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Ernte 2012: Niedersachsens Landwirte sind zufrieden

am Montag, 15.10.2012 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Dötlingen-Iserloy - Trotz Frostschäden und trockenem Frühjahr sind die meisten niedersächsischen Landwirte mit der Ernte zufrieden. Die LWK erwartet "eine sehr ordentliche Einkommenssituation".

Auf der Ernte-Pressekonferenz sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Arendt Meyer zu Wehdel: "Insgesamt können wir für ganz Niedersachsen von einer zufrieden stellenden Ernte sprechen." Nicht zufrieden sind vor allem Getreidebauern im Süden und Osten Niedersachsens. Dort ließ ein zweiwöchiger Kahlfrost im Februar Weizen und Gerste großflächig abfrieren. Besonders betroffen waren der Weserraum südlich von Bremen, die Lössregionen im südlichen Niedersachsen sowie die Höhenlagen.
 
Niedersachsenweit musste ein Viertel der mit Winterweizen und 17 Prozent der mit Wintergerste bestellten Flächen umgepflügt und neu eingesät werden. "In Regionen, die wegen ihrer schweren Böden sonst für Spitzenerträge gut sind, wurde in diesem Sommer die schlechteste Getreideernte seit 30 Jahren eingefahren", erläuterte Meyer zu Wehdel. Nahezu folgenlos blieb niedersachsenweit das trockene Frühjahr. Mai und Juni waren kühl und feucht und glichen den fehlenden Niederschlag von März/April aus. Sonnige Perioden in Sommer und Herbst sorgten dann für eine weitgehend reibungslose Ernte aller Kulturen.

Größter Anteil Silomais wird verfüttert

Ausführlich ging Meyer zu Wehdel auf den Mais- und Energiepflanzenanbau ein. Zwar habe der Maisanteil auf niedersächsischen Äckern weiter zugenommen, der Zuwachs fiel aber deutlich geringer aus als in den Vorjahren: "Hier zeigt sich der Einfluss der diesjährigen Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, denn derzeit werden nur wenige neue Biogasanlagen gebaut", so der Kammerpräsident. Er wies darauf hin, dass nach wie vor der größte Anteil des Silomaises verfüttert wird. Die guten Erträge bestätigten den Mais auch dieses Jahr als "erste Wahl bei den Biogassubstraten". Einsilierte Getreidepflanzen und Energierüben spielten als Alternative bisher eine nachgeordnete Rolle, ihr Anbau nehme aber stetig zu.
 
Alle anderen Kulturen, über die viel berichtet würde, hätten die Praxisreife bisher nicht erreicht. Das gelte auch für die Durchwachsene Silphie, obwohl erste Anbauversuche dieser Dauerkultur vielversprechend seien. "Wir werden an den Alternativen weiterarbeiten", sagte der Kammerpräsident. Gesellschaft und Politik forderten eine breitere Palette an Energiepflanzen.

Getreide: Qualität überwiegend gut

In diesem Jahr wurden 779.000 Hektar Getreide und damit 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr geerntet (ohne Körnermais). Der Gesamtertrag liegt mit 5,45 Millionen Tonnen gut fünf Prozent über dem schwachen Ergebnis von 2011. Die Qualität des Getreides war überwiegend gut. Stroh brachte einen zusätzlichen Erntenutzen.
 
Den größten Anteil an der Getreideernte hat trotz der Auswinterungsschäden immer noch der Winterweizen mit rund 2,5 Millionen Tonnen. Das sind 18 Prozent weniger gegenüber 2011. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Anbaufläche frostbedingt um 18 Prozent auf 324.000 Hektar. Die Hektarerträge lagen mit 76,5 Dezitonnen je Hektar leicht unter den Ergebnissen aus 2011. Mit 238 Euro pro Tonne erlösten die niedersächsischen Landwirte zur Ernte 22 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Arendt Meyer zu Wedel betonte, dass die Getreidepreise nominal das Niveau von 1982 erreicht hätten.

Roggenfläche hat zugenommen

Die Anbaufläche von Wintergerste sank als Folge des starken Frostes auf 117.000 Hektar, das sind 16 Prozent, gegenüber dem Vorjahr. Der durchschnittliche Hektarertrag lag bei rund 67 Dezitonnen pro Hektar und damit etwa 13 Prozent über dem Vorjahresniveau. Insgesamt nahm die Gesamternte (818.000 Tonnen) um fünf Prozent ab. Futtergerste brachte mit 219 Euro pro Tonne etwa 18 Prozent mehr als im Vorjahr.
 
Die niedersächsische Roggenfläche hat mit 134.000 Hektar um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Als winterhärteste Getreideart zeigte sie kaum Auswinterungsschäden. Die vorläufig geschätzte Gesamterntemenge von 860.000 Tonnen bedeutet im Vergleich zum schwachen Vorjahr ein Plus von 45 Prozent. Roggen bringt zurzeit mit 218 Euro pro Tonnen etwa elf Prozent mehr als im Vorjahr.

Raps: Drei Prozent mehr Fläche als im Vorjahr

Die geerntete Rapsfläche in Niedersachsen betrug im Jahr 2012 rund 122.000 Hektar. Der durchschnittliche Hektarertrag für 2012 liegt bei gut 38 Dezitonnen je Hektar. Im Vorjahr waren das 35 Dezitonnen pro Hektar. Die in Niedersachsen geerntete Winterrapsmenge beläuft sich auf rund 470.000 Tonnen. Das ist ein Plus gegenüber dem sehr schlechten Vorjahr um acht Prozent. Für Raps konnten die Landwirte im Mittel 461 Euro pro Tonne erzielen, gut acht Prozent mehr als 2011.

Kartoffeln: Acht Prozent weniger Ernte als 2011

Niedersachsen verzeichnete einen Flächenrückgang auf knapp 103.500 Hektar, das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Trotzdem bleibt das Bundesland die mit Abstand wichtigste Kartoffelregion Deutschlands: "In Niedersachsen gehören die Kartoffeln zu den Brotfrüchten", unterstricht der Kammerpräsident. Trotz hoher Erträge wurden nur noch 4,85 Millionen Tonnen geerntet, knapp acht Prozent weniger als 2011. Da die Kartoffelernten in Belgien und in den Niederlanden schlecht ausfielen, erzielten die Speisekartoffelerzeuger zur Haupternte im Mittel 11,60 Euro je100 kg und damit deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit 8,30 Euro je100 kg. Die Anbauer von Stärkekartoffeln konnten dem allgemeinen Trend hin zu besseren Erlösen bislang nicht folgen.

Zuckerrüben: durchschnittliche Erträge, hohe Zuckergehalte

In 2012 stieg die Anbaufläche für Zuckerrüben von 106.000 Hektar in 2011 auf 110.000 Hektar dieses Jahr. Dieser Zuwachs beruht auf den guten Vermarktungschancen und der zunehmenden Verwendung von Rüben in Biogasanlagen. Der Sand an den Rüben sei in den Anlagen allerdings ein Problem. Es werden gut durchschnittliche Rübenerträge von 60 bis 70 Tonnen je Hektar bei sehr hohen Zuckergehalten (derzeit bereits oft weit über 18 Prozent) erzielt.

Mais: Silomaisanbau ausgedehnt

In Niedersachsen wurden im Jahr 2012 rund 629.000 Hektar Mais angebaut. Das entspricht einer Ausdehnung von gut 25.000 Hektar gegenüber dem Vorjahr. Ausgedehnt wurde im Wesentlichen der Silomaisanbau, der um 3,9 Prozent auf nun 529.000 Hektar zunahm. Davon werden 390.000 Hektar als Viehfutter genutzt. Die Silage von 220.000 Hektar wird in Biogasanlagen zu Strom und Wärme umgewandelt. Hinzu kommen noch 100.000 Hektar, auf denen Körnermais angebaut wurde. Silomais und Körnermais brachten bzw. bringen gute bis sehr gute Erträge.

Grünland: gute Futterqualität

Der Start ins Vegetationsjahr 2012 war durch den Frost und einen Schädling (Tipula) erschwert. Trotzdem wurden insgesamt höhere Erträge erzielt als im Vorjahr. Auch die Futterqualität, insbesondere der Energiegehalt, ist gut. Die Heuernte brachte ebenfalls gute Erträge und gute Qualitäten. Die Versorgungslage hat sich gegenüber 2011 deutlich entspannt.

Öko-Landbau: Durchschnittliche Erträge erwartet

Eine erste Markteinschätzung für den Ökolandbau lautet: Im Schnitt aller Betriebe ist bei den meisten Kulturen von durchschnittlichen Erträgen auszugehen. Abgesehen von den Druschfrüchten und Kartoffeln ist die Ernte aber noch nicht abgeschlossen. Die Getreidequalität ist gut, allerdings deckelt Importware den Preis. Die Erträge bei Körnerleguminosen (Bohnen, Erbsen) sind unterdurchschnittlich. Günstige Importe drücken nach wie vor den Preis. Die Kartoffelernte brachte durchschnittliche Erträge mit Erlösen auf zufrieden stellendem Niveau. Nach wie vor liefert Feldgemüse in Biobetrieben die höchste Wertschöpfung pro Hektar. Die Erträge dürften deutlich unter denen des Vorjahres liegen. Bei fast allen Gemüsekulturen wird Ware gesucht.

Video "Hofreport aus Niedersachsen: 22 Hektar Mais in ein Silo"

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