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BUND stellt Pestizide an den Pranger

am Donnerstag, 19.08.2010 - 14:15 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) haben schärfere Regeln beim Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft gefordert.

Trotz der umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, die nach dem Bienensterben im Rheingraben 2008 bei der Pflanzenschutzmittelzulassung getroffen wurden, hat der BUND den Widerruf von Zulassungen für die Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide gefordert, die der Verband als bienengefährdend einstuft. Nach Auffassung des BUND und des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB) brachten die 2008 verordneten Maßnahmen zur Begrenzung der Gefährlichkeit von Schädlingsbekämpfungsmitteln für Bienen nicht das gewünschte Ergebnis.

Im Blick haben sie unter anderem den von Bayer CropScience verwendeten Wirkstoff Clothianidin, der aufgrund seines Einsatzes in der Maisbeize als einer der Faktoren für das Bienensterben ausgemacht worden war. Zugeschrieben wurde das Bienensterben aber nicht allein dem Wirkstoff, sondern vielmehr dem Zusammentreffen unglücklicher Umstände, so der Witterung, dem Abrieb des Mittels von den Körnern und der Sätechnik. An den Sämaschinen sind mittlerweile Verbesserungen vorgenommen worden.

Widerruf von Zulassungen für Neonicotinoide gefordert

Trotzdem fordern BUND und DBIB eine Verschärfung der Zulassungsprüfungen für Pestizide. Die Imkerschaft ist in Sachen Clothianidin gespalten. So hatte sich der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Anton Reck, schon vor rund zwei Jahren aufgeschlossen gegenüber dem von landwirtschaftlichen Interessenvertretern angebotenen Monitoring von Raps gezeigt hat, der mit Clothianidin gebeizt wurde. Hingegen stieß das Aktivieren der Zulassung für die Beizmittel schon seinerzeit auf Ablehnung beim DBIB. In der Sache Neues brachte das gemeinsame Auftreten mit dem BUND nicht. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken sieht in den von BUND und DBIB vorgestellten Daten ein "erschreckendes Bild". Die Biene sei ein entscheidender Indikator für die durch Pestizide verursachten ökologischen Schäden.

Strenges Zulassungsverfahren sichert Bienenschutz

Nach dem Bienensterben im Rheingraben waren die Clothianidin-Zulassungen für Raps- und Maisbeizprodukte zunächst ruhengelassen, für den Raps aber wieder zügig aktiviert worden, nachdem einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden waren. Neue Beiztechniken wurden eingeführt, und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verhängte Anfang 2009 zusätzliche Vorschriften zum Einsatz von "Mesurol flüssig" in der Maisbeizung. Das Mittel muss sich ausreichend mit dem Saatkorn verbinden, so dass der Abrieb 0,75 Gramm Staub je 100.000 Körner nicht überschreitet. Außerdem darf der Mais nur mit bestimmten Maschinen ausgesät werden, die verhindern, dass ein Abrieb des Mittels als Staub in die Umwelt gelangt. Poncho Pro ist allerdings für die Maisbeize noch nicht wieder zugelassen.

Zusammen mit Imkern Restrisiken minimieren  

Der Deutsche Bauernverband (DBV) wies auf die ständig steigenden Anforderungen an Pflanzenschutzmittel hin. Zulassungsentscheidungen würden hinsichtlich der Bienengefährlichkeit auf Grundlage komplexer Auswertungsmethoden durchgeführt. Hierzu zählten insbesondere auch Faktoren, ob ein Mittel giftig wirke und infolge dessen als bienengefährlich einzustufen sei. Bienengefährliche Pflanzenschutzmittel würden noch strenger reglementiert, betonte der DBV. Gerade beim Pflanzenschutz gelte es, im Miteinander von Imkern und Landwirten mögliche negative Resteffekte durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Schulterschluss zu minimieren.

Bienenmonitoring läuft seit sieben Jahren

Das strenge Zulassungsverfahren sichere einen hohen Bienenschutz, unterstrich der DBV. Der landwirtschaftliche Berufsstand pflege gute Kontakte zu Imkern auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene. Ein Ausdruck hierfür seien von den Landwirten angelegte Blühstreifen, die ein guter Futterplatz für die Bienen seien. In diesem Zusammenhang wies der DBV auch auf das seit sieben Jahren laufende Bienenmonitoring hin.

Verluste im Winter nicht wegen Pflanzenschutzmitteln

In dessen Rahmen sei nachgewiesen worden, dass die immer wiederkehrenden Völkerverluste von Bienen im Winter nicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen seien. Allerdings bedürfe es weiterer intensiver Forschung, um in Zukunft eventuell mögliche subletale beziehungsweise langfristige Effekte besser abschätzen zu können. Zu den Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen und andere Wildinsekten liefen aufwendige und ausführliche Forschungsvorhaben seitens der Bundesbehörden, aber auch in den Ländern und bei den Bieneninstituten, unterstrich der DBV. Ziel sei es, den Pflanzenschutzmitteleinsatz so zu gestalten, dass keine negativen Auswirkungen auf die Bienen zu erwarten seien. (AgE)

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