Mehr Pflanzenschutz ohne Beize
Dr. Heike Knörzer von Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) gab kürzlich auf einer Veranstaltung einen Überblick über die aktuelle Situation.
Beizen wirken schützend (protektiv) statt kurativ (heilend). Oft haben sie sogar systemische Wirkung. Dadurch legen sie einen Grundstein, um einen gesunden Ertrag zu etablieren. Beim anschließenden Pflanzenschutz lassen sich Überfahrten, aber auch die Wirkstoffmenge insgesamt reduzieren. So hat sich die ausgebrachte Wirkstoffmenge in (g/l) von Pflanzenschutzmittel im Raps seit dem Verbot der neonicotinoiden Beizen erhöht.
Immer mehr Fraßschäden im Mais
Auch im Maisanbau sind die Schäden gestiegen, seitdem das Saatgut nicht mehr gegen Fraßschädlinge gebeizt wird. 2020 gab es
- auf 16 Prozent der Flächen Fraßschäden (u.a. durch Tauben, Krähen und Schwarzwild).
- auf 13 Prozent der Flächen Schäden durch Fritfliegen.
- Und auf 74.837 ha gab es Nachsaaten aufgrund von Drahtwurmbefall.
Flächenmäßig waren Niedersachsen, Bayern, Brandenburg und Sachsen besonders stark betroffen.
Diese Beizmittel sind für Mais 2023 verfügbar
In Mais sind für 2023 folgende Beizen verfügbar:
- Lumiflex und Rancona 450 FS (Wirkstoff Ipconazol, bis 2025) gegen Kopfbrand,
- Redigo M (Metalaxyl Prothioconazol, bis 2024) gegen Fusarium- und Pythium-Arten, also Auflaufkrankheiten,
- Vibrance 500 FS (Sedaxane, bis 2025) gegen Rhizoctonia solani und Kopfbrand
- Force 20 CS gegen Drahtwurmbefall und
- Korit gegen Vogelfraß.
Nährstoffe und Biostimulanzien fürs Saatgut
Insgesamt wird die Saatgutbehandlung aber immer vielfältiger. Zu den chemischen Beizen kommen teils auch biologische Beizen dazu (laut Heike Knörzer aktuell ohne Zulassung im Mais). Zusätzlich haben immer mehr Hersteller auch Nährstoff- und Biostimulanzmittel im Angebot.
Zu Mikro- und Makronährstoffen kommen Algenpräparate, Mikroorganismen und Huminsäuren. Weitere Innovationen sind physikalische Behandlungen, etwa Elektronenbeizung oder Heißwasserbehandlung.
Inländische Saatgutbehandlung unter Druck
Durch die steigende Komplexität der rechtlichen Regelungen, stehen viele kleinere inländische Anbieter vor dem Aus. Dazu zählen Regelungen wie die umfangreiche Beizstellen-Zertifizierung und der Heubach-Test.
Beizmittel werden außerdem zunehmend nicht mehr in Deutschland zugelassen. Stattdessen wird behandeltes Saatgut aus dem Ausland importiert
Fazit zu Beizmitteln
Insgesamt gehen die aktiven Wirkstoffe zurück, das Resistenzmanagement wird schwieriger. Die Komplexität von Rezepturen und Beiztechnologien steigt. Die rechtlichen Regelungen zeigen auf dem inländischen Markt deutliche Wirkung. Laut Knörzer sind in dem Bereich deshalb künftig mehr Innovationen nötig.
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