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Gefahr für Wald und Feld

Experten warnen vor schädlichem Japankäfer an deutscher Grenze

2023 wurden zwei männliche Japankäfer in Weil am Rhein und in Freiburg gefunden.
am Dienstag, 15.08.2023 - 12:45 (Jetzt kommentieren)

Der gebietsfremde Japankäfer (Popillia japonica) machte in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen. Seit 2021 kommt es in Baden-Württemberg immer wieder zu Einzelfunden. Jetzt hat sich eine Population in der Schweiz etabliert, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Der ausgewachsene Japankäfer ist kleiner als eine Cent-Münze.

Der aus Japan stammende Japankäfer hat sich aus Italien über die Schweiz in Richtung Norden ausgebreitet. 2023 meldete der schweizerische Pflanzenschutzdienst jetzt die Etablierung einer kleinen Population in Kloten bei Zürich. Diese erste Population nördlich der Alpen ist laut eines Sprechers des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) besorgniserregend, schließlich trennen nur wenige Kilometer den Fundort von der deutschen Grenze.

Im Juli 2023 wurden auch in Deutschland erneut Japankäfer im Rahmen der regelmäßigen Überwachung gefunden. Es handelte sich dabei um zwei Einzelfunde männlicher Käfer, die einmal in Freiburg und einmal in Weil am Rhein in die Falle gingen. Die Experten des LTZ gehen davon aus, dass es sich auch in diesem Jahr um „blinde Passagiere“ handelt, die wahrscheinlich via Lkw oder Bahn aus Befallsgebieten nach Deutschland kamen.

Warum ist der Japankäfer so gefährlich?

Laut LTZ-Angaben besitzt der Japankäfer ein erhebliches Schadpotenzial, in erster Linie für den Obst- und Pflanzenbau. Aber auch für den Forst und sogar für Hausgärten besteht Gefahr, denn der Käfer befällt über 300 Wirtspflanzen. Typischerweise werden die Blätter befallener Bäume bis auf das Gerippe abgefressen. In der Folge werden geschädigte Pflanzen stark geschwächt oder sterben sogar ab.

Probleme gehen dabei nicht nur von den adulten Käfern aus, auch die Larven können große Schäden anrichten. Die Eier legt das Weibchen vorwiegend in feuchtem Gras ab. Die Larven ernähren sich dann von den Graswurzeln, wodurch die Pflanzen absterben und der Rasen braun wird.

Wie erkennt man den Japankäfer?

Der Japankäfer ist nicht sehr groß, auch wenn ihr Aussehen ansonsten schnell an die größeren Mai- oder Junikäfer denken lässt. Tatsächlich sind ausgewachsene Käfer sogar kleiner als eine 1-Cent-Münze. Ein Sprecher des LTZ beschreibt den Japankäfer wie folgt: „Er hat einen metallisch glänzenden, grünen Kopf und braune Flügel. Sein besonderes Merkmal sind fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Verwechselt wird der Japankäfer oft mit dem Gartenlaubkäfer oder dem größeren Rosenkäfer – heimische Arten, die keine nennenswerten Schäden verursachen.“

Wie kann der Japankäfer bekämpft werden?

Wie ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf Nachfrage mitteilte, handelt es sich bei dem Japankäfer um einen in der EU als sogenannter Unionsquarantäneschädling (UQS) an Pflanzen gelisteten Prioritären Schädling. In Italien breitete sich der Japankäfer in den letzten Jahren trotz Bekämpfungsmaßnahmen weiter aus. Seit 2020 tritt er im Tessin im Süden der Schweiz auf.

„Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts und die Fachexperten des Landes Baden-Württemberg sind seitdem in regem Austausch mit ihren Kollegen in der Schweiz und in Frankreich“, so der Sprecher des Ministeriums. Eine verstärkte Überwachung sowie die Information der Branchen und der Öffentlichkeit seien wichtige Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Pflanzenschutzdienst BW setzt auf Überwachungsnetz zur Früherkennung

Das LTZ teilt mit: „Das oberste Ziel des amtlichen Pflanzenschutzdienstes in Baden-Württemberg ist es, eine Ansiedlung des Japankäfers zu verhindern. Dies ist am ehesten möglich, wenn die Käfer möglichst früh – bevor sie sich vermehrt haben – gefunden werden.“

In ganz Baden-Württemberg habe der amtliche Pflanzenschutzdienst deshalb ein Überwachungsnetz mit 57 Fallen vor allem entlang der Hauptverkehrsadern aufgebaut. Im Gebiet um Weil am Rhein und Basel würden derzeit 23 Fallen grenzübergreifend kontrolliert.

Ist die Etablierung des Japankäfers in Deutschland noch zu verhindern?

Wie das BMEL mitteilt, wurde Am 3. August im Amtsblatt der EU die Durchführungsverordnung (EU) 2023/1584 veröffentlicht, die für die Bekämpfung und Tilgung des Japankäfers gilt. Die Verordnung harmonisiere die notwendigen Maßnahmen EU-weit zur Verhinderung der Ansiedlung und Ausbreitung und über Maßnahmen zur Tilgung und Eindämmung des Quarantäneschädlings in bestimmten abgegrenzten Gebieten der Europäischen Union.

Deutschland gilt aktuell bezüglich des Japankäfers weiterhin als befallsfrei, da es hier bislang nur Einzelfunde gegeben hat. Nun müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um eine Einschleppung des Japankäfers möglichst zu verhindern. Doch ist das überhaupt noch möglich?

Fraßschäden für die Forst- und Agrarwirtschaft solange wie möglich vermeiden

Auf Nachfrage der Redaktion teilte eine Ministeriumssprecherin mit: „Selbst bei einem fachwissenschaftlich prognostizierten hohen Etablierungspotenzial für Deutschland ist eine frühzeitige Erkennung des Auftretens und die Bekämpfung des Käfers äußerst wichtig, damit die dauerhafte Etablierung in Deutschland möglichst lange hinausgezögert wird. 

Jedes weitere Jahr ohne ‚Popillia japonica‘ ist ein Jahr ohne Fraßschäden für die Forst- und Agrarwirtschaft und für betroffene Kommunen im öffentlichen Grün. Jedes weitere Jahr ohne den Japankäfer hilft auch, Zeit zu gewinnen, um Forschungen zu weiteren Innovationen, aber auch zu alternativen biologischen Bekämpfungsverfahren durchzuführen.“

Ihre Mithilfe ist gefragt

Eine Etablierung des Japankäfers in Deutschland ist also wohl langfristig kaum zu verhindern. Jetzt geht es darum, diese so lange wie möglich hinauszuzögern. Für eine effiziente Überwachung bittet deshalb das LTZ die Bevölkerung, Käfer, auf die die Merkmale des Japankäfers zutreffen, zu fangen, einzufrieren und zu fotografieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundortes per E-Mail an Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de geschickt werden. Dort werden die Bilder ausgewertet und bei Bedarf weitere Maßnahmen ergriffen.

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Der Beitrag „Japankäfer in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme“ ist zuerst erschienen bei Forstpraxis.

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