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Ernte: 8 Tipps für den optimalen Mähdrusch

am Donnerstag, 16.07.2015 - 08:00 (Jetzt kommentieren)

Nur die wenigsten Mähdrescher sind während der Ernte wirklich ausgelastet. Die Druschleistung lässt sich zum Beispiel durch ein breites Scheidwerk und einen hohen Schnitt erhöhen.

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Laut Mähdrusch-Expertin Andrea Feiffer sind Mähdrescher im Schnitt nur nur zu 50 Prozent ihrer technischen Leistung ausgelastet. Dafür ist nicht in erster Linie die Technik verantwortlich. Vielmehr liegt das an "weichen" Faktoren, wie Reifestaffelung, Fahrerschulung, Logistik. Von höherer Leistung profitieren nicht nur Mähdrescherbesitzer und Lohnunternehmer. Natürlich haben auch die Landwirte ohne eigene Maschine etwas davon, wenn die Ernte pünktlich und mit weniger Verlusten läuft. Mähdrusch-Expertin Andrea Feiffer weiß, worauf es bei der Ernte ankommt.

1. Die Erntefenster bereits bei der Bestellung planen

Alles wird gleichzeitig reif - da kann der beste Mähdrescher nicht mehr mithalten. Durch Reifestaffelung lässt sich das Erntefenster ausdehnen. Schon bei der Bestellung gibt es einige Schrauben, an denen man drehen kann:
  • Sortenwahl (extra frühe und besonders späte Sorten)
  • Standorte (nicht gleichzeitig späte Sorten auf trockenen Standorten und frühe Sorten auf frischeren Parzellen)
  • Variation der Aussaattermine (wenn es die Witterung im Herbst zulässt)
  • Steuerung der Abreife durch Fungizidmaßnahmen
  • Risikobewertung: Wo habe ich die höheren Verluste, was kommt zuerst dran?
Keine Frage, die Reifestaffelung erfordert hohes ackerbauliches Geschick. Und schlechtes Wetter in der Erntesaison macht zwangsläufig einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem legt die Reifestaffelung den Grundstein für die effiziente Ernte.

2. Im Notfall der Reife auf die Sprünge helfen

Unter anderem bei Gerstenbeständen mit Weizendurchwuchs kann es sinnvoll sein, den Bestand 10 Tage vor der Ernte mit Roundup abzuspritzen. Allerdings steigt auch das Risiko, wenn sich der Erntetermin durch schlechte Witterung verschiebt (z. B. Abknicken von Ähren). Die Kosten der so genannten Vorerntesikkation liegen je nach Fläche zwischen 30 und 40 Euro je Hektar.
 
Aber Achtung: Der Einsatz von Glyphosat ist nur in Ausnahmefällen erlaubt!

3. Nicht nur auf Druschverluste achten

Einseitig auf die Verluste beim Drusch zu schauen, reicht nicht aus. Denn die Schüttler/Rotor-und Reinigungsverluste machen im Schnitt nur ein bis zwei Prozent aus, die Gesamt-Ernteverluste können aber über zehn Prozent betragen. Oft werden geringere Verluste beim Drusch mit deutlich höheren Einbußen, z. B. bei der Qualität, erkauft. Nur sind die nicht so einfach sichtbar und schlecht zu quantifizieren. Es gibt 16 verschiedene Quellen, die sich auf drei Gruppen verteilen:
  • Vorernteverluste: z. B. Knickähren, Ausfall
  • Druschverluste: z. B. Bruchkorn, Schnittähren (Lagerbestände), Rotor/Schüttler und Reinigungsverluste
  • Nachernteverluste: Schwund, Trocknung
 

4. Weniger Bruchkorn durch höheres Tempo

Der Landwirt will die Verluste bei Schüttlern (bzw. im Rotor) und der Reinigung so gering wie möglich halten (maximal 0,5 %). Der Lohnunternehmer will dagegen schneller fahren und den Mähdrescher besser auslasten. Konflikte sind vorprogrammiert.
 
Das Interessante: Zwar steigen Schüttler-und Reinigungsverluste bei hoher Auslastung des Dreschwerks, doch der Bruchkornanteil sinkt viel stärker ab. Grund: bei geringer Auslastung fehlt das Strohpolster im Dreschwerk. So prallen verstärkt Körner, die durch die Schlagleisten stark beschleunigt werden, gegen die Stäbe des Dreschkorbs und zerspringen.

5. In kritischen Jahren höher abschneiden

Je weniger Stroh durch die Maschine muss, desto mehr Druschleistung kann sie bringen. Die Argumente für den Hochschnitt sind:
  • die feuchtere Halmbasis bleibt stehen,
  • man kann früher beginnen und später aufhören,
  • der Dieselverbrauch pro Tonne ist niedriger und
  • die Trocknungskosten sinken.
Vor allem in schwierigen Jahren, wenn das Getreide runter muss, kann man so bis zu 20 bis 50 % mehr aus dem Mähdrescher herausholen. Hochschnitt bedeutet nicht Ährenschnitt. Vielmehr mäht man auf ca. 20 bis maximal 30 cm Höhe. In diesem Bereich arbeitet die automatische Höhenführung des Schneidwerks noch. Und die ist wichtig, denn beim Hochschnitt fährt man bis zu 10 km/h schnell.

6. Abfuhrlogistik darf nicht bremsen

Wenn es der Boden und die Bereifung der Transportfahrzeuge zulassen, sollte das Abtanken während der Fahrt Standard sein. Im Vergleich zum Abtanken am Feldrand lässt sich so bis zu 25 Prozent mehr Leistung herausholen. Auf größeren Flächen gehört heute ein Überladewagen zum Großmähdrescher dazu.

7. Nicht an Schneidwerksbreite sparen

Geizen Sie nicht mit der Schneidwerksbreite. Im Grunde kann das Schneidwerk nicht breit genug sein - vorausgesetzt, es passt an den Mähdrescher und zur Flächenstruktur. Meist fallen die Schneidwerke der Mähdrescher in der Praxis zu klein aus. Viele Gründe sprechen für die maximal mögliche Arbeitsbreite:
  • Der Mähdrescher kann bei voller Leistung langsamer fahren. Das zahlt sich aus, denn bei vielen Fahrern und vor allem bei Kunden der Lohnunternehmer gibt es die "psychologische" Grenze, nicht schneller als 5 km/h zu fahren - auch wenn der Mähdrescher mehr kann.
  • Mit einem breiten Schneidwerk lässt sich der Mähdrescher besser auslasten, ohne über den Acker zu rasen.
  • Der Fahrer wird weniger beansprucht, kann sich besser um die Einstellung der Maschine kümmern und auch das Abtanken während der Fahrt läuft weniger hektisch ab.

8. Über 10 Prozent mehr Leistung mit automatischer Lenkhilfe

Die meisten Fahrer fahren auf Sicherheit: Auf keinen Fall dürfen Halme stehen bleiben. Also lieber mit etwas Überlappung fahren - obwohl das mehr Geld kostet, als vielleicht mal einen Bart stehen zu lassen. Arbeitet der Fahrer bei einem 7,60 m breiten Schneidwerk im Schnitt mit 45 cm Überlappung, verliert er satte sechs Prozent Leistung. Ein exakter Lenkautomat bringt also bis zu sechs Prozent mehr Leistung, wenn er das Schneidwerk exakt an der Bestandskante entlang führt. Optische Systeme tasten die Bestandeskante ab und sind günstiger als GPS-gestützte Parallelfahrsysteme.

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