen sagt dazu: „Solange niemand weiß, wie groß die geernteten Mengen weltweit tatsächlich sind, werde sich hier auch nicht viel tun. Schon jetzt lägen die weltweiten Schätzungen jedoch deutlich unter dem Verbrauch.“
Am europäischen Terminmarkt sind die Preise nach einem relativ kräftigen Anstieg im August um fast 30 Euro/t im September jedoch wieder um rund 20 Euro/t gefallen. Ein Grund für den Preisrutsch sind die in Folge sehr groß erwarteter Ernten in den USA und der Ukraine unter Druck geratenen Maispreise am Weltmarkt. Zudem scheint die sehr groß erwartete rumänische Ernte die heimischen Maispreise ebenfalls zu deckeln.
An den Exporthäfen am Schwarzen Meer wird Körnermais derzeit ebenfalls weitaus günstiger angeboten als in Europa. Der in den letzten Wochen deutlich aufgewertete Euro verbilligt die Importe zusätzlich und hält die Preise am Binnenmarkt unten. Am Hamburger Hafen (fot Brake) kostete Importmais vom Schwarzen Meer zur Auslieferung im Oktober 176 Euro/t. Am Großmarkt in Mannheim wurde inländischer Mais ab Station mit 182 bis 185 Euro je t notiert.
Weitere Infomationen und Hintergründe zur aktuellen Körnermaisernte finde Sie in der nächsten Ausgabe von agrarheute.
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