Dürren Deutschland nehmen zu. Das stellt den Ackerbau vor Herausforderungen. Die Wissenschaftlerin Dr. Katrin Drastig vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) erklärte im Gespräch mit dem Verband Deutscher Ingenieure (VDI), wohin sich die Beregnung entwickelt und was künftig auf die Landwirte zukommt.
Nutzungskonflikte ums Wasser nehmen zu
In Deutschland stammen 74 Prozent des Beregnungswassers aus dem Grundwasser, 13 Prozent aus Oberflächengewässern wie Seen oder Fließgewässern und 13 Prozent aus den Trinkwassernetzen. Hier gibt es aber große Unterschiede je nach Bundesland. In Rheinland-Pfalz stammten sogar 72 Prozent des Beregnungswassers aus dem Trinkwassernetz.
Durch die zunehmenden Dürren komme es vermehrt zu Nutzungskonflikten zwischen Wasserversorgern und Landwirten. In Sachsen-Anhalt ist mittlerweile die Nutzung von Oberflächenwasser verboten, in Mecklenburg-Vorpommern soll die Wasserentnahme laut Ankündigungen des Landwirtschaftsministeriums künftig stärker eingeschränkt werden.
Das sind die Trends bei der Beregnung:
Während Landwirte in Westdeutschland nach wie vor auf mobile Beregnungskanonen setzen, geht der Trend in Ostdeutschland zum teilmobilen Kreisberegner. Durch einen hohen Automatisierungsgrad und geringeren Energiebedarf sind sie beim Betreiben kostengünstiger.
Beregnungskanonen benötigen bei einer Wasserförderung von 50 m³/h 1 l Diesel um den nötigen Druck von 7 bis 9 Bar zu erreichen. Besonders effizient ist die Tröpfchenbewässerung. Sie kommt zwar mit niedrigen Wasserdrücken und wenig Energie auf. Die Investitionen und der Aufwand sind allerdings erheblich. Außerdem muss das Wasser von sehr guter Qualität sein, damit die Röhrchen nicht verstopfen. Dementsprechend beschränkt sich die Nutzung hauptsächlich auf den Gartenbau.
Die Wissenschaftlerin beobachtet, dass Precision Farming mittlerweile immer mehr Einzug bei der Beregnung hält. Neben Präzisionsbewässerung und teilflächenspezifischer Beregnung kämen mehr und mehr auch mit Sensorik ausgestattete Bewässerungssteuerungssysteme zum Einsatz.
Wann rechnet sich die Beregnung?
Ob sich die Beregnungssysteme auch rechnen, hängt neben den Kosten und der Beregnungswürdigkeit auch von den Produktpreisen ab. Fallende Preise könnten je nach Beregnungswürdigkeit zum Verlust der Rentabilität auf Grenzstandorten führen. Während Silomais und Winterroggen auch bei 20 Prozent höheren Preisen nicht rentabel beregnet werden könnten, seien Kartoffeln auch bei 20 Prozent niedrigeren Preisen fast immer rentabel.
Was sind die Alternativen zur Beregnung?
„Mit jedem aufgewendeten Liter Wasser muss künftig eine größere Menge landwirtschaftlicher Produkte erzeugt werden“, sagt die Wissenschaftlerin, die Wasserproduktivität müsse sich künftig erhöhen. Neben der Wasserverfügbarkeit und Bodenqualität hänge sie auch von den Bewirtschaftungspraktiken ab. Die Wissenschaftlerin empfiehlt folgende ackerbauliche Maßnahmen, um vorhandenes Wasser besser auszunutzen:
- Optimieren von Fruchtfolgen und Zwischenfrüchten
- Trockentolerante Sorten mit hoher Transpirationseffizienz wählen
- Organische Substanzen und Mulch ausbringen, um Verdunstung an der Bodenoberfläche zu mindern
- Hohe Bestandsdichten, die rasche Bodenbedeckung und tiefe Durchwurzelung schaffen
- Frühe, zügige Aussaat im Frühjahr
- Falls möglich, Saatgut vorkeimen lassen
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