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Was ist Crispr/Cas? 5 Fakten zur Genschere in der Landwirtschaft

Glutenfreier oder pilztoleranter Weizen? Mit der Genschere Crispr/Cas ist das schnell und preiswert möglich, auch für kleinere Züchter.
am Sonntag, 09.07.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die EU-Kommission will Pflanzenzüchtungen aus neuen genomischen Techniken zulassen. Was ist das eigentlich und was bedeutet das für Landwirte? 5 Fakten zur Genschere Crispr/Cas.

Was ist Crispr/Cas und Genome Editing?

Crispr/Cas ist eine Züchtungsmethode, die an einer vorgegebenen Stelle im Erbgut gezielt Mutationen erzeugt, um gewünschte Eigenschaften zu erhalten. Das molekularbiologische Werkzeug wird auch als Genschere oder Genchirurgie bezeichnet. Es fällt unter das Genome Editing, ein Sammelbegriff für solche Methoden, die das Ergbut gezielt verändern. Pflanzenzüchtung wird damit präziser, schneller und günstiger.

Was ist der Unterschied zwischen Genome Editing und natürlicher Erbgutveränderung?

Mutationen als zufällige Veränderungen im Erbgut sind Basis jeder Züchtung. Dabei werden die Bausteine der Desoxyribonukleinsäure (DNA) verändert. Wie bei natürlicher Erbgutveränderung schaltet Crispr/Cas einzelne Gene in der DNA auch an oder aus, fügt sie ein oder entfernt sie. Bisher entstehen Mutationen zufällig oder durch Bestrahlung oder Chemikalien.

Crispr/Cas erzeugt sie dagegen genau an einer Stelle. Das ist der entscheidende Unterschied. Bei natürlicher Mutation und der bisherigen Mutationszüchtung entstehen die Veränderungen unkontrolliert und in großer Zahl. Danach kostet es die Züchter Zeit und Geld, bis sie diejenigen Genvarianten mit gewünschten Merkmalen finden und unerwünschte ausgeschaltet sind. Dazu ist aufwendige Rückkreuzung nötig, die oft Jahre dauert. Crispr/Cas dagegen verändert einzelne Gene recht treffsicher.

Wie genau funktioniert die Genschere Crispr/Cas?

Erst lokalisiert eine Art Sonde die Stelle im Genom, die verändert werden soll. Dazu dient eine künstliche Ribonukleinsäure (RNS). Sie wird zusammen mit einem sogenannten Cas9-Protein, das im Prinzip als molekulare Schere dient, vorher in die Zelle gebracht. Das Protein „schneidet“ den DNA-Doppelstrang genau an der von der Sonde lokalisierten Stelle durch. Anschließend fügt die zelleigene Reparatur den Strang wieder zusammen. Dabei ist die Fehlerrate gering. Gleichzeitig lassen sich Bausteine entfernen, ändern oder ergänzen.

Was bedeutet Crispr/Cas?

Crispr/Cas ist eigentlich ein bakterielles Immunsystem und heißt wörtlich „clustered regularly interspaced short palindromic repeats“. „Cas“ ist dabei die Abkürzung für „Crispr-associated“. Diese Bezeichung ist aber irreführend. Sie wurde mitgeschleppt von den „repeats“, also den Wiederholungen in dem bakteriellen Immunsystem.

Ist Crispr/Cas erlaubt?

Für Kritiker ist Crispr/Cas ungewollte Gentechnik. Viele Möglichkeiten enden somit bisher im Labor. Für Befürworter revolutioniert die Methode die Züchtung. Beispiele sind etwa mehltauresistenter oder glutenfreier Weizen, schotenfester Raps oder dürreverträglichere Kulturpflanzen. Ein wichtiger Vorteil von Crispr/Cas ist der Preis. Pro Einsatz soll die Methode pauschal nur 50 bis 60 Euro kosten. So können auch kleinere Züchter damit arbeiten.

Der EU-Gerichtshof hat im Juni 2018 das Urteil gefällt, dass damit erzeugte Veränderungen als Gentechnik gelten. Die EU-Kommission hat diese Woche ihren Vorschlag zum weiteren Umgang mit den neuen Züchtungsmethoden vorgestellt und kündigte eine Anpassung des Rechtsrahmens an die technischen Möglichkeiten an.

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