Die Ackerbaustrategie wurde am 16.11.2020 in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft in den Stellungnahmen von neun Experten bewertet. dabei wurde klar: Die Herausforderungen stecken in den Details.
Diese Sachverständigen haben sich geäußert
Folgende Sachverständige haben sich unter Vorsitz von Alois Gerig, MdB, per Videoschalte geäußert:
- Prof. Dr. Frank Ewert, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Müncheberg,
- Dr. Thomas Gäbert, Vorstand Agrargenossenschaft Trebbin eG,
- Dr. Hubert Heilmann, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Gülzow,
- Prof. Dr. Henning Kage, Universität Kiel,
- Phillip Krainbring, Ackerbauer des Jahres beim CeresAward 2019,
- Hubertus Paetow, Landwirt, DLG-Vorsitzender,
- Prof. Dr. Carola Pekrun, Hochschule Nürtingen-Geislingen,
- Jan Wittenberg, Landwirt,
- Prof. Dr. Hubert Wiggering, Universität Potsdam.
Die einzelnen Stellungnahmen der Sachverständigen finden Sie auf der Seite des Deutschen Bundestags.
Das sagen die teilnehmenden Landwirte
Thomas Gäbert pochte darauf, die Betroffenen in die Lage zu versetzen, eine Strategie für ihre Betriebe zu entwickeln und das nicht durch zu viele Regeln zu bevormunden. Ein Problem sei, dass viele verfügbare Kulturen nicht angebaut würden, weil davon nur wenige abgenommen würden. Hier müsse der Absatz gefördert werden.
Jan Wittenberg forderte, die Ziele beim Bodenschutz höher zu stecken. So müsse der derzeitige durchschnittliche jährliche Humusabbau gestoppt und Humus wieder gemehrt werden. Er sprach sich dafür aus, dass nicht das Prinzip des Maximums zählen dürfe, sondern des Optimums.
Phillip Krainbring, der regelmäßig für die agrarheute-Kolumne Kopfdünger kommentiert, bemängelt, dass die Strategie die Tierhaltung nicht mit einbindet. Das werde bei Viehaltern in einigen Arbeitsbereichen zu erheblichen Problemen führen. Zudem gebe es Zielkonflikte zwischen den einzelnen Handlungsfeldern. So würden sich aktuelle Verordnungen und Gesetze mit der Ackerbaustrategie widersprechen.
Aus Sicht von Hubertus Paetow werde die Strategie dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen. Der Erfolg hänge aber auch davon ab, inwiefern andere Strategien, etwa UN-Nachhaltigkeitsziele, EU-Green Deal und Farm-to-Fork-Strategie Berücksichtigung finden. Dass der integrierte Pflanzenbau eine Leitlinie sei, begrüßt er, ebenso wie die angestrebte Effizienzerhöhung durch innovative Technik bei der Düngung. Am Ende sei aber Verlässlichkeit für die Betriebe entscheidend.
Das meinen wissenschaftliche Sachverständige zur Ackerbaustrategie
Für Prof. Frank Ewert führt die Fokussierung der Ackerbaustrategie auf einzelne Schläge zu einer Fragmentierung, die Wechselwirkungen nicht angemessen adressiert. Biodiversitätsverlust, Bodendegradation und Nährstoffaustrag würden sich nur bedingt auf der einzelnen Fläche bearbeiten lassen. Sie brauchten eine schlagübergreifende Perspektive.
Dr. Hubert Heilmann bewertete die wirtschaftliche Bewertung als zu unkonkret. Er sprach sich dafür aus, Prioritäten und konkrete Lösungsvorschläge zu formulieren, dafür weniger Absichtserklärungen.
Prof. Henning Kage wies darauf hin, dass die Minderung der Produktivität nicht das Ergebnis der Strategie sein dürfe. Am Ende dürften nicht auf Kosten anderer Flächen in der Welt zum Ausgleich Produkte importiert werden müssen. Er kritisiert zudem, dass das Glypohsatverbot als Beitrag der Biodiversitätsförderung verkauft werde. Viele Vorteile von Glyphosat würden außer Acht gelassen.
Prof. Hubert Wiggering hob hervor, dass Boden- und Klimaschutz immer zusammen betrachtet werden sollten. Der Humusaufbau sei ein fragiles Thema.
Prof. Carola Pekrun bemängelte, dass die genannten Ziele nicht quantifiziert würden. Damit beinhalte das Papier noch keine Strategie. Denn Strategien sollten Ziele definieren.
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