Die Europäische Kommission erwartet in ihrer jüngsten Schätzung für 2017 eine Getreideernte in der Höhe von 295,6 Mio. t. Dies entspricht einem Rückgang um 7,4 Mio. t gegenüber dem Schnitt der letzten fünf Jahre. Im Vergleich mit der Vorjahresernte, welche ebenfalls bei rund 295 Mio. t lag, wird eine höhere Weichweizenproduktion, jedoch eine geringere Menge bei Gerste und Mais erwartet. "Während Frankreich seine Produktionsmengen gegenüber dem schwachen Vorjahr steigern kann, werden deutliche Ertragseinbußen für Spanien und Ungarn prognostiziert", berichtet Christian Gessl, für Marktinformationen zuständiger Abteilungsleiter der AMA.
Witterungsverhältnisse wirken sich aus
Die EU-weite Getreidefläche verringerte sich heuer um 0,9% gegenüber dem Vorjahr. Von dieser Flächenreduktion war vor allem Weizen (-2,6%), aber auch Mais (-1,2%) betroffen. In nahezu allen Mitgliedstaaten wird eine Flächenverringerung beobachtet, wobei diese in Südosteuropa stärker ausfällt. Trockene, kühle Wetterverhältnisse, gefolgt von langen, großflächigen Hitze und Dürreperioden zu Sommerbeginn, bilden die Basis für die neuesten Produktionsschätzungen: Die Trockenheit betrifft vor allem Spanien, Mittel- sowie Osteuropa, während Deutschland und Dänemark zuletzt von starken Regenfällen heimgesucht wurden, was auch die Qualität beeinträchtigte.
Weltweite Getreideproduktion unter dem Rekordwert des Vorjahres
Die globale Getreideernte wird heuer nach den jüngsten Prognosen des Internationalen Getreiderates (IGC) um 4,1% geringer ausfallen als im Rekordjahr 2016. Mit 2,04 Mrd. t wird sie dennoch zu den höchsten Getreideernten der letzten Jahre gehören. "Ausschlaggebend für eine um 88 Mio. t reduzierte Produktion sind vor allem die Dürre- und Trockenperioden in wichtigen Anbauregionen wie Nordamerika, Australien sowie in Teilen Europas. Diese Rückgänge betreffen sowohl den Weizen- als auch den Maismarkt", so Gessl.
Weltgetreidebilanz: Bedarf übersteigt Produktion
Vor allem bei Mais (-34 Mio. t), aber auch bei Weizen (-3 Mio. t) kann aufgrund der Produktionseinbußen der weltweite Bedarf nicht zur Gänze gedeckt werden. Die durch Dürre reduzierten Erntemengen beeinflussen den internationalen Handel in den Hauptexportländern. Bei Weizen werden die USA (-11,3%) Exportanteile zugunsten von Russland (+9,7%) sowie der EU-28 (+11,1%) verlieren. Im globalen Maishandel dürfte Brasilien (+52,3%) die geringeren US-Exportmargen (-13,6%) ersetzen.
Die Produktionsüberschüsse der vergangenen Jahre führten zu einem Aufbau der weltweiten Lagervorräte, welche im Vorjahr einen Höchststand von 523 Mio. t erreichten. Das im heurigen Jahr erwartete Bilanzdefizit in der Höhe von 45 Mio. t Getreide wird laut Experten zu einer Reduktion des weltweiten Lagerbestandes um 8,6% führen. Die globale Versorgungslage bleibt jedoch mit einem Angebots-Verbrauchsverhältnis ("stocks to use ratio") von 22,9% weiterhin gut.
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