Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Waldsterben

Aggressiver Pilz: So wollen Forscher das Eschentriebsterben stoppen

Ein vom Eschentriebsterben (Chalara fraxinea) betroffener Ast eines absterbenden Baumes
am Donnerstag, 16.06.2022 - 12:00 (Jetzt kommentieren)

Ein Pilz rafft seit Jahren Europas Eschen dahin. Experten suchen nach Wegen, die wichtige Baumart zu erhalten. Es ist ein Wettlauf gegen das Aussterben. Waldbesitzer sollten wachsam sein und sich auf das Schlimmste einstellen.

Das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) ist ein unauffälliger Pilz. Und doch treibt er Waldbesitzern und anderen Baumfreunden Schweißperlen auf die Stirn. Denn es könnte sein, dass er der heimischen Esche den Garaus macht. Und damit eine ebenso vielseitige wie wirtschaftlich interessante Baumart verschwindet. Denn die Esche ist für viele Sonderstandorte wie Auwälder bestandsbildend und bietet zudem ein hervorragendes Holz. Doch es gibt so etwas wie einen Funken der Hoffnung: Viren und natürliche Resistenzen. Für Forstleute und Waldbesitzer könnte die Rettung der Esche aber zu spät kommen. Sie brauchen Alternativen.

Erreger aus Asien killt heimische Eschen

Falsches Weisses Staengelbecherchen

Ursprünglich befällt das Falsche Weiße Stängelbecherchen Eschen in Asien. Dort macht es keine Problme; Baum und Pilz leben in Frieden nebeneinander. Doch 1992 ist der Pilz wohl aus Asien nach Polen gekommen. Möglicherweise war es nur ein einziger Fruchtkörper. Das Unglück nahm seinen Lauf. Von 2002 bis 2008 hat sich der Pilz aus Mecklenburg-Vorpommern bis nach Süddeutschland sehr schnell verbreitet. Mittlerweile kommt er in nahezu ganz Europa vor und löst bei heimischen Eschen das sogenannte Eschentriebsterben aus.

Besonders betroffen ist die Gemeine Esche, die Schmalblättrige trifft es auch, während die Blumeneschen den Pilz wohl besser verträgt. Fakt ist, dass der Erreger Eschen jeden Alters befällt. Während junge Bäume schnell absterben, siechen Altbäume zunächst vor sich hin. Andere Organismen haben dann leichteres Spiel.

Resistenzen als Chance für die Esche

Eschentriebsterben

Den Pilz bekommt man nur schwer unter Kontrolle: Fungizide lösen das Problem nicht, genauso wenig wie das Entnehmen einzelnen Baumteile oder Exemplare. Zum einen überleben die Sporen des Pilzes sehr lange im Boden und zum anderen könnten die Kadaver der Eschen zu Resistenzen beitragen. Auffallend ist, dass Stadtbäume länger durchhalten als solche im Wald. Möglicherweise hängt das mit der Entfernung des Laubes und der geringeren Dichte der Esche zusammen. Immer wieder finden sich aber auch Eschen, die immun zu sein scheinen.

Doch die Frage ist: Sind sie es auch im nächsten Jahr noch? Und so suchen Forstgenetiker nach genetischen Mustern, die auf Resistenzen hinweisen. Verschiedene Forstbehörden experimentieren bereits mit Auswahlverfahren und dann vegetativ vermehrten Bäumen. In ganz Deutschland sollen resistente Typen der Esche in Samenplantagen zusammengefasst werden. Wenn sie dann in zwei Jahrzehnten Samen bilden, könnten die Grundlage neuer Eschenwälder sein.

Mikroben und Viren als Verbündete gegen den Eschen-Killer

Ein anderer Ansatz sind Mikroorganismen. Sie könnten helfen, dass sich die Eschen besser gegen den Pilz wehren können. Aber noch gibt es keine solche Beize. Auch Viren spielen bei den Strategien gegen den Pilz eine Rolle. So hält beispielsweise ein Virus den Pilz unter Kontrolle, der den Kastanienrindenkrebs auslöst.

Eschentriebsterben: Was tun als Waldbesitzer?

Kurzfristig ist abzusehen, dass man sich von Eschen als Forstbaumart verabschieden muss. Und so verbietet sich quasi jede Neubegründung und Pflanzung. Dennoch sollte man die Baumart nicht aufgeben.

Zunächst ist es wichtig, dass Landwirte bzw. Waldbesitzer die typischen Symptome kennen:

  • absterbende Triebe,
  • welke Blätter, die schwarz werden,
  • braune und schwarze Nekrosen an Blattstielen und -spindeln,
  • Rindennekrosen,
  • lichte Kronen,
  • zahlreiche Wasserreiser und Ersatztriebe.

Generell gibt es keine Meldepflicht für befallene Bäume oder Bestände. Aber resistente Esche sollten gesucht, gefördert und dauerhaft markiert werden.

Ist der Eschenprachtkäfer aus Asien die nächste Bedrohung?

Eschenprachtkäfer

Als wäre der Pilz nicht genug, steht jetzt der Asiatische Eschenprachtkäfer vor der Tür. Er stammt aus dem Nordosten Chinas, Japan, Südkorea, Taiwan, der Mongolei sowie dem östlichen Russlands. Nachdem er in Nordamerika gelandet ist, hat er viele zehntausend Eschen dahingerafft. In Mitteleuropa ist er noch nicht aufgetreten, aber bereits in Westrussland und der Ukraine. Tendenz - gen Westen.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...