Oberschenkelhoch stehen die krautigen Pflanzen mit ihren hellgrünen Rispen auf dem Feld. Ähnlichkeit zu den üblichen Ackerkulturen hat die exotische Kultur nicht, ganz im Gegenteil.
„Optisch erinnert mich Quinoa immer stark an das Unkraut Gänsefuß“, stellt Jonas Schulze Niehoff fest und pflückt eine Pflanze ab. In ihren unscheinbaren Rispen verbergen sich kleine, aber sehr begehrte Körner.
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Landwirt setzt auf den Trend der gesunden Ernährung
Schulze Niehoff baut das Superfood seit 2016 an. Der Landwirt bewirtschaftet einen Bioland-Ackerbaubetrieb mit 400 ha in der Magdeburger Börde. Ein Teil seiner Flächen liegt außerdem auf sandigen Standorten in der nahen Colbitz-Letzlinger Heide.
Er setzt auf den Trend gesunder Ernährung und testet gerne auf seinem Acker auch neue Kulturen. So kultivierte er als einer der ersten deutschen Betriebe Kichererbsen auf seinen Flächen.
Quinoa-Anbau: Noch wenig ackerbauliches Wissen vorhanden
Zur Quinoa kam er über einen Berufskollegen. Der fragte ihn, ob er nicht mal etwas Neues ausprobieren wolle. Schulze Niehoffs Neugier war geweckt. So kam er in Kontakt mit einem kleinen Quinoa-Netzwerk, das ein Landwirt, ein Rechteinhaber von Quinoasorten und eine Mühle gegründet hatten. Ihr Ziel ist der Anbau von deutscher Quinoa in Bioqualität.
Der Landwirt drillte die feinen Quinoa-Körner kurzentschlossen auf insgesamt 8 ha aus. So konnte er die neue Kultur immer im Blick behalten. Vor allem zu Beginn musste der Landwirt viel improvisieren. „Es gibt noch wenig Know-how zum Anbau.“
Den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat hat er für sich noch nicht gefunden. Deshalb experimentiert er weiter mit dem Saatzeitpunkt. Im ersten Jahr hat er im Februar gesät und hatte gute Ergebnisse. Er drillte aber auch schon im April. Für 2023 plant er, ein Drittel der Fläche ganz früh in gepflügtem Boden zu säen, zwei Wochen später das nächste Drittel und das letzte Drittel noch einmal zwei Wochen später.
Wichtig war dem Landwirt eine saponinarme Quinoa-Sorte
Schulze Niehoff setzt aktuell auf die Sorte eines dänischen Züchters. Wichtig war ihm dabei, dass die Quinoasorte saponinarm ist. Der Bitterstoff Saponin, der in der Kornschale sitzt, wird bei der Aufbereitung üblicherweise abpoliert. Schulze Niehoff liefert seine Ware aber direkt an Unverpacktläden. „Das Abpolieren kann ich selbst nicht leisten. Ich habe dafür nicht die nötige Technik.“
Quinoa keimt auch bei kühlen 3 °C. Trotzdem benötigt die junge Pflanze zu Beginn ausreichend Wärme. „Wenn sie vier Wochen nur 2 cm groß bleibt, habe ich ein Problem“, sagt Schulze Niehoff. Gerade gegen Unkräuter können sich die feinen Quinoapflänzchen anfangs kaum durchsetzen und pflegen lassen sie sich zu Beginn nur sehr vorsichtig.
„Am Anfang sind sie so klein, dass sie durch verschobene Erdklumpen beim Hacken kaputtgehen können“, sagt Schulze Niehoff. „Haben sie diese Phase einmal überstanden, geht es aber deutlich besser. Dann unterdrücken sie Unkräuter recht gut.“
Eine Dürre kann zur gleichmäßigen Abreife beitragen
Bis Quinoa ungewöhnlich weiß blüht, dauert es dann nicht mehr lange. Während der Blüte fällt die Quinoa in der Umgebung auf. Schulze Niehoff hat schon beobachtet, dass Autos am Feldrand stehen bleiben, um die exotische Kultur genauer zu betrachten, zumal sich zwischen den weißen auch immer wieder rote Blüten entdecken lassen. „Das sieht cool aus. Quinoa ist züchterisch wenig bearbeitet. Deshalb ist die Variabilität innerhalb der Sorten groß.“
Neue Kulturen gegen die Dürre
Zwischen Ende August und Ende September erntet Schulze Niehoff die Körner. Das hängt stark von der Witterung ab. Den Reifezeitpunkt zu bestimmen, ist nicht einfach. Manchmal verhilft ihm eine ordentliche Dürre zu einer gleichmäßigeren Abreife. Der Landwirt testet den Erntezeitpunkt, indem er einige Blütenstände gegen die Hand schlägt und schaut, ob die Körner herausfallen. Dann ist es Zeit für den Drusch. Besonders herausfordernd sind dabei die zähen Stängel.
Quinoa-Anbau auf trockenen Standorten möglich
Die Erntemengen sind eher gering. „Bis zu 1,6 t/ha können unter Ökobedingungen möglich sein. Ich erreiche eher etwas über 1 t“, sagt er. Besonders stolz ist er, dass seine deutsche Quinoa bei einem Produktvergleich von Ökotest mit „sehr gut“ abgeschnitten hat.
Für Schulze Niehoff ist die Suche nach neuen Kulturen dringend nötig. Früher gab es in der Börde durchschnittlich rund 500 mm Niederschlag. Heute sind noch 450 mm. Besonders auf sandigen Flächen hat er Probleme. Quinoa kommt gut mit Trockenheit zurecht, solange genug Feuchte zum Keimen da ist. Deshalb versucht er sich gern an den Exoten auf seinem Acker.
Das steckt in dem Superfood Quinoa
Quinoa stammt aus den Anden und war bei den dort lebenden Inkas ein Grundnahrungsmittel. Mittlerweile gelten die kleinen Körner in Europa als Superfood. Bislang ist hierzulande im Handel zum Großteil Importware zu finden.
Das Pseudogetreide ist reich an essenziellen Aminosäuren und komplexen Kohlenhydaten. Außerdem ist es glutenfrei und für Allergiker geeignet. Nächster Verwandter der Quinoa ist der Amaranth, der hierzulande eher als Ackerunkraut bekannt ist.
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Dies war eine verkürzte Zusammenfassung des Originalbeitrags. Weitere Informationen zu Standort, Düngung, Fruchtfolge, Sortenwahl, Pflanzenschutz und Erntemengen erfahren Sie in der digitalen Ausgabe
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