Der entscheidende Hinweis kam vom Naturland-Verband, nach dessen Richtlinien Bernhard Sauer wirtschaftet. „Damit war gleich die Vermarktung gesichert“, sagt der Landwirt. „Pastinaken werden sehr gut nachgefragt, wegen ihres niedrigen Nitratgehalts vor allem für die Säuglingsnahrung“, berichtet er. Viele Ökobauern würden ihren Anbau allerdings zugunsten der Möhre meiden, weil Letztere ertragsstabiler und früher erntereif sei. Auch sonst fordert die Pastinake ackerbauliches und technisches Geschick. Als Sauer sie vor drei Jahren in seine Fruchtfolge aufnahm, musste er rumprobieren, um für seinen Standort das richtige Anbauverfahren und die passende Technik zu finden.
Anbau in Dämmen
Heute wächst die weiße Wurzel auf 3 ha und wird in Dämmen angebaut. „Wegen der Vorsommertrockenheit legen wir die Dämme bereits im Herbst an. Ziehen wir sie erst im Frühjahr, fehlt uns später die Kapillarität im Boden“, sagt der Betriebsleiter. Auch den Flachanbau hat er getestet, aber schnell wieder aufgegeben. „Unsere Böden sind zu schwer. Die Wurzeln rissen bei der Ernte ab.“
Sauer platziert die Pastinake nach Getreide. „So kann ich noch ein Zwischenfruchtgemenge einbauen“, sagt er. Im Spätherbst bricht er die Gründüngung um und ebnet die Fläche ein, um noch vor Winter die Dämme anzulegen. Sie werden mit einem Reihenabstand von 75 cm in den Boden gefräst. So bleiben sie bis zum Frühjahr unberührt liegen. Derweil setzt sich der Boden und es bildet sich eine Erdkruste.
Im April ist es Zeit für die Aussaat, aber vorher muss Sauer noch die Kruste aufbrechen. Hier arbeitet er mit einer ebenso ungewöhnlichen wie einfachen Technik. „Meine Eigenbaulösung besteht aus einem Stahlrahmen und einer eingehängten Baustahlmatte. Mehr nicht. Wie einen Hobel ziehe ich ihn hinter meinem Traktor über die Dammkronen und trage die obersten 2 cm Boden ab. So öffne ich die Saatreihe und erwische gleichzeitig die erste Unkrautwelle“, erklärt Sauer.
Vorsicht vor der Möhrenfliege
Jetzt kann der Samen in den Boden. Sauer verwendet Gladiator, eine Hybridsorte aus Holland. Eine vierreihige Gemüsedrillmaschine platziert die Samen mittig im Damm, in etwa 5 cm Tiefe. Nach wenigen Tagen platzt die Samenhülle – der richtige Zeitpunkt, um die zweite Unkrautwelle zu bekämpfen. Aber es besteht die Gefahr, den Keimling zu verletzen. Sauer arbeitet hier mit einem speziellen Hackgerät. „Wichtig ist, dass ich es sehr genau einstelle und langsam fahre, nicht schneller als 2 km/h.“
Ist die Pastinake aufgelaufen, bleibt nur noch die Handhacke, zumindest in der Pflanzreihe. „Dabei fallen zwischen 100 und 130 Akh/ha an“, sagt Sauer. Beikräuter zwischen den Dämmen und an der Dammflanke bekämpft er mit einem eigens modifizierten Häufelgerät aus dem Kartoffelanbau.
Auch Schädlinge hat er im Griff. „Eigentlich spielen nur Feldmaus und Möhrenfliege eine Rolle“, berichtet Sauer. Er musste aber noch nie biologische Insektizide einsetzen. „Gegen die Möhrenfliege ist es wichtig, einen Abstand in der Fruchtfolge von mindestens fünf Jahren einzuhalten“, betont er.
Frost macht ihr nichts aus
Ab November kann geerntet werden, muss aber nicht. „Theoretisch kann die Wurzel im Boden überwintern, sollten die Erntebedingungen schlecht sein“, erklärt Sauer. Seine Pastinaken holt er mit einem Klemmbandroder aus dem Boden und lagert sie wie die Rübe am Feldrand. Bis Dezember sind die Mieten meistens schon wieder geräumt. Mit einem Frontlader und einem Verladeband aus dem Zuckerrübenanbau werden sie auf Lkw verladen. Dabei fallen letzte Erdreste ab und die Pastinake verlässt frisch und sauber den Produzenten.
Der Ertrag der weißen Wurzel liegt etwas unter dem der Möhre und schwankt zwischen 250 und 500 dt/ha. „Die große Schwankungsbreite ist der Witterung geschuldet. Unser Betrieb liegt im Trockengebiet und wir haben keine Möglichkeit, zu beregnen“, erklärt Sauer. In guten Jahren beschert ihm die Pastinake einen Umsatz im vierstelligen Bereich. Seinen Aufwand beziffert er etwas genauer: „In Summe investiere ich etwa 150 Arbeitsstunden beziehungsweise 5.000 Euro/ha.“
In der Vermarktung hat sich der Unterfranke für die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG als Partner entschieden. „Die Pastinake bietet sich aber genauso als tolle Ergänzung für Betriebe mit Direktvermarktung an“, sagt er. Die Sauer`sche Pastinake landet am Ende meist im Kochtopf, um einer Suppe ihre süßlich nussige Würze zu verleihen.
Die Pastinake

Standort
Geeignet sind typische Rüben- oder Kartoffelböden. Für eine leichte Ernte empfiehlt sich auf schweren Böden der Anbau in Dämmen (75 cm Abstand). Auf sieb- fähigen Standorten kann auf den Damm verzichtet werden.
Düngung
Als Hackfrucht gehört die Pastinake zu den Starkzehrern. Sie braucht im Jahr etwa 100 kg Stickstoff pro ha. Ein Zuviel schlägt sich schnell als erhöhter Nitratwert in der Frucht nieder. Phosphor sollte im Rahmen der Fruchtfolge gedüngt werden und auch eine ausreichende Kaliumversorgung ist wichtig, vor allem für die Wassereffizienz.
Fruchtfolge
Die Pastinake kann alle vier bis fünf Jahre nach Zuckerrüben oder Getreide (hier bietet sich die Möglichkeit des Zwischenfruchtanbaus) stehen. Es ist wichtig, die Anbaupause einzuhalten, weil sonst Fruchtfolgekrankheiten wie Rhizoctonia, Erwinia carotovora und Pseudomonas auftreten können.
Sortenwahl/Aussaat
Zur Auswahl stehen Linien- und Hybridsorten. Die Sortenwahl hängt davon ab, ob für den Frischmarkt oder für die weitere Verarbeitung produziert wird. Dazu ist die Pastinake in Formen von 1 (schlank wie die Möhre, für den Frischmarkt) bis 5 (dick wie die Rübe, für die Verarbeitung) klassifiziert. Die Saatstärke liegt bei 150.000 Pflanzen/ha mit einem Tausendkorngewicht von 4 bis 5 g. Im konventionellen Anbau wird das Saatgut mit einer Beize pilliert.
Pflanzenschutz/Bewässerung
Für die Unkrautbekämpfung in der Pastinake eignen sich Herbizide aus dem Möhrenanbau. Neben Mäusen ist vor allem auf die Möhrenfliege zu achten. Gegen die Möhrenfliege ist ein Abstand in der Fruchtfolge von mindestens fünf Jahren einzuhalten. Pilzkrankheiten (Mehltau) spielen in der Regel nur in feuchten Jahren eine Rolle.
Ernte/Lagerung
Geerntet wird die weiße Wurzel ab November. Dafür eignen sich Klemmbandroder oder umgebaute einreihige Rübenroder. Die Pastinake lässt sich sehr gut am Feldrand unter Rübenvlies lagern und wird später mit Reinigungsbändern aus dem Rüben- oder Gemüseanbau gesäubert.
Naturland-Betrieb Sauer
Betrieb | Naturland-Ackerbaubetrieb, Bernhard Sauer (51 Jahre), Werneck-Mühlhausen, Unterfranken, Bayern |
Fläche | 120 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 5 ha Grünland |
Anbau | 38 ha Getreide, 15 ha Zuckerrüben, 10 ha Möhren, 3 ha Pastinaken, 8 ha Sonnenblumen, 14 ha Körnermais, 27 ha Leguminosen |
Standort | 55 Bodenpunkte, 550 mm Niederschlag, 220 m über NN |
Betriebszweige | Acker- und Futterbau |
Vermarktung | Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, www.marktgesellschaft.d |
