Die Ernte 2017 zieht sich in diesem Jahr weiter hin. Kurze, trockene Druschphasen werden immer wieder durch teils unwetterartige Niederschläge unterbrochen. Auf Flächen im Norden, Osten und in Höhenlagen steht der Weizen noch. "Die Landwirte mussten die Ernte in diesem Jahr teilweise vom Feld stehlen", erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, am Dienstag bei der DBV-Erntepressekonferenz in Berlin.
Die erzielten Erträge liegen unter dem 5-jährigem Mittel. Für Deutschland zeichnet sich nach Angaben des DBV eine Erntemenge von 44,5 Millionen (Mio.) t Getreide ab. Damit werde das niedrige Vorjahresergebnis (45,4 Mio. t) noch einmal um zwei Prozent unterschritten. Deutlicher fielen die Einbußen bei Raps aus: mit nur 4,3 Mio. Winterraps wurden 6 Prozent weniger als im Vorjahr geerntet. Insbesondere das Tausendkorngewicht enttäuschte.
"Die diesjährige Getreide- und Rapserträge zeichnen sich durch große regionale Unterschiede aus, bleiben abgesehen von der Gerste im Bundsdurchschnitt jedoch hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Die Witterungsbedingungen waren nicht optimal und vielfach durch Extremwetterereignisse geprägt, die auch im Ackerbau Schäden verursacht haben", führte Rukwied aus.
Ernte 2017: Heterogenität bei den Erträgen

Bei den bislang eingebrachten Kulturen konnten die Erträge laut DBV in einzelnen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gegenüber dem sehr schwachen Vorjahr deutlich verbessert werden, die Landwirte im Westen und Südwesten Deutschlands dagegen mussten nach den schwachen Vorjahreserträgen weitere Ertragseinbußen hinnehmen. Auch die Betriebe in Mitteldeutschland verzeichneten geringere Erträge als 2016, allerdings wurde damals eine überdurchschnittliche Getreideernte eingefahren.
Beim Winterweizen haben die regenbedingten Ernteunterbrechungen dazu geführt, dass die Bestände gerade an den Küstenregionen Norddeutschlands und in einigen Höhenlage noch nicht vollständig abgeerntet werden konnten. "In Schleswig-Holstein wird teilweise bei 18-20 Prozent Feuchte gedroschen", sagte Rukwied, was natürlich die Trocknungskosten erhöhe.
Ernte 2017: Die Getreideerträge im Überblick
- Winterweizen steht in 2016/17 auf insgesamt 3,14 Mio. ha in Deutschland. Durch die regenbedingten Ernteunterbrechungen ist die Kultur regional noch nicht vollständig abgeerntet, die Flächen können nicht befahren werden und die Qualitäten reichen nur noch für Futterweizen. Der DBV geht von insgesamt 23,4 Mio. t (Vorjahr: 24,1 Mio. t) aus, was durchschnittlich 7,4 dt/ha entspricht und gut drei Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt (7,7 dt/ha). Das fünfjährige Mittel von 8 dt/ha wird gar um 7 % verfehlt.
- Die Anbaufläche bei der Wintergerste wurde gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 1,23 Mio. ha eingeschränkt. Die Erträge liegen mit 7,2 dt/ha leicht über der Saison 2015/16 (7,1 dt/ha). Insgesamt liegt die erwartete Erntemenge bei 8,8 Mio. t, womit der fünfjährige Schnitt von 8,7 Mio. t leicht überschritten wird.
- Sommergerste: Die Anbaufläche ging gegenüber dem fünfjährigem Schnitt (400.000 ha) mit 341.000 ha um fast 15 Prozent zurück. Im Schnitt wurden 5,4 dt/ha vom Halm geholt. Die Erntemenge von insgesamt 1,85 Mio. t liegt zwar fünf Prozent über dem Vorjahr - durch den Rückgang bei der Anbaufläche - aber auch 16 Prozent unter dem fünfjährigen Schnitt.
- Beim Roggen wurden in diesem Jahr insgesamt 2,8 Mio. t geerntet, was zehn Prozent weniger als im Vorjahr und sogar 26 Prozent weniger als im 5-Jahreschnitt sind. Der Rückgang ist in erster Linie auf die auf 538.000 ha (19 Prozent weniger als im 5-Jahresschnitt) verringerte Anbaufläche zurückzuführen.
Ernte 2017: Rapserträge enttäuschen
Der Witterungsverlauf hat die Rapserträge 2016/17 deutlich gemindert. Sehr trockene Witterungsverhältnisse nach der Saat ließen die Bestände schlecht auflaufen, was zu lückigen Beständen führte. Zudem trafen die Frostnächte im April den Raps in der Blüte. Ein erhöhter Krankheits- und Schädlingsdruck sowie die Hitzewelle im Juni verringerten das Ertragspotenzial weiter. Die regenbedingten Ernteunterbrechungen taten ihr übriges, so dass es regional sogar zu Auswuchs kam.
Auf einer Anbaufläche von insgesamt 1,31 Mio. ha kamen somit in Deutschland nur 4,3 Mio. t - 18 Prozent weniger als im 5-jährigen Schnitt (5,3 Mio. t) - vom Feld. Das entspricht durchschnittlich 3,3 dt/ha, was deutlich unter dem 5-Jahresschnitt von 3,9 dt/ha liegt.
Neben den Erträgen enttäuschen vielfach auch die Ölgehalte, die verbreitet bei 40 Prozent liegen.
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