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Trockenheit

Dürre im Norden: Wie gefährdet ist das Land?

Bewässerung von Getreidefeldern

Futtermangel auf der Nordseeinsel, sterbender Wald und der Dürremonitor steht auf Dunkelrot. Die NDR-Reportage zeigt die Spuren der Trockenheit.

am Dienstag, 30.06.2020 - 09:50 (Jetzt kommentieren)

Die Böden sind in vielen Regionen ausgetrocknet. Zwar gab es im Februar teilweise starke Niederschläge und der Regen der letzten Tage hat die Situation oberflächlich entschärft. Doch der April war der trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Und der Blick in den Unterboden verrät, dass die Reserven aufgrund der letzten beiden Trockenjahre ausgeschöpft sind.

Die NDR-Reportage „Dürre im Norden – wie gefährdet ist das Land?“ zeigt, wie Milchviehbeitriebe, Förster und Ackerbauern mit der Trockenheit im dritten Jahr infolge umgehen und wie Wissenschaftler die Situation beurteilen.

„Die Lage ist verzweifelt“, sagt Nico Nommsen, Milchbauer auf der Nordseeinsel Pellworm. Seine einzige Hoffnung: Regen. „Der erste Wiesenschnitt ist komplett ausgefallen“, sagt Nommsen. Weil das Futter knapp wird, hat er die ersten Mastbullen schon vor der Schlachtreife verkauft. Der Landwirt steckt in Schwierigkeiten wie schon im Sommer 2018, als draußen alles vertrocknet war.

Dürremonitor auf Dunkelrot

UFZ-Dürremonitor vom 28. Juni 2020

„Extreme Dürre“ zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung für zahlreiche Regionen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern an. Für einige Regionen, vor allem im Osten, trifft bereits die höchste Stufe zu: „Außergewöhnliche Dürre“.

Bauern und Förster sind alarmiert. Nach dem extrem trockenen Sommer 2018 und dem Hitzerekordjahr 2019 fürchten sie ein neues Jahr der Extreme: mit fatalen Folgen für Land- und Forstwirtschaft.

Auch die Wiesen und Felder von Stefan Puls, Biolandwirt im Kreis Mecklenburgische Seenplatte, leiden unter der Trockenheit. Auf 400 Hektar Land baut Puls Winter- und Sommerroggen, Ackerkleegras, Braugerste und Hafer an. 600 Hektar sind Weideland für seine Rinder.

Die sandigen, leichten Böden speichern kaum Wasser, das Gras wächst spärlich. Für Beregnung liegt der Grundwasserstand zu tief. Im vergangenen Jahr habe er schon einen Totalausfall der Ernte wegen Trockenheit gehabt. Die Aussichten für dieses Jahr? Laut Puls düster. „Selbst wenn es demnächst regnet, sind meine Erträge halbiert.“

Schon 180.000 ha Wald sind abgestorben

Noch schlimmer als der Landwirtschaft setzen die Folgen des Klimawandels, Hitzerekorde, schwere Stürme und lange Trockenperioden, den Wäldern zu. Die Waldbrandgefahr im Harz, in der Heide und den lauenburgischen Wäldern steigt. Und nicht nur den Fichten, denen der Borkenkäfer den Garaus macht, geht es schlecht.

Der Waldzustandsbericht des Thünen-Instituts von 2019 zeigt: Auch Eichen und Buchen leiden dramatisch unter dem Wassermangel. Insgesamt haben 36 Prozent der Laub- und Nadelbäume keine dichte Krone mehr. Das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebungen vor 35 Jahren.

180.000 Hektar Wald sind bereits abgestorben. Ein Prozess, der sich auch in diesem Jahr fortsetzen wird, ganz gleich, ob es noch viel regnet oder nicht. Die Trockenschäden zeigen sich verzögert und sind in wenigen Monaten nicht zu beheben.

Trockene Bäume können sich nicht vor Käfern schützen

Wassermangel und milde Winter wie in diesem Jahr führen zudem dazu, dass sich Schädlinge stark vermehren. Gesunde Bäume wehren sich gegen Pilze und andere Feinde, indem sie Harz ausbilden. „Aber durch die Trockenheit ist die Verharzung nicht möglich, sodass sich dann die Schädlinge richtig ausbreiten können“, sagt Dr. Andreas Marx, Leiter des Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.

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Mit Material von NDR
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