Düngeverordnung, Green Deal, Farm-to-fork und integrierter Pflanzenbau sowie klimatische Veränderungen fordern Ackerbauern einiges ab, nicht nur in Roten Gebieten. Gefordert wird
- mehr Ökolandbau, gesteigert national auf 30 und in der EU auf 25 Prozent,
- weniger chemische Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent bis 2030,
- mindestens um die Hälfte gesenkte Nährstoffverluste bis 2030.
Das gilt bei mindestens gleichbleibender Bodenfruchtbarkeit und lässt etwa minus 20 Prozent weniger Einsatz von Düngern und Nährstoffen erwarten. Es macht so eine höhere Nährstoffeffizienz nötig. Biostimulanzien sind dabei eine Lösung, welche die Industrie verstärkt anbietet. Mit neuen Angeboten sollen die Präparate richtig durchstarten.
EU-einheitliche Definition: Das sind Biostimulanzien
Biostimulanzien sind weder Dünge- noch Pflanzenschutzmittel. Vielmehr handelt es sich um den Oberbegriff für eine neue Klasse von Produktionsmittel nach der EU-Düngeprodukte-Verordnung (EU 2019/1009). Künftig bilden sie eine eigenständige Produktgruppe mit CE-Kennzeichnung (PFC 6).
Damit werden sie erstmals auf EU- Ebene rechtlich einheitlich definiert. Sie bieten neue, ergänzende Wege für den integrierten Pflanzenbau, um Qualitäten und Erträge abzusichern. Nährstoffe liefern sie nicht und sie werden auch nicht nach ihrer Dosis-Wirkungs-Beziehung definiert.
Vielmehr unterstützen sie Stoffwechselprozesse der Pflanze oder interagieren mit den chemischen und biologischen Komponenten in Kulturen und Böden. So fördern sie natürliche physiologische Prozesse. Ihre Wirkung geht über die von Düngemitteln hinaus, sollen sie doch die Effizienz der Dünger optimieren und den Nährstoffeintrag senken.
Keine Wundermittel: Das ist der Nutzen von Biostimulanzien
Biostimulanzien sind aber keine Wundermittel. Sie enthalten oft Substanzen oder Mikroorganismen. Das stimuliert natürliche Prozesse, welche die Nährstoffaufnahme und -effizienz steigern und die Stresstoleranz verbessern. Dazu gehören
- Aminosäuren,
- Mikroorganismen,
- Algenextrakte,
- Humin- oder Fulvosäuren,
- anorganische und bioidentische Substanzen.
Bei Stress und sich ändernden klimatischen Bedingungen mit langen Frühjahrsdürren, Hitzewellen und höheren Sommertemperaturen und bei mehr Extremwetter können sie besonders auch auf Grenzstandorten Vorteile bieten: Biostimulanzien
- fördern das Wurzelwachstum,
- erschließen den Wurzelraum,
- verbessern die Bodenstruktur,
- ändern den pH-Wert,
- schließen Bodenphosphat auf,
- fixieren Stickstoff durch Rhizobien,
- steigern die Abwehrkraft der Kulturen.
Teure Hoffnungsträger? Diese Skepsis herrscht bei Ackerbauern vor
Nach Angaben von Dr. Sven Hartmann vom Industrieverband Agrar e.V. (IVA), Leiter der Fachbereiche Pflanzenernährung und Biostimulanzien, wirken die Mittel vor allem auf Standorten und bei Umweltbedingungen, die wenig optimal sind. Sie seien „ein ergänzendes Instrument im Werkzeugkasten“ neben Pflanzenschutz, Düngung und Saatgut, „aber kein Ersatz“.
Zudem müsse das Erwartungsniveau zum Einfluss von Biostimulanzien „realistisch“ bleiben. Die Skepsis bei vielen Anbauern sei derzeit groß. Das liegt auch daran, dass die Mittel zum Teil vergleichsweise teuer sind und die Wirkung längst nicht immer hinlänglich und neutral bewiesen ist.
Laut Hartmann sind deshalb Qualitätsstandards und Versuchsergebnisse nötig, um die Vorteile der Präparate aufzuzeigen. Weiter ist eine intensive Beratung erforderlich, um die Möglichkeiten und Grenzen von Biostimulanzien zu erklären.
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