Angesichts des Klimawandels ist eine höhere Kapazität des Bodens zum Speichern von Wasser nötig. Gezielt organisches Material in den Boden "einzubauen" hat mehrere Vorteile:
- Das eingebrachte organische Material bindet das Wasser besser im Boden.
- Es unterbindet somit eine zu starke Verdunstung im Vergleich zum gewachsenen Sandboden.
- Die Abwärtsbewegung des Wassers wird verbessert, statt dass es seitlich abfließt.
„Diese gesteigerte Infiltration vermindert ganz praktisch den Wasserverlust durch Abfluss und erhöht zugleich die Speicherfähigkeit des Bodens“, sagt Dr. Andreas Muskolus, Leiter der Versuchsstation Berge vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) in Berlin.
So wird Kompost auf leichten Standorten ausgebracht

Auf der Versuchsstation Berge mit sehr leichten Sandstandorten von etwa 20 Bodenpunkten bringt er Kompost mit einer herkömmlichen Kabelfräse in den Boden ein. Zunächst werden dazu mehrere Linien in den Boden gefräst.
Dabei öffnete die Fräse den Versuchsacker bis zu 60 cm Tiefe. Die ersten 40 cm füllen die Forscher mit Kompost auf. Auf die restlichen 20 cm kommt wieder der zuvor ausgefräste Sandboden hin.
Darum wird nur Kompost mit zertifizierter Qualität verwendet
Beim Kompost handelt es sich um Grünschnittkompost mit zertifizierter Qualität. Er stammt aus einem Werk in Nauen, nicht weit von der Versuchsstation entfernt. Eingebracht wurde das Material bisher händisch. Mitarbeiter streuten den Kompost in die Schlitze. Die Mengen wurden exakt abgewogen, um sicherzustellen, dass in jeder Reihe die gleiche Menge Kompost steckt.
Diese Versuchsvarianten legten die Wissenschaftler neben der unbehandelten Kontrolle an:
- In einer Variante bekam der Boden mit der Fräse eine Tiefenlockerung, ohne organisches Material einzufüllen.
- Weiter folgen Varianten mit organischem Material streifenweise in zwei und drei Frässpuren.
Die Positionen jeder einzelnen Fräslinie werden per GPS festgehalten, sagt Projektleiterin Annika Behler. Im Anschluss düngte das Team die Fläche und säte Sommergerste.
Darum macht Kompost den Boden bei Trockenheit widerstandsfähiger
Die Versuche werden im Projekt DigiRoot angestellt. Gefördert wird das für 3 Jahre vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) Brandenburg. Ziel ist es, eine Technik zu entwickeln, mit der sich Böden rasch aufpäppeln lassen, um sie bei in Trockenzeiten widerstandsfähiger zu machen.
Neu ist der Ansatz nicht. In dem seit Jahren laufenden Projekt BonaRes, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, entstanden ähnliche Ideen. DigiRoot verfolgt einen praktischen Ansatz, der zu praxistauglicher Technik führen soll.
Darum gelangen die Wurzeln besser ans Wasser in tieferen Schichten
Das Ergebnis beeindruckte im vergangenen Sommer. „Die Effekte sind deutlich. Man sieht wirklich viel besseres Wachstum über den Streifen, die von uns angelegt wurden", sagt Muskolus.
Die Wurzeln nutzen demnach das Wasser, das in den aufgefüllten Streifen vorhanden ist oder das sich dort länger hält. Das fördert die Pflanzen. „Auf den ersten Blick ist eine bessere Durchwurzelung zu sehen“, sagt der Wissenschaftler.
Ein Grund: Der Oberboden ist über den Kompost besser mit dem Unterboden verbunden. So gelangen die Pflanzenwurzeln besser an das Wasser in tieferen Schichten. Schließlich ist auf leichten Böden das Wasser der limitierende Faktor. Erträge und Qualität der Sommergerste legten zu.
Darum macht Peter Kaim vom Havellandhof Ribbeck beim Kompostversuch mit

Vom Versuchsfeld geht’s auf den Betrieb: Diesen Winter gibt es einen ersten Einsatz bei Landwirt Peter Kaim, der den Betrieb Havellandhof in Ribbeck leitet. Er will für das Einziehen der Streifen und das Einbringen des Komposts eine eigene Technik entwickeln, die sich in die Betriebsabläufe integrieren lässt.
Kaim arbeitet mit der Versuchsstation zusammen, seitdem sie existiert. Nachhaltige Landwirtschaftsbetriebe haben selbst das allergrößte Interesse, die Ertragsfähigkeit ihrer Böden zu erhalten beziehungsweise zu verbessern, sagt der Ackerbauer.
Darum funktioniert das streifenweise Einbringen von Kompost zur Wasserspeicherung
Auf die Klimaveränderung selbst könne man kaum einwirken, aber auf die Arbeit auf dem Acker hat er einen hundertprozentigen Einfluss, etwa wenn er Kompost unter die Erde mischt.
Wie umfangreich die Wirkung tatsächlich ist, sollen die kommenden Jahre zeigen. „Mich hat überrascht, dass so früh so sichtbare Effekte zu sehen sind“, sagt Forscher Muskolus. „Das Prinzip des Wasserspeichers funktioniert - in welchem Umfang und wie lange, das finden wir heraus.“
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