Besonders bei Wintergerste ist in der Herbstbehandlung ein hoher Wirkungsgrad gegen Ungräser und Unkräuter anzustreben. Warum? „Nachspritzungen enttäuschen regelmäßig in der Wirkung“, sagt Pflanzenbauberaterin Nina Waldorf vom Landwirtschaftsamt Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis.
„Es stehen keine neuen Wirkstoffe zur Verfügung, die Hauptlast der Gräserbekämpfung liegt auf dem Wirkstoff Flufenacet.“ Dieser Wirkstoff ist sowohl solo als auch kombiniert mit einem Unkrautpartner in vielen Produkten erhältlich.
Die Bodenfeuchte lässt sich nicht beeinflussen; ebenso wichtig ist die Bodenbeschaffenheit. Die Beraterin aus Baden-Württemberg empfiehlt daher ein Walzen vor der Spritzung.
Mit Prosulfocarb oder Chlortoluron gegen Ackerfuchsschwanz
Die Anwendung sollte zudem früh in den Auflauf des Ackerfuchsschwanzes erfolgen. Auch wegen besserer Verträglichkeit sind Anwendungen im Vorauflauf zu bevorzugen.
Die Kombinationen von Bodenherbiziden plus Axial ist eine Kompromisslösung. Ein Splitting wirkt sicherer und wird den jeweiligen Ansprüchen der Mittel besser gerecht.
Nutzen Sie vor allem bei hohem Druck durch Ackerfuchsschwanz die Wirkungsunterstützung von prosulfocarbhaltigen Produkten (Boxer) oder auch Chlortoluron.
Beraterin Waldorf: „Beim Wirkstoff Chlortoluron sind aber die Auflagen zu beachten und bei Weizen zudem die Sortenverträglichkeit. Auch die Auflagen zur Anwendungstechnik bei Pendimethalin und Prosulfocarb sind einzuhalten.“
Mit Flufenacet gegen Windhalm
Im Odenwald und auf leichten Böden ist nach Angaben der Expertin dieses Jahr teils stärkerer Windhalmbesatz zu beobachten. Aus dem Rhein-Neckar-Kreis sind weit verbreitete Resistenzen bei den Sulfonylharnstoffen bekannt.
Über die Herbstanwendung mit flufenacethaltigen Produkten lässt sich Windhalm meist sicher kontrollieren.
Zumischpartner gegen Unkräuter
Als Unkrautpartner im Herbst eignen sich vor allem Diflufenican (DFF), Pendimethalin und speziell bei Storchschnabel auch Metsulfuron (etwa in Alliance).
DFF wirkt sehr breit und ist leistungsstark in der Herbstanwendung. Als Bleacher kann er aber bei hohen Niederschlagsmengen und schlechter Saatgutablage zu Aufhellungen führen.
Für eine gute Herbizidwirkung im Herbst sind die Wirkstoffmengen auch aufgrund der Verträglichkeit auf ca. 80 g/ha zu beschränken. „In der vollen Aufwandmenge von Herold oder Generika-Produkten, die für die Mindestmenge an 240 g Flufenacet benötigt werden, sind aber 120 g DFF enthalten“, gibt die Beraterin zu bedenken. „Daher sind Eigenmischungen aus 0,4 l Herold + 0,2 l Fence oder 0,3 Herold + 2 l Malibu mit Begrenzung der Diflufenikan-Menge oft verträglicher.“
Empfehlungen im Herbst bei sehr geringem Ackerfuchsschwanzdruck
Nur auf Standorten mit sehr geringem Ackerfuchsschwanzdruck sind Behandlungen ohne Flufenacet anzuraten.
Bei mittlerer Gräserleistung lässt sich preiswert mit Mischungen des Wirkstoffs Chlortoluron arbeiten. Beachten Sie zwingend die Auflagen! Diese werden im Rahmen von Fachrechtskontrollen kontrolliert.
Mittlerer bis hoher Druck durch Ackerfuchsschwanz
Auf diesen Standorten ist der Einsatz von Flufenacet dringend zu empfehlen. Auch wenn die Wirkungsgrade besonders bei Trockenheit nicht ausreichen und auch mal bei 60 bis 70 Prozent liegen können, sollte trotzdem ein Einsatz erfolgen. Damit lässt sich der Ackerfuchsschwanz für eine mögliche Nachbehandlung im Frühjahr vorschädigen.
In den letzten Jahren waren die Gräser aufgrund der oft fehlenden Vegetationsruhe für die Frühjahrsbehandlung schon sehr weit entwickelt und damit schwerer bekämpfbar.
Hinzu kommen die Auflagen, die einen Einsatz teilweise erst nach Mitte März erlauben. Oft passen auch die Anwendungsbedingungen nicht, etwa wenn die Luftfeuchte für eine gute Wirkung zu gering ist.
Fazit der Buchener Pflanzenbauberaterin: Vor dem Hintergrund der nachlassenden Wirkung der Frühjahrsprodukte und der schlechten Aussichten neuer herbizider Wirkstoffe empfiehlt sich daher eine Vorlage im Herbst.
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